Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Moderne Partnerschaft Mingles und die neue Art zu lieben
"Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage" - dieser Satz gilt für die moderne Partnerschaft eher als veraltet. Unverbindlichkeit ist das neue Credo. Besonders im Leben der Mitt-Zwanziger und Anfang-Dreißiger scheint Liebeschaos zu regieren. Wie sich unsere moderne Lebensweise auf das Miteinander zwischen Mann und Frau auswirkt.
Familiengründung rückt immer mehr in den Hintergrund
Und wo ohnehin alles befristet ist, spielt die Selbstverwirklichung die Hauptrolle. Für viele von Anfang 20 bis Mitte 30 steht nicht die Familiengründung im Mittelpunkt, sondern man selbst. Wieso nicht ein Jahr ins Ausland? Wieso morgen nicht noch mal neu beginnen? So binden sich viele heute erst spät. "Weil wir heute freier sind, experimentieren wir länger", sagt Hegmann. Auch Heiraten ist kein vorgegebenes Ideal mehr. "Wenn der Anfang zur Norm wird, wird die Ehe zur Option", schrieb kürzlich die Wochenzeitung "Die Zeit". Und Beziehungsexpertin Wiebke Neberich konstatiert: "Man darf in der Unverbindlichkeit verharren." Die Gesellschaft verlange keine Definition mehr, so die Psychologin.
"Fuck Buddies" für Sex ohne Beziehung
Auch die "Freunde mit Vorzügen" werden immer beliebter. Bei den sogenannten "Fuck Buddies" handelt es sich um zwei Menschen, die miteinander befreundet sind und miteinander ins Bett gehen- sonst nichts. Für eine Beziehung reicht es ihnen nicht, oder die beiden wollen bewusst keine, so beschrieb die "Welt" kürzlich das Phänomen. Stattdessen schläft man ab und an miteinander, ohne dass das für einen von beiden emotional ein Problem wäre. Zumindest theoretisch.
Bei Mingles sind Gefühle im Spiel
So unkompliziert wie bei den "Fuck Buddies" ist es bei den Mingles nicht, denn hier sind Gefühle im Spiel. Die Wortschöpfung aus den Begriffen "mixed" und "Single" wird dem Hamburger Trendforscher Peter Wippermann zugeschrieben. "Mingles" sind Menschen, die sich regelmäßig treffen und miteinander schlafen, aber selbst nicht so genau wissen, was sie gemeinsam eigentlich sind. Oder sie definieren es nicht. Darunter leidet Experten zufolge meistens einer der beiden, nämlich der, der bereit wäre, aus dem ungeklärten Status eine Beziehung zu machen. Der andere dagegen schweigt lieber - und hält parallel Ausschau nach jemandem, mit dem er wirklich eine Beziehung eingehen will.
Online-Dating erleichtert das Kennenlernen
Egal ob für eine feste Beziehung oder für den unverbindlichen Spaß: Online-Dating boomt. Dating-Seiten wie die Berliner Plattform "Im Gegenteil", bei der Singles in ihrer Wohnung porträtiert werden über teils kostenpflichtige Plattformen wie Parship oder E-Darling bis zur App "Tinder", die einem Menschen in der eigenen Nachbarschaft anzeigt - die Wege heute jemanden virtuell kennenzulernen, sind schier unendlich. Das führt zu einer großen Auswahl, die mitunter überfordert. "Wer die Wahl hat, hat die Qual", sagt auch Expertin Neberich. Dennoch könne das Internet helfen, Gleichgesinnte zu treffen, die man andernfalls nur schwer kennengelernt hätte.
Ganz spurlos gehen die unverbindlichen Abenteuer aber nicht an jedem vorbei. Viele berichten über eine Art Trauer nach dem unbedeutenden Sex. Manchmal wird man bei all der Lässigkeit und Unverbindlichkeit eben doch wehmütig und stellt sich die Sinnfrage: Wer bin ich, was will ich und was hat das jetzt gebracht?