Mailand Wiederentdeckte Fresken von Leonardo da Vinci werden restauriert
Armeepferde waren jahrelang die einzigen Bewunderer von Leonardo da Vincis Fresken im Mailänder Castello Sforzesco. Nun sollen bald wieder Menschen das Werk bestaunen dürfen.
Jahrzehntelang waren in einem Saal des Mailänder Schlosses Castello Sforzesco die Pferde der Armee untergebracht. Wie sich bei Restaurierungsarbeiten Ende des 19. Jahrhunderts herausstellte, fristeten sie ihr Dasein unter einem unvollendeten Kunstwerk des Universalgenies Leonardo da Vinci (1452–1519). Nun soll die mit seinen Fresken geschmückte Decke der Sala delle Asse endlich abschließend restauriert werden, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtet.
Die Stadt Mailand habe dazu eine Ausschreibung veröffentlicht. Insgesamt stünden 942.491,28 Euro für den Abschluss der Restaurierungsarbeiten zur Verfügung, heißt es. Interessierte Unternehmen hätten bis zum 20. Januar dieses Jahres Zeit, ihre Angebote abzugeben. Den Zuschlag werde das wirtschaftlich günstigste Angebot erhalten. Ziel sei es, die Halle rechtzeitig zu den Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo wieder für Besucher zugänglich zu machen.
Skizzen aus Holzkohle
Doch was macht diese Halle zu etwas Besonderem? Die Sala delle Asse befindet sich im nordöstlichen Eckturm des Castello, der sogenannten Falknerei. Von 1497 bis 1499 arbeitete Leonardo da Vinci im Auftrag des Herzogs Ludovico il Moro an der Ausgestaltung dieses Raumes. Sein Entwurf war ehrgeizig: Wände und Decke sollten sich in einen Baldachin aus ineinander verschlungenen Maulbeerbaumzweigen verwandeln und so die Vegetation vor den Mauern des Schlosses aufgreifen. Doch politische Unruhen und Leonardos Abreise ließen das Werk unvollendet. Es folgten Jahrhunderte der Vernachlässigung.
Ab dem 16. Jahrhundert wurde das Castello als Kaserne genutzt, die Sala delle Asse diente als Stall für die Pferde der Armee und wurde mit Kalk überzogen. Erst im 19. Jahrhundert brachte eine umfassende Restaurierung des Castello unter der Leitung von Luca Beltrami neue Erkenntnisse. Dabei stieß der Restaurator auf ein Monochrom, eine eindrucksvolle Holzkohlezeichnung von Wurzeln zwischen Felsen, die später Leonardo da Vinci zugeschrieben wurde.
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Seit 2006 arbeitet ein Expertenteam an der Konservierung des Kunstwerks. Im Jahr 2013 sicherten sie schließlich Leonardos Monochrom und entdeckten vorbereitende Zeichnungen an den Wänden. Diese Skizzen ließen die großartige Vision erkennen, die Leonardo für den Saal hatte, heißt es in dem Ansa-Bericht.
Während der Expo 2015 war die Halle zeitweise für Besucher geöffnet, 350.000 Gäste wurden damals gezählt. Auch zum 500. Todestag da Vincis im Jahr 2019 konnte die Sala delle Asse kurzzeitig besichtigt werden. Nun soll die Restaurierung abgeschlossen und ein Konzept für die künftige Ausstellung entwickelt werden, um der Stadt und ihren Besuchern ab 2026 ein weiteres kulturelles Highlight zu bieten.
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- ansa.it: "Sala delle Asse di Leonardo: bando di Milano per il restauro" (Italienisch)
- comune.milano.it: Offizielle Website der Stadt Mailand (Italienisch)