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Sondervermögen von Union und SPD kann Bildung retten: Schulgebäude im Fokus


Ignoriertes Riesenthema
Sie werden im Regen stehen gelassen

MeinungEine Kolumne von Bob Blume

12.03.2025 - 10:58 UhrLesedauer: 3 Min.
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Markus Söder, Friedrich Merz, Lars Klingbeil, Saskia Esken: Investiert Schwarz-Rot auch in Bildung? (Quelle: IMAGO/dts Nachrichtenagentur/imago)
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Unabhängig davon, was man vom Sondervermögen hält, das SPD und CDU in ihr Sondierungspapier geschrieben haben, steht fest: An der Baustelle Bildung kommen die Parteien nicht vorbei. Zu lange wurde weggesehen.

Als es zu Beginn der Corona-Pandemie darum ging, mit welchen Geräten und Programmen Fernunterricht durchgeführt werden kann, war ein Witz im Umlauf, der ungefähr so ging: "Bevor wir darüber nachdenken, ob wir Windows nutzen, sollten wir Fenster haben, die sich öffnen lassen." Egal, wie lustig man den Scherz damals fand: Er spiegelte die Realität an vielen Schulen wider und tut es bis heute.

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Bob Blume ist Lehrer und Autor.
Bob Blume ist Lehrer und Autor. (Quelle: privat)

Zur Person

Bob Blume ist Lehrer, Autor und Podcaster. In seiner Kolumne für t-online kommentiert er aktuelle Bildungsthemen mit spitzer Feder. Man findet Blume auch auf Threads und Instagram als @netzlehrer. Sein neues Buch "Warum noch lernen?" ist im Handel erhältlich. Mehr

Ende des letzten Jahres etwa berichteten Medien, dass eine Schule in Frankfurt am Main besser nur noch mit Atemschutz betreten werden sollte: Schimmel an den Wänden, marode Kabel auf dem Boden und abgestandene Luft in den Räumen. Selbst Lehrkräfte sagten: "Hier kann man nicht vernünftig unterrichten.“ In vielen Regionen des Landes gibt es Schulen wie jene in Frankfurt. Während darüber diskutiert wird, wie das deutsche Bildungssystem im 21. Jahrhundert ankommen kann, regnet es vielerorts in die Toiletten. Auch das ist keine Übertreibung: Ich kenne Lehrkräfte, die die Toiletten an ihrem Arbeitsplatz nicht nutzen können. Es fließt kein Wasser in der Kloschüssel, dafür aber tropft es durch die Decke.

In politischen Diskussionen findet Bildung nicht statt. Lieber wird über die 0,4 Prozent der Bürgergeldempfänger gestritten, die angeblich nicht arbeiten wollen, als über die fast 9 Millionen Jungen und Mädchen in allgemeinbildenden Schulen. "Deutschland, ein kinderfeindliches Land?", fragte die Journalistin Nathalie Klüver in ihrem gleichnamigen Buch. Die Frage lässt sich getrost mit "Ja" beantworten. Man muss sich dafür nur die Orte anschauen, an denen Kinder viel Zeit ihres Lebens verbringen.

Es fehlt an Lehrern und Gebäuden

Nun ergibt sich die Chance, Abhilfe zu schaffen: Union und SPD haben mit ihrem Sondervermögen einen riesigen Geldtopf von bis zu 500 Milliarden Euro geschaffen, 100 Milliarden davon sollen den Ländern und Kommunen zugutekommen. Auch Schulen sollen davon profitieren – doch wie viel bei ihnen am Ende ankommt, ist ungewiss. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau spricht von 54,8 Milliarden Euro, die Schulen für Sanierungen bräuchten.

Doch nicht nur abgeplatzter Putz, leckende Dächer und bröckelnde Fassaden sind für manche Schülerinnen und Schüler längst Alltag – auch Unterrichtsausfall ist es. Deutschlandweit fehlen fast 12.000 Lehrerinnen und Lehrer. Daran kann der Bund zwar nichts ändern. Bildung ist Ländersache. Aber bei Investitionen in Schulgebäude ist das anders: Da gibt es eine Ausnahme im Grundgesetz. Artikel 104c erlaubt dem Bund, "gesamtstaatlich bedeutsame Investitionen" zu tätigen.

130 Milliarden gefordert

In einer Zeit, in der Politiker viel von "Innovation" und "Zukunft" sprechen, wirken viele Schulgebäude wie aus der Zeit gefallen. Deshalb braucht es jetzt den Mut, das Sondervermögen großflächig in die Sanierung von Schulgebäuden zu stecken und sich dabei nicht von Bürokratiehürden ausbremsen zu lassen. In sicheren, sauberen und gut ausgestatteten Räumen lernen Kinder besser. Das macht den Beruf auch für Lehrkräfte wieder attraktiver.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert Investitionen in Höhe von 130 Milliarden Euro, um Ganztagsangebote, die Digitalisierung und das Startchancenprogramm "endlich konsequent" voranzutreiben. Mit Letzterem fördern Bund und Länder Schulen in sozial schwachen Lagen.

Und die GEW hat recht: In einem Land wie Deutschland darf es nicht sein, dass Schulräume seit Jahren auf ihre Sanierung warten und die Schimmelsporen das Tempo vorgeben. Ganz gleich, wo man politisch steht: Wer für die Zukunft der Kinder eintritt, muss genau hier ansetzen – und zwar sofort, bevor man die Klassenzimmer nur noch mit Regenschirm betreten kann.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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