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Drohende Preiswelle nach Franken-Schock


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Franken-Schock im Uhrenmarkt

Die Aufwertung des Franken wird den Uhrenmarkt verändern: Wer sich einen edlen Zeitmesser zulegen will, der sollte sich beeilen. Denn auf Anfrage von wanted.de haben diverse Hersteller Preiserhöhungen angekündigt. Vor allem Uhren im unteren und mittleren Preissegment bis 10.000 Euro dürften teurer werden. Eine Momentaufnahme vom Markt – und ein Blick auf interessante aktuelle und kommende Modelle.

30.01.2015|Lesedauer: 5 Min.
Frank Lansky - wanted.de
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Radikale Kehrtwende Mitte Januar: Die Schweizerische Nationalbank hob überraschend den Mindestkurs des Franken gegen den Euro auf, der Franken verteuerte sich um rund 20 Prozent. Der Schritt war eine Vorwegnahme der erneuten Schwächung des Euro durch die Europäische Zentralbank: Die EZB feuert ihre finanzpolitische Bazooka ab, sie will in den nächsten eineinhalb Jahren Staatsanleihen im Volumen von 1,14 Billionen Euro kaufen.

Teure Schweizer Komponenten

Die Notenbank schafft sich Geld für den Kauf der Bonds aus dem Nichts, um die maroden Südländer zu stützen und den Export anzukurbeln. Der Euro wird damit zur Weichwährung. Schweizer Feinmechanik und Uhren werden nun wegen beiden Schritten teurer. Vor allem im unteren bis mittleren Preissegment. >>

Max Bill Chronoscope von JunghansVergrößern des Bildes
Max Bill Chronoscope von Junghans (Quelle: Hersteller-bilder)

Denn hier kommen Edelmetalle und teure Komplikationen wie Tourbillons kaum zum Einsatz. Technische Bauteile und ganze Kaliber fallen bei der Preiszusammensetzung der Uhren somit besonders hoch ins Gewicht. In Singapur stürmten die Kunden nach der Franken-Freigabe die Läden: Verkäufer des Fachhändlers The Hour Glass berichteten der Nachrichtenagentur AFP, in vielen Filialen seien am Wochenende pro Tag 25 bis 30 Rolex-Uhren über die Theke gegangen - normalerweise seien es vier bis fünf. Besonders beliebt seien Einsteiger-Modelle ab 10.000 Singapur-Dollar (rund 6500 Euro).

Als einer der ersten reagierte Swatch-Chef Nick Hayek, er sprach von einem "Tsunami". Der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte er, Swatch werde seine Preise in Europa für Marken wie Breguet, Blancpain, Omega und Longines zwischen fünf und zehn Prozent erhöhen. Wie wir aus dem Markt hören, hat der Konkurrent Rolex Händlern eine Preiserhöhung von vier Prozent angekündigt. Swatch ist auch ein großer Lieferant von Komponenten. >>

In fast allen Uhren finden sich die bewährten Basiskaliber der Tochterfirma ETA, etwa das Valjoux 7750 und dessen Modifikationen. Dass dieses Uhrwerk so gefragt ist, liegt an den hohen Kosten für die Entwicklung eines Kalibers, nur wenige Hersteller bieten eigene Werke an. Swatch dagegen schwamm nach dem Quarz-Schock in den Siebzigern gegen den Strom und kaufte in der zusammenbrechenden Schweizer Uhren-Industrie kräftig zu – heute hält Swatch de facto das Monopol bei mechanischen Uhrwerken.

Sinn und Junghans warnen vor höheren Preisen

Und so wirkt sich der Franken auch auf die deutschen Hersteller aus. Lothar Schmidt, der Chef von Sinn in Frankfurt, erklärte auf Anfrage von wanted.de: "Die Schweiz ist nach wie vor Zuliefermarkt Nr. 1 für die deutsche Uhrenbranche. Neben jährlichen Steigerungen der Einkaufspreise von bis zu 15 Prozent kann die Konsequenz der Wechselkursveränderung in der Kalkulation der deutschen Hersteller nicht unberücksichtigt bleiben. Es wird ein schwieriger Spagat sein, die notwendige Marge zu stabilisieren und den inländischen Verbrauchern die Notwendigkeit von Preiserhöhungen zu vermitteln in der Zeit von praktisch nicht vorhandener Inflation."

