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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Aktiv- & Skiurlaub Klettern am Fels für Anfänger: Rock it, Baby!
Spätestens, wenn sich die Kletterhalle im Sommer in eine Sauna verwandelt, verspüren viele den unwiderstehlichen Drang, beim Klettern echten Fels und die Ausgesetztheit scheinbar endloser senkrechter Wände zu spüren. In der freien Natur wird das Klettern zu mehr als der reinen sportlichen Betätigung: Es geht um körperliche und mentale Befreiung, die Konzentration auf das Wesentliche - sich selbst. Wer den Schritt von der Kletterhalle (oder anderen künstlichen Anlagen) an den Fels wagt, sollte einiges beachten. Sehen Sie mehr zum Klettern am Fels in der Foto-Show.
Klettern am Fels für Anfänger: Klettergarten
Einen "schonenden" Übergang von der Kletterhalle nach draußen ermöglichen Klettergärten, also Felswände, an denen ähnlich wie an künstlichen Anlagen mehrere kurze Routen auf relativ kleinem Raum bereits im Fels eingebohrt sind. Dort finden sich selbst Anfänger schnell zurecht, gleichen die Kletterrouten in Länge, Struktur und Absicherung doch meist denen in der Halle. Gleichzeitig bieten solche Kletterfelsen einen ersten Eindruck davon, wie das Klettern am Fels läuft: Während bisher farbige Griffe die Routen klar definierten, ist beim Klettern draußen ein wenig mehr Orientierung und Gespür für geeignete Griffe und Tritte nötig. Wer sich im Klettergarten wohl fühlt und weiter in die Materie einsteigt, kann sich dann mit ausreichend Training in längere Routen im alpinen Gelände wagen.
Klettern am Fels - Ausrüstung: Heavy Metal
Für Felsklettern gilt es zunächst, die Hallenkletterausrüstung etwas aufzustocken. Zu Seil, Gurt, Sicherungsgerät, Schuhen und Chalkbag gesellen sich grundsätzlich schon einmal Expressen (zwei durch ein fest gewebtes Band verbundene Karabiner). Diese kennt man bereits aus der Halle, wo sie fest in der Wand hängen. Beim Klettern am Fels muss sie jeder selbst in die eingebohrten Haken einhängen – und auch wieder mitnehmen, sonst wird es kostspielig. Hinzu kommen Bandschlingen, weitere Karabiner und ein Helm - schließlich kann von oben jederzeit loses Gestein herabfallen. Wer noch höher hinaus will und seine Routen selbst absichert, darf noch einiges mehr an Metall mit sich herum tragen: Sogenannte Klemmkeile und Friends sind im wahrsten Sinne des Wortes die "Freunde" eines jeden Kletterers.
Fallen beim Klettern: Psychospiele
Apropos Sicherungen: In der Kletterhalle ist etwa jeden Meter eine Sicherung angebracht – man fällt so meist nicht tief. Beim Klettern am Fels sieht das häufig anders aus. Wer sich aus der Schutzzone des Klettergartens heraus bewegt, muss mit großen Abständen und ausgesetzten Stellen rechnen, die auch für den Kopf fordernd sind. Schließlich hat ein Sturz im Freien meist größere Folgen: In schrägen oder komplett quer verlaufenden Routenabschnitten kommt es zu unangenehmen Pendelstürzen. Und insgesamt besteht bei entsprechendem Gelände stets die Gefahr eines schmerzhaften Aufpralls auf herausstehende Felsformationen.
Gut geplant ist halb geklettert
Vor dem ganzen Vergnügen steht die Planung und die ist wirklich nicht zu unterschätzen: Wie lange steige ich an, wie viele Seillängen muss ich bewältigen, wie schwer ist die Klettertour? Nicht selten ist man in der Kletterhalle solide im siebten Schwierigkeitsgrad unterwegs, draußen aber schafft man gerade einmal Routen im sechsten Grad. Und Fels ist nicht gleich Fels! Je nachdem, wo auf der Welt ein Kletterer unterwegs ist, trifft er auf die unterschiedlichsten Gesteinsarten und -formationen. Häufig entwickelt man gewisse Vorlieben für die eine oder andere Art, bevorzugt eher kraftraubende Henkel- oder technische Plattenkletterei.
