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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mode & Beauty Over the top: Hut-Mode
Von Al Capone über Humphrey Bogart in "Casablanca" bis zu Harrison Ford als Indiana Jones - sie alle wären nur halb so cool ohne ihren markanten Hut. , ihre Geschichte und wo man heute die feinsten Modelle findet - wanted.de macht für Sie den Style-Check.
Er bietet Ihnen Schutz, doch das ist bei einem Hut eher zweitrangig. Das Gentleman-Accessoire ist im wahrsten Sinne das i-Tüpfelchen, die Krönung Ihrer Garderobe sozusagen. Weil jeder seinen eigenen Kopf hat, darf es hier kein Modell von der Stange sein. Die perfekte Passform garantiert nur ein waschechter Hutmacher.
Ehrung für den Hutkönig
Der Hutkönig in Regensburg zählt zu den ältesten Manufakturen in Deutschland und war bereits Königlich Bayerischer Hoflieferant. Hutmachermeister Andreas Nuslan steht hier schon in vierter Generation am Filz und fertigt feinste Hüte für das Königshaus in Thailand über Adelshäuser in ganz Europa bis hin zum Papst. Aber auch heute kann sich die Hutmanufaktur sehen lassen: Der Hut Indiana Jones aus sibirischem Wildhasenhaar wurde vom Verband Deutsche Manufakturen e.V. zum Manufakturen-Produkt des Jahres 2014 gekürt. >>
Im Wilden Westen von coolen Cowboys wie John Wayne getragen, rangiert der Stetson unter den beliebtesten weil zeitlosesten Hüten. Seinen Namen verdankt dieses Hutmodell seinem Erfinder John Batterson Stetson. Sein Vater führte bereits die berühmte "No Name Hat Company". Er selbst versuchte sein Glück zunächst als Goldgräber. Den Naturgewalten ausgesetzt, machte ihn die Not erfinderisch: Aus Filz fertigte er den wasserabweisenden Hut "Boss oft he Plains", der 1860 den Grundstein für das Erfolgsunternehmen legte.
Traditionell aus Biberfell-Filz gefertigt, schützte er vor Regen, Schnee und Sturm ohne seine Form zu verlieren. Das Original mit seiner typischen, breiten Krempe ist bis heute bei Stetson in ebenso zeitlosen Farben wie Braun, Beige oder Schwarz für 125 Euro erhältlich.
Fedora aus Filz
Der Mann von Welt entschied sich seit jeher für einen Fedora - einen Hut aus Filz. In Großbritannien nennt man ihn Trilby. >>
Die Fedora bezieht ihren Namen aus dem gleichnamigen Theaterstück nach der Protagonistin Prinzessin Fedora Romazova, die einen solchen Hut trug. Der Trilby verdankt seinen Namen ebenfalls einem Theaterstück bzw. gleichnamigem Roman von George du Maurier (1894). In der Londoner Uraufführung kam diese Hutform zum Einsatz und Johnny Depp trägt ihn noch heute mit Vorliebe. Bis in die 60er Jahre galt er als unverzichtbaren Teil des Geschäfts- oder Gesellschaftsanzugs. Auch Nuslan bevorzugt bei seinen "Anfertigungen das Material Filz, hier im besonderen Haarfilz. Dieses Material ist leicht, atmungsaktiv und wasserabweisend und für Outdoor bestens geeignet." Bänder und Schleifen, ob aus Leder, Rips oder Seide - das Band am Hut sorgt für ein zusätzliches modisches Detail.
Der Trilby ist durch den markanten Knick längs der Krone und die Einkniffe auf beiden Seiten gekennzeichnet. Hutfabrikant Phillip Möckel fertigte 1882 eine neue Variante und damit einen echten Verkaufsschlager: den Homburg. Bei dem hohen Hut wird die eigefasste Krempe leicht nach oben gebogen. Solche und weitere Hutklassiker finden Sie bei Mayser, wo schon seit 1800 Hüte per Hand gedämpft, geweitet, genäht, gesteift und gebürstet werden.
