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Angeln und Naturschutz: ein Widerspruch?


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Angeln und Naturschutz: ein Widerspruch?

Angelsport und Naturschutz sind logische Verbündete. Leider hat das noch nicht jeder begriffen. Angler, die ihren Müll am Ufer zurücklassen und sich um Regulierungen wie Mindestmaße, Schonzeiten oder Fangverbote nicht scheren, tragen wenig Gutes zum Image der Petrijünger bei. Dabei schaden sie aber nicht nur dem Natur- und Artenschutz, sondern auch ihren eigenen Interessen, denn die Fischbestände sind auf gesunde Ökosysteme angewiesen. Ein Appell zu mehr Verantwortung von unserem trax.de-Autor Kurt de Swaaf.

03.07.2013|Lesedauer: 4 Min.
Kurt de Swaaf
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Angelplätze ähneln oft Müllhalden

Schon wieder! Soeben hat man sich noch über die hübschen Schwertlilien und die üppige Ufervegetation gefreut, und dann das hier: Neben dem Schilf liegt ein Riesenknäuel Angelschnur, zwei Schritte weiter eine leere Maisdose und eine zerfledderte Verpackung für vorgebundene Haken. Vorhin waren es Bierflaschen plus eine Wurmbox aus Styropor. Verärgertes Kopfschütteln. Was soll das, wieso nehmen die ihren Dreck nicht einfach mit nach Hause? Zu faul zum Tragen? Nun, irgendjemand muss es ja tun, und so kehrt man heutzutage von mancher Angeltour mit mehr Müll als Fisch heim. Zum Heulen.

Angeln und Naturschutz.Vergrößern des Bildes
Der Natur ganz nah: Trotzdem spielt Naturschutz für manche Angler leider keine Rolle. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Das Umweltbewusstsein ist in unserer Gesellschaft während der vergangenen Jahrzehnte erfreulich stark angestiegen, aber bei manchen Anglern stoßen alle Appelle zum Schutz der Natur offenbar auf taube Ohren. Oder sie sind einfach nur zu dumm, um den Sinn dahinter zu verstehen. Nicht einmal kurzfristiges Vorausdenken scheint ihnen zu gelingen. Wie viele Petrijünger haben auch diese Zeitgenossen anscheinend ihre Lieblingsplätze, zu denen sie immer wieder zurückkehren. Trotzdem bleibt der Abfall liegen. Langsam aber sicher wandelt sich die Angelstelle zur Mini-Müllhalde. Wer fühlt sich mit so was wohl?

Deutsche Fische für deutsche Angler?

Sicher, die Angelvereine gehen mitunter radikal gegen Dreckspatzen vor und veranstalten regelmäßige Gewässer-Putzaktionen. Nicht auszudenken, wie es ohne solche Maßnahmen vielerorts am Ufer aussehen würde. Doch das Problem wird nicht wirklich kleiner, der Müll kehrt immer wieder. Schuld sind natürlich immer die anderen. Seit einiger Zeit müssen zunehmend "die Russen", Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, als Sündenböcke herhalten. Na klar, und die fangen "uns" sowieso alles weg. Schon werden bedenkliche Stammtischforderungen laut. Deutsche Fische für deutsche Angler. Noch mehr Dummheit.

Naturschutz liegt im eigenen Interesse der Angler

Eine Lösung ist vorerst nicht in Sicht, und das stimmt traurig. Die Verbindung zwischen Angelsport und Naturschutz liegt schließlich unübersehbar auf der Hand. Gesunde, naturbelassene Ökosysteme bringen gesunde, artenreiche Fischbestände hervor. Wer also möchte, dass wir und unsere Kinder in 10, 30 oder 100 Jahren noch Fische fangen und essen können, der muss auch vehement für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen und der biologischen Vielfalt eintreten.

Aber leider ist von Seiten der Petrijünger diesbezüglich noch immer zu wenig zu hören. Nach wie vor werden die öffentlichen Debatten zum Thema Natur- und Artenschutz überwiegend von den Grünen und den klassischen Umweltverbänden bestimmt. Deren große Verdienste und Erfolge sind unbestreitbar, doch wäre es nicht klug, wenn sich die Angler stärker einbringen und man so die Kräfte bündeln würde?

Mindestmaße, Schonzeiten, Fangverbote? Mir doch egal!

Selbstverständlich müsste man dazu auch mehr vor der eigenen Haustür putzen. Der Müll ist nicht das einzige Problem. Einige Hobbyfischer nehmen es auch mit den Bestimmungen nicht so genau. Mindestmaße, Schonzeiten, Sperrzonen und Fangverbote werden nur als lästig empfunden und vielmals ignoriert. "Betreten verboten" im Eisvogel-Brutgebiet? Ach, wenn's niemand sieht...

Ein ganz übles Beispiel solcher Ignoranz lässt sich zur Zeit am Oberrhein und seinen Nebenflüssen beobachten. Mit viel Aufwand versuchen die Verbände, dort den Lachs wieder anzusiedeln. Die Ergebnisse lassen leider noch sehr zu wünschen übrig. Die Meerforellen dagegen kehren in einige dieser Gewässer von selbst zurück. So auch am Neckar. Man freut sich, aber vielleicht zu früh. Denn obwohl die Wanderfische noch immer streng geschützt sind, stellen ihnen die ersten (einheimischen!) Angler schon wieder gezielt nach. "Es gibt doch genug", heißt es ihrerseits zur Erklärung für das eigene Fehlverhalten. Angesichts einer solchen Idiotie fällt einem die Beherrschung seiner Wut wirklich nicht leicht.

Ist Angeln überhaupt noch zeitgemäß?

Einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen Petrijüngern und nicht angelnden Naturschützern stehen gleichwohl noch weitere Hindernisse im Weg. Bei vielen Menschen, die sich im Bereich Umwelt- und Artenschutz engagieren, gelten Angler bekanntlich als fiese Tierquäler. Man nennt sie Mörder und Sadisten, droht ihnen mit Abschuss und sonstiger Unbill.

Bei allem Respekt für Vegetarier und Veganer: Homo sapiens hat im Verlauf seiner ganzen Evolutionsgeschichte als eigenständige Art Tiere gejagt und gegessen. Ob wir das heute noch tun, ist eine individuelle Entscheidung. Vielleicht ist der Wechsel zu einer rein pflanzlichen Ernährungsweise gar der nächste Schritt in unserer Entwicklung. Biologisch gesehen würde das durchaus einen Sinn ergeben. In diesem Fall könnte sich die wachsende Veggie-Gemeinde zu Recht als der fortschrittlichere Teil unserer Gesellschaft sehen. Angler und Jäger dagegen wären demnach archaische Relikte, Überbleibsel aus einer immer ferner zurückliegenden Vergangenheit. Vielleicht.

Der Natur ganz nahe kommen

Aber es gibt noch einen anderen Aspekt. Die meisten Angelfreunde – ja, auch die "Russen" – treibt ein Bedürfnis nach Nähe ans Wasser, nach Nähe zur Natur. Für Einige mag diese Sehnsucht eher diffus sein, doch sie ist da, tief in uns. Wer sie versteht, weiß, warum es manchmal völlig egal ist, ob man etwas fängt oder nicht. Wir wollen uns draußen mit der Welt verbunden fühlen, in einer möglichst intakten Landschaft, und diese mit allen Sinnen erleben. Eine Kreatur sein unter Millionen anderen. Das können, das dürfen wir uns nicht nehmen lassen.

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