Einen Übersicht über alles Wichtige zum Klettern am Fels findet man am einfachsten in speziellen Kletterführern: Dort sind die Routen in "Topos" skizziert und umfangreich beschrieben. Auch im Internet wird man teilweise fündig, denn hier veröffentlichen einige Kletterer ihre eigens angefertigten Skizzen. Alle Angaben sind aber mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten. Haken können inzwischen herausgebrochen oder entfernt worden sein oder der gesamte Routenverlauf hat sich aufgrund von Felsstürzen oder Ähnlichem geändert.
Klettertechnik: Umfädeln
Auch technisch muss man beim Klettern am Fels einiges mehr beachten. Um das nötige Rüstzeug zu lernen, besucht man am besten einen entsprechenden Kletterkurs bei den Alpenvereinen, einer Bergschule oder ähnlichen Anbietern. Diese Organisationen sind auf dem neuesten Stand der Sicherheitsforschung und vermitteln das Wissen direkt in der Praxis. Dazu zählen unter anderem die folgenden Techniken:
Eine Sportkletterroute in der Halle oder im Klettergarten endet üblicherweise bei etwa 30 Metern. Der Kletterer hängt sein Seil in eine Umlenkung ein und wird von seinem Partner wieder gemütlich nach unten abgelassen. Beim Klettern am Fels hängt oben meistens nur ein Ring. Dann muss man "Umfädeln": Man hängt sich selbst kurzfristig mit einer Schlinge und einem Karabiner in den Ring, löst das Seil vom Gurt, fädelt es durch den Ring und bindet sich anschließend wieder normal ein. Dies erfordert höchste Konzentration, damit am Ende alles wieder so verknotet ist, wie es sich gehört.
Klettertechnik: Mehrseillänge
Wenn eine Route länger ist, nennt man sie Mehrseillänge: Am Ende des ersten Kletterabschnitts (der ersten Seillänge) angekommen, baut der Vorsteigende einen "Stand". In viel begangenen Routen sind die dafür nötigen Haken bereits vorhanden, so dass der Kletterer nur mittels einer Bandschlinge und einiger Karabiner eine stabile Konstruktion baut, an der er sich selbst und den nachfolgenden Kletterer sichert. Diese Prozedur wiederholt sich dann immer wieder bis zum Ende der Klettertour.
Klettern: Friends und Klemmkeile setzen
Wenn zu wenige oder gar keine Haken in der Wand sind, muss der Sportler die Kletterroute selbst absichern. Dann kommen die bereits erwähnten Klemmkeile und Friends zum Einsatz. Sie werden in Risse und Löcher im Fels gesteckt und dort so verkeilt, dass sie einen möglichen Sturz abfangen können.
An einigen Kletterrouten kann man nach erfolgreichem Durchsteigen wieder bequem außen herum absteigen. Oft besteht aber auch die Möglichkeit, sich abzuseilen. Dafür wird das Seil durch einen dicken Ring gefädelt und nach unten geworfen. Schließlich hängt man sich mit einem speziellen Abseilgerät – viele Sicherungsgeräte schließen diese Funktion mit ein – ins Seil ein und lässt sich daran hinab.
Auf dem Berg: Glücksgefühle!
Gut vorbereitet, trainiert und mit Lust geht es dann am Fels nach oben in die (hoffentlich nicht) schwindelerregende Höhe. Neben traumhaften Aussichten, herausfordernden Kletterstellen und der vollen Konzentration auf das eigene Tun wartet am Ende jeder Klettertour der besondere Glücksmoment. Nämlich dann, wenn klar ist, dass man wieder einmal sich selbst überwunden hat.