Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Kolumne "Lust, Laster und Liebe" Der beste Weg zum Gipfel – für eine Frau
Es scheint ein großes Rätsel zu sein: Wie kommt eine Frau beim Sex am einfachsten zum Orgasmus? Zumindest anders als die meisten Männer.
Für viele – Männer aber auch Frauen – ist der weibliche Orgasmus ein Mysterium. Wie erreicht frau ihn? Nur durch das "Rein-Raus-Spiel" zumindest nicht – oder nur sehr selten. Das zeigen sowohl Studien als auch Umfragen.
So kommen gerade einmal 27 Prozent der von YouGov befragten Frauen durch Geschlechtsverkehr beziehungsweise Penetration zum Orgasmus. Im Vergleich zu den Antworten der Männer (60 Prozent) ist das erstaunlich wenig.
Aber was ist besser?
Sexspielzeug oder Oralsex? Nein. Beides bringt die befragten Frauen nicht oder nur selten zum Höhepunkt (9 und 14 Prozent). Klarer Sieger beim Orgasmus-Kampf: die Stimulierung per Hand. Für ein Drittel der Frauen (33 Prozent) ist dies der beste Weg zum Gipfel.
Doch "Handbetrieb" ist nicht alles. Schließlich müssen auch die richtigen Knöpfe gedrückt beziehungsweise Punkte stimuliert werden. Hierzu gehört laut einer Studie der Sexualwissenschaftlerin Dr. Debby Herbenick für zwei Drittel der Frauen vor allem die Stimulation der Klitoris! Entweder direkt oder der darum liegende Bereich, entweder durch Auf- und Abbewegungen oder mit dem Finger kreisend. Hauptsache kein ständiger Wechsel zwischen diesen beiden Techniken und nicht zu stark oder aggressiv. Das turned Frauen eher ab.
Trotz der Bemühungen kommt aber noch immer nicht jede Frau in den regelmäßigen Genuss eines Höhepunkts.
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Warum bleibt der Höhepunkt aus?
Die Technik ist natürlich nicht alles. Es gibt zahlreiche Gründe, weshalb eine Frau keinen Orgasmus bekommt: Kopfkarussell, Hormone, psychische oder physische Beschwerden. So sollte auch die Chemie zwischen den Partnern stimmen. Das bedeutet, den anderen anfassen und spüren zu wollen und auch von ihm berührt und stimuliert zu werden. Das beinhaltet sowohl die Hände als auch die Lippen oder das Geschlechtsorgan. Wenn hierbei etwas nicht stimmt, verlieren viele die Lust. Genauso wie wenn die eigene Tagesform einfach nicht so gut ist. Dann kann es mal passieren, dass das große O ausbleibt.
Auch Herbenick sieht es als wesentlichen Vorsprung für einen Orgasmus, wenn der Geschlechtsverkehr nicht nach dem "kulturellen Drehbuch" – Vorspiel, Orgasmus, Ende – abläuft. Stattdessen sollten sich beide beispielsweise Zeit nehmen, "die Genitalien des anderen zu erkennen und zu berühren, lange bevor sie anfangen, Oralsex zu haben oder miteinander zu verkehren."
Das stimmt! Denn guter Sex ist uns nicht angeboren. Ein "gutes Liebesspiel ist eine Kunst, die gelernt und praktiziert werden muss" (Leonore Tiefer, Sexualforscherin). Und dann werden aus den Dritteln vielleicht zwei Drittel oder mehr, die sowohl via Penetration als auch via Handstimulation zum Höhepunkt kommen.
Jennifer Buchholz, Redakteurin bei t-online.de, schreibt in ihrer Kolumne "Lust, Laster, Liebe" über Liebe, Partnerschaft und Sex.
- YouGov “Wir Deutschen und die Liebe“
- Herbenick, Debby: „Women's Experiences With Genital Touching, Sexual Pleasure, and Orgasm: Results From a U.S. Probability Sample of Women Ages 18 to 94”