Hobbyastronomen, aufgepasst! Das sind dieses Jahr die besten Reiseziele für Sternengucker
Wer in einer Stadt wohnt, kennt das Problem: Bis auf den Mond und die hellsten Sterne und Planeten bleibt der Himmel nachts grauschwarz. Wo Sie wirklich etwas zu sehen bekommen, lesen Sie hier.
2024 war reich an außergewöhnlichen astronomischen Ereignissen – von intensiven Polarlichtern in unerwarteten Breitengraden über die totale Sonnenfinsternis in den USA bis hin zum Erscheinen des Kometen Tsuchinshan-Atlas über Europa. Hinzu kamen mehrere beeindruckende Supermonde sowie der seltene Anblick des Blaumondes und des Blutmondes, die das öffentliche Interesse an astronomischen Phänomenen neu entfacht haben.
All diese faszinierenden Phänomene haben dem Astro-Tourismus zu neuem Aufschwung verholfen. Hierbei zieht es Reisende – sogenannte Stargazer (auf Deutsch: Sternengucker) – an Beobachtungsorte, wo sie Polarlichter, Planeten und Sternschnuppen ohne störende Lichtverschmutzung beobachten und fotografieren können.
Wo Astronomie-Fans am meisten zu sehen bekommen, hat jetzt Tourlane, ein Online-Anbieter für maßgeschneiderte Reisen, im Rahmen einer Datenauswertung herausgefunden. Ziel war es, die dunkelsten Orte der Welt zu identifizieren und festzustellen, wie stark Lichtverschmutzung diese beeinträchtigt. Zudem wurde die Wahrscheinlichkeit, Polarlichter zu sehen, berücksichtigt und es wurden Wetterdaten analysiert.
Australien bietet die besten Bedingungen für Sternengucker
Besonders gute Bedingungen finden Hobbyastronomen in Australien. Das Outback ist der ideale Ort für die Sternenbeobachtung, denn hier finden sich oft sehr klare und weite Himmel und die Lichtverschmutzung ist sehr gering. Orte wie das Naturreservat River Murray in der Nähe der Stadt Adelaide oder der Nationalpark Warrumbungle im Bundesstaat New South Wales bieten ungestörte Aussichten auf den Nachthimmel. Hier sind Sternenbilder wie das nur auf der Südhalbkugel zu sehende Kreuz des Südens zu beobachten.
Durch die geografische Nähe zum magnetischen Südpol bietet sich hier außerdem die Chance, die Aurora australis zu sehen – die südliche Entsprechung unserer Nordlichter Aurora borealis.
Island ist Europas Hotspot für Astro-Touristen
Die geografische Nähe zum nördlichen Polarkreis macht auch Island zu einem idealen Ziel für Sternenfans. Kaum ein anderes Land bietet so gute Chancen, die faszinierenden Nordlichter – Aurora borealis – zu sehen. Besonders die Asbyrgi-Schlucht und der Thingvellir-Nationalpark sind attraktive Orte für die Beobachtung.
Wie dunkel es in Island wird, verdeutlicht ein Blick auf die Leuchtdichte im Thingvellir-Nationalpark, die dort bei 21,77 mag./arc sec² liegt (Maßeinheit: Magnitude pro Quadratbogensekunde). Je höher dieser Wert, desto dunkler der Ort – was günstige Bedingungen für die Sternenbeobachtung schafft. Zum Vergleich: In Berlin beträgt die Leuchtdichte 18,4 mag./arc sec² und in New York 17,5 mag./arc sec². Bei diesen Helligkeitswerten lassen sich am Nachthimmel fast keine Sterne erkennen.
Islands touristische Infrastruktur ist außerdem bestens auf die Bedürfnisse von Astro-Touristen abgestimmt. Es gibt spezielle Unterkünfte für Sternenbeobachter und eine Vielzahl von organisierten Touren zu den Polarlichtern.
Namibia: Sterne beobachten, wo die Astronomen forschen
Ein führender Wissenschaftsstandort für die internationale Astronomie-Gemeinschaft ist Namibia im Südwesten Afrikas. Dadurch wird das Land auch für Hobby-Sternengucker immer attraktiver. Das NamibRand-Naturreservat, das sich über 200.000 Hektar erstreckt, gehört zu den größten zugänglichen Dark-Sky-Gebieten der Welt. Die Zertifizierung Dark Sky wurde von der International Dark-Sky-Association verliehen, die sich für den Schutz dunkler Orte vor Lichtverschmutzung einsetzt.
In Namibia gibt es zahlreiche Sternwarten und sogenannte Astrofarmen, die sich auf die Bedürfnisse von Astro-Touristen spezialisiert haben. Das NamibRand-Naturreservat zieht Nachthimmelfotografen aus der ganzen Welt an, die hier beeindruckende Aufnahmen vom Nachthimmel machen.
Wo zeigen sich in Deutschland Polarlichter?
In Deutschland sind Polarlichter traditionell selten beobachtbar, doch in den vergangenen Monaten wurden vermehrt Sichtungen registriert (zuletzt in Baden-Württemberg). Dies ist auf besonders aktive Sonnenstürme zurückzuführen. Solche Lichterscheinungen lassen sich besonders gut an dunklen Orten wahrnehmen. Zu den dunkelsten Regionen Deutschlands gehören der Nationalpark Eifel, die Inseln Pellworm und Spiekeroog sowie das Westhavelland. Wo man in Deutschland Polarlichter sehen kann, lesen Sie hier.
Weitere Erkenntnisse aus der Untersuchung von Tourlane:
- Wer Polarlichter sehen möchte, findet auf Island die besten Bedingungen vor. Auch in den südlichen Regionen Neuseelands und Australiens, im US-Bundesstaat Alaska sowie auf der norwegischen Insel Spitzbergen sind die Chancen, die durch Sonnenstürme verursachten Lichterscheinungen zu beobachten, sehr hoch.
- Die Wüstenlandschaften Saudi-Arabiens bieten ideale Voraussetzungen für eine ungestörte Sicht auf die Milchstraße und andere astronomische Phänomene. Besonders dunkel und daher hervorragend geeignet für Sternenbeobachtungen sind die Naturreservate AlʿUla Manara und Al-Gharameel. Dank der 96-prozentigen Wahrscheinlichkeit wolkenloser Sommernächte genießen Touristen hier nahezu perfekte Sichtverhältnisse.
- In Irland, wo die durchschnittliche Leuchtdichte des Landes besonders niedrig ist, bieten Regionen wie Kerry optimale Bedingungen für die Sternenbeobachtung, da sie nachts besonders dunkel werden. Auch der Nationalpark Mayo, der als Dark-Sky-Park anerkannt ist, zieht viele Sternengucker an.
Diese Himmelsereignisse erwarten uns im Jahr 2025
Gleich im Frühjahr erlebt Europa eine totale Mondfinsternis (14. März) sowie kurz darauf eine partielle Sonnenfinsternis. Später im Jahr dürfen Hobbyastronomen sich auf zwei Kometen freuen. Wann genau sie an unserem Nachthimmel erscheinen und welche Sternschnuppen besonders hell glühen werden, lesen Sie hier.
- Dieser Text wurde teilweise mit maschineller Unterstützung erstellt und redaktionell geprüft. Wir freuen uns über Hinweise an t-online@stroeer.de.
- tourlane.de: "Der Stargazing-Index 2024"