Einer der edelsten Fedoras dürfte der Borsalino sein. 1857 von von Giuseppe Borsalino gegründet, steht die berühmte Marke für feine Hüte aus Kaninchen und Nutriahaar. Sie zeichnen sich durch ihr geringes Gewicht aus. Wenn Humphrey Bogart in Casablanca seinen Hut schützend ins Gesicht zieht, so handelt es sich um einen wasserabweisenden Borsalino. Gemeinhin schmückt das feine Leichtgewicht gerne coole Mafiosi-Darsteller wie Alain Delon und Jean Paul Belmondo, die im Filmklassiker "Borsalino" modisch behütet herumballern.
Als eines Tages im Jahr 1980 Harrison Ford und Steven Spielberg in das Atelier des britische Traditionshutmacher Herbert Johnson spazierten, beauftragten sie ihn mit einem seiner inzwischen berühmtesten Modelle: den Hut von Indiana Jones. Der Kult-Hut beruht auf Johnsons 1890er Klassiker Poet Hat, jedoch mit seitlich schmalerer Krempe sowie einem schmaleren Band und kostet um 340 Euro. >>
Neben klassischen Modellen um 500 Euro kann man bei Nuslan "aber auch knapp 800 Euro für einen sehr ausgefallenen Langhaar Velourhut aus Hasenhaar ausgeben". Ein ebenfalls ungewöhnliches Modell biet das schwedisch-japanische Label Horisaki Design & Handel: Gebrannter Kaninchenpelz wird zu einem klassischen Hutmodell verarbeitet (für 899 Euro). Den modischen Nachwuchs sichern Designer wie Rike Feuerstein. Die Berliner Hutmacherin begeistert regelmäßig auf der Fashionweek mit ihren Kreationen, die bereits mit dem RedDot Design Award 2013 ausgezeichnet und zudem für den Deutschen Designpreis 2015 nominiert wurden.
Melone, Derby, Bowler und Panama Hut
Zum Pferderennen, in der Oper oder zum Sonntagsspaziergang trägt der englische Gentleman nur ihn: den Bowlerhat. Seinen Namen verdankt der steife runde Hut den Hutmachern Thomas und William Bowler. Wir kennen dieses runde Hutmodell mit der kurzen Krempe als Melone, das nicht nur Charly Chaplin oder Winston Churchill favorisierten. Rüpelsänger und Ex von Traumfrau Kate Moss, Pete Doherty, trägt ihn auch noch heute. Der Earl of Derby trug zu Pferderennen ausschließlich ein graues Modell mit breitem Seidenband, weswegen er in den USA auch Derby genannt wird.
Ernest Hemingway zählte zu seinen größten Fans: der Panama Hut. Auch wenn der sommerlich leichte Strohhut eigentlich aus Ecuador stammt, so wird er doch Panama Hut genannt. Die Geschichte ist ganz einfach: Der Hut wurde hauptsächlich nach Panama exportiert. Dort kamen zu Goldgräberzeiten viele Reisende auf ihrem Weg zur Westküste vorbei, kauften den hellen Hut mit dem typischen dunklen Band und dachten, er stamme aus Panama. Und so wird einmal mehr aus Stroh Gold.
Ein Strohhut für 20.000 Euro
Lediglich aus Stroh gefertigt, kostet das luftige Original aus den Städten Montecristi und Cuenca jedoch bis zu 20.000 Euro. Sie werden bis heute aus dem sehr feinem Stroh der Toquillapalme von Hand gefertigt. Das exklusive Material und die aufwändige Flechttechnik, bei der ein Hut bis zu drei Monaten braucht, rechtfertigen den stattlichen Preis - je feiner das Gewebe, desto höher der Preis. Ein klassisches Hemingway-Modell variiert so zwischen 300 und 4500 Euro. Alle Modelle finden Sie auch nochmal in unserer Foto-Show.