Matthias Stotz, Chef von Junghans im Schwarzwald, zeigte sich auf unsere Anfrage ebenfalls besorgt: "Auf die Uhrenfabrik Junghans kommt neben der bereits unerwartet starken Preiserhöhung der ETA zum Jahresende 2014 eine deutliche Steigerung der Herstellkosten durch die Entscheidung der Schweizer Notenbank zu. Dies liegt an der Tatsache, dass wir hochwertige Quarz- und Mechanik-Uhrwerke sowie einzelne Komponenten für unsere hauseigene Funkwerkefertigung aus der Schweiz beziehen. Das zwingt uns, die heutige Preisstellung genau zu überprüfen und gegebenenfalls zu reagieren."

Krisen verschieben Nachfrage nach unten

Entspannter zeigte sich Nadja Damasko von der gleichnamigen Manufaktur in Barbing bei Regensburg: "Aufgrund der wirtschaftlichen Krisensituation weltweit haben viele Hersteller begonnen, Ihre Modelle etwas günstiger zu positionieren. Einige Hersteller bauen ihr Einstiegssegment deutlich aus, was auch Modelle im Vintage- und Retro-Stil beinhaltet." Und genau hier liegt die Crux. Tatsächlich hat die Rubelkrise die Nachfrage aus Russland abgewürgt, gleiches gilt für die Antikorruptionskampage in China und die Erhöhung der Mehrwertsteuer in Japan. Doch das bedeutet keineswegs Preis-Entwarnung für die Käufer in Europa – der Einkauf verlagert sich nun nach unten, gefragt sind jetzt nicht mehr die Protzmodelle mit Blink-Faktor. Sondern eben die Uhren in der Preisrange bis 10.000 Euro. >>

In Deutschland ist die Lage nach dem Franken-Entscheid noch ruhig, was aber auch an der Saison liegt: "Wir spüren keine größere Nachfrage. Die Kunden äußern sich ziemlich sauer darüber, das ist das einzige. Uhren werden vor Weihnachten zum Verschenken gekauft oder für sich selbst, daher ist die Nachfrage nicht riesig und die Situation für uns entspannt," urteilte Manfred Nickels, Inhaber des Juweliers Uhren Nickels in Frankfurt, im Gespräch mit wanted.de.

Der Händler erläuterte weiter: "Die Schweizer Uhrenmarken haben uns keine drastischen Preiserhöhungen angekündigt. Ich glaube auch nicht, dass sie das durchsetzen könnten. Die Nachfrage in China und Russland ist drastisch geschrumpft. Das trifft auch die Uhrengeschäfte hart, die beispielsweise in Frankfurt und besonders in Berlin vor allem von russischen und chinesischen Kunden leben. Zudem ist der spanische Markt fast zusammengebrochen. Die meisten Schweizer Uhrenhersteller haben volle Lager, und diese Uhren werden zunächst alle zum alten Preis angeboten. Damit gewinnen sie viel Zeit, um mit der Situation klarzukommen. Sie warten einfach ab. Wir werden unsere Preise deswegen sicher nicht erhöhen. Das wird kaum einer in unserer Branche machen."

Weichwährung Euro

wanted.de teilt diese Einstellung nicht. Die Signale aus dem Markt lassen nur eine Vermutung zu: Die Hersteller werden die Preise erhöhen, wenn auch nicht jede Marke dies durchsetzen kann oder will. Montblanc beispielsweise soll laut Branchen-Insidern die Preise stabil halten. Auf die Uhren, die schon ausgeliefert sind, wird der Franken ebenfalls keinen Einfluss haben. In sechs bis zwölf Monaten jedoch schon.

Die Euro-Schwächung wird genau wie der Niedrigzins Sachwerte verteuern, wie sich schon lange bei Kunst, Möbeln, Immobilien oder selbst Whisky beobachten lässt. Auch bei Uhren sind die Preise seit Jahren langsam nach oben gewandert. Der stärkere US-Dollar wird die Nachfrage nach in Euro gepreisten Uhren ankurbeln. Daher werden die Hersteller in der Bundesrepublik der Versuchung nicht widerstehen können, ebenfalls die Preise anzuheben. Außer natürlich, die Weltwirtschaft stürzt in eine Rezession und die Nachfrage bricht ein. Einige neue Modelle zu Baselworld 2015 und attraktive Uhren aus aktuellen Kollektionen sehen Sie in unserer Fotoshow.

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