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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mode & Beauty Das bedeuten die Logos der Uhren-Champions
What’s in a name? Hinter den Namen und Logos der Uhrenhersteller verbergen sich mitunter faszinierende Episoden aus der europäischen Wirtschaftsgeschichte. wanted.de hat sich schlau gemacht. Wie die Uhrenhersteller zu ihren Logos gekommen sind, stellen wir in unserer Foto-Show vor.
Viel europäische Geschichte erzählt die Marke Patek Philippe, sie wurde im Jahr 1839 von den zwei polnischen Einwanderern Antoni Norbert Patek und François Czapek gegründet. Die Polen hatten im Streben nach Unabhängigkeit mit Napoleon gekämpft, danach wurde das Land zwischen Russland und Preußen aufgeteilt. Der Kavallerie-Offizier Patek wurde im November-Aufstand von 1830 zweimal verwundet und für seinen Mut hoch dekoriert.
Patek musste emigrieren, er organisierte die Fluchtroute von polnischen Offizieren nach Frankreich. Auf Druck des Zaren wies Paris den polnischen Widerstand aus, der suchte vor allem in der Schweiz Asyl. Hier versuchte sich Patek zunächst im Handel mit Wein und Spirituosen, bevor er in die Uhrmacherei einstieg. 1845 verließ Czapek die Firma, 1851 kaufte sich Adrien Philippe ein. Patek kümmerte sich weiter um polnische Emigranten und hielt Verbindungen einem katholischen Orden in Paris. >>
Für seine Verdienste adelte ihn Papst Pius IX zu Antoine Norbert Graf de Patek.
Vielleicht erinnerte der letztlich erfolgreiche polnische Freiheitskampf Patek an die spanische Reconcista, die Rückeroberung der iberischen Halbinsel von den Arabern. So ziert das Calatrava-Kreuz des ersten spanischen Ritterordens von 1158 die Uhr. Danach benannte Patek Philippe 1932 sein bis heute meistgebautes Uhrenmodell.
Rolex klingt in jeder Sprache gut
Auch Rolex spiegelt viel Historie wider – die Rivalität zwischen der britischen Krone und dem deutschen Kaiserreich. Die 1905 in London eingetragene Firma Wilsdorf & Davis exportierte Schweizer Uhren nach Großbritannien, das Empire war damals die dominierende Weltmacht und der britische Markt entsprechend attraktiv. Zu dieser Zeit war es üblich, dass Uhren den Namen ihres Verkäufers und nicht den des Herstellers trugen – also etwa eines Kaufhauses. >>
Für den deutschen Firmengründer Hans Wilsdorf war das nicht akzeptabel. So setzte er als erster durch, dass sein eigenes Logo auf der Uhr prangte – mit einem Kunstnamen. "Rolex tönt gut, ist leicht zu behalten und wird zudem in allen europäischen Sprachen gleich ausgesprochen", urteilte Wilsdorf.
Ein weiterer positiver Effekt: Für die britische Kundschaft war nicht erkennbar, dass ein Deutscher dahinter steckte. Aus dieser Zeit stammt übrigens auch die Kennung "made in Germany", womit London deutsche Produkte stigmatisieren wollte und letztlich genau den gegenteiligen Effekt erreichte.
Es gibt weitere Mythen zum Namen, sie treffen aber wohl nicht den Kern: Demanch soll Rolex aus dem französischen "horlogerie exquisite" oder dem spanischen Wörtern "reloj excelente" entstanden sein. Auch die häufig genannte Erklärung Rolling Export ist nicht bestätigt. Fakt ist nur, dass der Name Rolex im Jahr 1908 geschützt wurde. Auch die Bedeutung der Krone von Rolex liegt im Dunkeln. Sie soll wahrscheinlich einen königlichen Anspruch an Qualität darstellen. Einer Legende zufolge soll die Krone im Wappen eines Grafen gestanden haben, für den Rolex einst eine Uhr herstellte.
IWC auf dem Sprung in die USA
Export-Überlegungen stehen auch hinter dem Namen IWC – International Watch Company. Die Uhr stammt aus der Schweiz, sollte aber den amerikanischen Markt erobern. Gründer Florentine Ariosto Jones baute die Firma im Jahr 1868 auf und hatte von Anfang an den Export im Visier. Jones hatte zuvor als Direktor bei E. Howard & Co. in Boston gearbeitet, dem damals führenden amerikanischen Uhren-Hersteller.
Damals waren die USA eine aufstrebende Großmacht und der Dollar fest, entsprechend hoch war die Kaufkraft. In der Schweiz war dagegen der Franken schwach und die Löhne niedrig: Viele Gegenden waren verarmt und die Bauern-Familien montierten im Winter auf den von meterhohem Schnee eingeschlossenen Almen Uhrwerke, um überhaupt über die Runden zu kommen. Ergo war die Alpenrepublik als Billiglohn-Produzent der ideale Standort. Genau deswegen ist die Schweiz heute auch das Uhrenland Nummer eins. >>
Auch aus der Schweiz stammt Longines, das Logo ist recht künstlerisch. Zu erkennen ist auf den Uhren eindeutig ein Paar von ausgestreckten Flügeln, dazwischen prangt eine Sanduhr – Symbol für die Vergänglichkeit der Zeit. Auch die Fliegerei spielt eine Rolle: Bekannt wurde Longines durch den Flugpionier Charles Lindbergh, der eine navigationstaugliche Longines-Fliegeruhr trug.
Und der Name? Ernest Francillon, der Neffe des Firmengründers, hatte die ungewöhnliche Idee, die Marke nach Wiesen zu benennen. "Les Longines" sind lang gestreckte Weiden in Saint-Imier in der Nähe von Neuchatel, auf denen er seine Fabrik baute. Das Emblem von Longines ist seit 1889 das offizielle Erkennungszeichen der Marke und damit das älteste Logo der Welt.
Der Zenith der Uhrmacherei
Ehrgeizig gibt sich Zenith – der Name soll den Anspruch nach höchster Perfektion demonstrieren und leitet sich ab vom höchsten Punkt des Firmaments. Der Legende nach war eines Nachts Firmengründer Georges Favre-Jacot in den Schweizer Bergen umher gewandert. Staunend bewunderte er den klaren Himmel und entschloss sich, sein damals bestes Uhrwerk "Zenith" zu nennen. Das 1897 auf den Markt gebrachte Taschenuhrkaliber wurde tatsächlich so erfolgreich, dass Favre-Jacot 1911 der ganzen Uhrenmanufaktur den Namen Zenith gab. In den 40er Jahren kam noch der Stern dazu, der daran erinnern soll, dass die Uhren den Zenith ihrer Branche markieren.
Fazit: Hinter Namen und Logos der Uhren-Champions stehen mitunter faszinierende Geschichten, die die bewegte Historie Europas widerspiegeln. Lesen Sie in unserer Foto-Show mehr über interessante Uhren-Marken.