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Umstrittenes "Haus der Berge" in Berchtesgaden hat eröffnet


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Umstrittenes "Haus der Berge" in Berchtesgaden hat eröffnet

srt, Doris Wegner

27.05.2013Lesedauer: 3 Min.
Das "Haus der Berge".Vergrößern des Bildes
Das "Haus der Berge". (Quelle: Berchtesgadener Land Tourismus)

Der trubelige Hochsommer mit den internationalen Reisegruppen im Schlepptau ist in weiter Ferne. Wenige Berchtesgadener sitzen im Biergarten direkt am Ufer des Königssees, der in allen Grüntönen schillert. Nur ein paar Kilometer entfernt gibt es seit kurzem einen weiteren virtuellen Königssee. Und zwar im "Haus der Berge", das am 24. Mai in Berchtesgaden eröffnet wurde. Es ist das neue Informations- und Bildungszentrum des Nationalparks.

Gebäude als Kontrastprogramm

In Berchtesgaden ist der Neubau nicht unumstritten. Ein Unbekannter befestigte kürzlich gar ein Schild mit der Aufschrift "Heimatschande" an der Außenfassade. Im Ort zieren Geweihe und Schutzheilige die Hausfassaden. Das "Haus der Berge" ist das stahlgewordene Kontrastprogramm dazu. Projektleiter Ulrich Brendel - blonde Haare, hohe Stirn, kariertes Hemd - führt auf den erhöht liegenden Besucherparkplatz: "Von hier aus kann man die Architektur am besten verstehen." Ein mit Holzlamellen verkleideter Flachbau, darauf ein Würfel aus rostigem Kortenstahl mit riesigen Glasscheiben an den Frontflächen. Im Inneren ist eine Bergsilhouette zu erkennen. Sie sieht aus wie der Watzmann, soll aber nicht der Watzmann sein. Auch in diesem Punkt seien die Berchtesgadener empfindlich. Nein, diese Silhouette soll einfach den Berg an sich symbolisieren, so Brendel. Obwohl der Gipfel in der Kortenstahl-Vitrine dem Vorbild verdächtig ähnlich sieht, das hinter dem Museum schneeweiß ins Himmelblau ragt.

Steht das Haus am richtigen Fleck?

Dem Watzmann zur Seite stehen mit dem Hohen Göll, dem Hohen Brett und dem Jenner weitere beeindruckende Berchtesgadener Bergriesen. Es ist ein Paradeplatz für ein "Haus der Berge". Schon die Architektur soll zeigen - verantwortlich ist dafür das Atelier Brückner aus Stuttgart -, was im Nationalpark das Wichtigste ist: die Berge. Deswegen also die Vitrine mit dem Fast-Watzmann. Auch zu Hause stelle man schließlich seine "Kostbarkeiten hinter Glas" aus, sagt Brendel.

Auch der See hat seine Reize

Der Nationalpark Berchtesgaden ist Deutschlands einziger alpiner Nationalpark. 1,4 Millionen Besucher werden hier jährlich gezählt. Nicht alle kommen wegen des Natur- und Bergerlebnisses, viele lassen sich einfach über den Königssee schippern, der im Nationalparkgebiet liegt. Aber 40 Prozent kommen tatsächlich wegen der Natur und den Wanderwegen, um Gämsen und Steinböcke zu erleben oder den Steinadler kreisen zu sehen.

19-Millionen-Euro-Bau löst altes Büro ab

Um die Besucher über die Besonderheiten und die ökologische Bedeutung informieren zu können, gab es bislang nur ein kleines Infozentrum in der Ortsmitte. Räume, um etwa mit Schulklassen arbeiten zu können, gab es keine. Zum 25. Jubiläum des alpinen Naturreservats erhielten die Berchtesgadener vom damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber die Zusage für ein neues Nationalpark-Zentrum. Nun, zehn Jahre später, wird der 19-Millionen-Bau eröffnet. Jeder Besucher kann sich hier im Foyer kostenfrei über den Nationalpark informieren oder Tipps für Wanderungen holen.

Wasser, Wald, Almweiden und der Fels

Vier Lebensräume machen das Naturreservat aus. Das Wasser, der Wald, die Almweiden und der Fels. Alles zusammen ist in der Dauerausstellung "Vertikale Wildnis" zu erleben, welche die Besucher durchwandern können. Dazu müssen sie einen dunklen Gang passieren. Dahinter erleben sie den Königssee aus ungewohnter Perspektive: von unten. Kamera-Projektionen auf weißen Silhouetten vermitteln den Besuchern das Gefühl, auf dem Grund des Gewässers zu stehen. Schritt für Schritt nähern sie sich der Oberfläche, durchwandern dann die Wälder, gehen über Almen und erreichen schließlich die Felsen, in dem sie in die Kortenstahl-Bergvitrine aufsteigen und den Höhepunkt der Ausstellung erreichen.

Begeistern, nicht belehren

Projektleiter Brendel erklärt die Philosophie des Konzeptes. Die Schau soll begeistern, nicht belehren. Jetzt stehen sie offen, die großen Lamellen vor den Fensterscheiben. Doch die meiste Zeit der Schau werden sie geschlossen sein und eine elf mal 15 Meter hohe Leinwand bilden, auf der ein Film über die Bergwelt des Nationalparks zu sehen sein wird. Dann werden sich für drei Minuten die Lamellen öffnen und den Blick auf die echten Berge freigeben.

Weitere Informationen:
Anreise: Mit dem Auto von München über die A8 in Richtung Salzburg. Abfahrt Reichenhall/Berchtesgaden. Ab München dauert die Fahrt ca. zwei Stunden. Mit der Bahn dauert die Fahrt zweieinhalb bis drei Stunden.
Haus der Berge: Das Informations- und Bildungszentrum des Nationalparks Berchtesgaden liegt am südlichen Ortsrand in der Hanielstraße 7. Öffnungszeiten: Täglich 9 bis 17 Uhr.
Informationszentrum: Auf zwei Ebenen: ein Foyer mit allen wichtigen Informationen, Sonder- und
Wechselausstellungen, Kino und Bibliothek, Gastronomie, Nationalparkshop, Seminar- und Tagungsraum.
Dauerausstellung: Der Rundgang durch die Schau "Vertikale Wildnis" kostet Eintritt: Erwachsene 4 Euro, Kinder 2 Euro. Die Ausstellung ist barrierefrei.
Bildungszentrum: Es gibt Lernangebote für Gruppen und Schulklassen. Eingerichtet werden eine Waldwerkstatt, Wasserlabor, Wiesenküche, Felsnischen.
Außengelände: Das Alpinum präsentiert die besondere Pflanzenwelt des Nationalparks mit rund 1000 Blüten- und Farnpflanzen. Ein Amphitheater kann für Veranstaltungen genutzt werden.
Weitere Informationen unter Tel. 08652/64343 und im Internet unter www.haus-der-berge.bayern.de, www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de

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