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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Castel Gandolfo Die Papst-Residenz wurde für Besucher geöffnet
Papst Franziskus hält wenig von Erholung. Die päpstliche Sommerresidenz ist verwaist. Daher dürfen nun Gäste einen Blick hinter die Mauern werfen und das Castel Gandolfo südlich von Rom besuchen. Ein paar Eindrücke präsentieren wir Ihnen in unserer Foto-Show.
In das Castel Gandolfo kamen bisher außer dem Kirchenoberhaupt selbst nur wenige rein. Jetzt darf jeder durch die Jahrhunderte alte private Wohnung Dutzender Päpste streifen. Seit dem 22. Oktober steht der Apostolische Palast am Albaner See für Besucher offen. Denn der jetzige Papst Franziskus nutzt ihn nicht, um sich vom Stress in Rom zu entspannen.
Der letzte Pontifex, der die frische Luft in den Albaner Bergen genoss, war Benedikt XVI. Sein Bild hängt im Zimmer der Privatsekretäre, auf einem gegenüberstehenden Tisch steht noch ein weiß-blaues bayerisches Fähnchen. Hierher zog sich der gebürtige Bayer Benedikt auch zurück, nachdem er im Februar 2013 zurücktrat und mit einem Hubschrauber in Richtung Castel Gandolfo entschwebte.
Doch Franziskus bleibt in Rom. Er hatte Benedikt einmal in Castel Gandolfo besucht und gemeinsam mit ihm gebetet. Eine Sensation war das, zwei Päpste gemeinsam im Gebet. Doch Erholung kennt der 79-jährige Argentinier nicht. Dass er die privaten Räume nun öffnet, liegt voll auf der Linie des volksnahen Papstes.
Das päpstliche Bett ist nur "Queen Size"
Überrascht dürften die Besucher vor allem über das päpstliche Bett sein. Es ist schmal. Nicht "King Size", eher "Queen Size". Ein messingfarbenes Gestell, eine gesteppte beigefarbene Tagesdecke, zwei Nachttische. Das war es. Unter dem Schlafzimmer eines Pontifex hätte man sich irgendwie etwas Pompöseres vorgestellt.
Neben dem Schlafzimmer sind unter anderem die Bibliothek und das Arbeitszimmer zu sehen. Brokat an den Wänden, Möbel im barocken Stil, Papststatuen und Gemälde. Auch die Pantoffeln diverser Päpste sind ausgestellt. Die Fenster öffnen den Blick auf den kreisrunden See, der dem Palast zu Füßen liegt. Den großen Garten der Päpste kann man schon seit 2014 besichtigen. Der päpstliche Bauernhof innerhalb der Anlage, die größer als der Vatikan ist, beliefert auch Franziskus in Rom mit Milch und Eiern von glücklichen Kühen und Hennen.
Das Castel Gandolfo ist seit 500 Jahren im Besitz des Vatikans
Seit fast 500 Jahren ist der Palast im Besitz des Vatikans. Hier ist Geschichte wie im Brennglas zu erleben. So soll Papst Pius XII. im Zweiten Weltkrieg Juden in Castel Gandolfo versteckt haben. Dutzende Frauen haben während des Krieges im Schlafzimmer des Papstes ihre Kinder bekommen. Um die 40 Babys sollen im Papst-Bett geboren sein.
Papst Johannes Paul II. nutzte die Anlage hingegen, um etwas für seine Fitness zu tun. Er joggte durch die Gärten, spielte Tennis und zog seine Bahnen im Schwimmbecken. Einem Paparazzo gelang hier sogar ein Schnappschuss des Papstes in Badehose.
Die Entscheidung kann jederzeit rückgängig gemacht werden
Dass Franziskus nicht mehr komme, sei "nichts skandalöses", betont der Kurator der Vatikanischen Museen, Sandro Barbagallo. Auch andere Päpste vor ihm hätten Rom nicht verlassen. Und falls sich Franziskus' Nachfolger dafür entscheide, wieder in den Gemächern zu residieren? Die Entscheidung des jetzigen Papstes könne natürlich auch wieder rückgängig gemacht werden.
Die Bürgermeisterin des Ortes hegt trotz allem die Hoffnung, dass Franziskus doch noch Interesse an der Sommerresidenz zeigt. "Er hat mich gefragt, ob ich böse auf ihn bin, weil er nicht kommt. Da habe ich natürlich gesagt nein", sagte Milvia Monachesi unlängst der Zeitung "La Repubblica". "Aber unsere Hoffnung, dass er doch kommt, besteht noch."
Weitere Informationen gibt es auf der Website der Vatikanischen Museen