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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Essbares Wie ist "Das hast du dir selbst eingebrockt" entstanden?
In vielen sprachlichen Wendungen, die wir im Alltag benutzen, sind Nahrungsmittel präsent. Wir erklären einige solcher Ausdrücke – zum Beispiel, warum man seine selbst eingebrockte Suppe auslöffeln muss.
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Essen und trinken müssen wir alle. Es ist etwas Alltägliches – kein Wunder also, dass auch in vielen Redewendungen Lebensmittel vorkommen. "Solche Redewendungen eignen sich großartig dafür, Gefühle oder Erfahrungen zu schildern", sagt Autor Norbert Golluch. Bei der Redewendung "in den sauren Apfel beißen müssen" etwa ziehe sich einem bereits automatisch der Mund zusammen, jeder kenne dieses Gefühl.
Was meinen aber "Nicht die Bohne", "Das hast du dir selbst eingebrockt" und "Blümchenkaffee"? Und wie sind diese sprachlichen Wendungen entstanden? Norbert Golluch, der mehrerer Bücher über Redewendungen geschrieben hat, erklärt es.
Norbert Golluch, 1949, ist Autor zahlreicher Sachbücher, Kinderbücher und einer Vielzahl humoristischer Texte. An manchen sprachlichen Besonderheiten bleibt er bei seiner Arbeit regelmäßig hängen. An Redewendungen zum Beispiel. Über sie hat Golluch die Bücher "Endlich nicht mehr nur Bahnhof verstehen, sondern wissen, wo der Hase im Pfeffer liegt" und "Meine Fresse, das ist ganz großes Kino" verfasst.
"Nicht die Bohne"
Der Ausdruck "Nicht die Bohne" meint, dass einem etwas egal ist, dass es nicht interessiert. "Diese Redensart stammt aus dem Mittelalter", sagt Golluch. Bohnen waren damals ein Grundnahrungsmittel, das es in großen Mengen gab. Es war dementsprechend auch nicht besonders teuer. "Wenn etwas nicht einmal die Bohne wert war, so musste es ziemlich bedeutungslos sein", erklärt Golluch.
"Das hast du dir selbst eingebrockt"
Mit der Redensart "Das hast du dir selbst eingebrockt" will man darauf hinweisen, dass jemand selbst an etwas Schuld ist und sich den Folgen seines Handelns stellen muss. In frühen Tagen aßen vor allem arme Leute sehr oft Suppe. Da die Flüssigkeit nicht besonders nahrhaft war, rissen sie vom Brot ein paar Stücke ab und gaben sie hinzu. Sie "brockten" das Brot hinein.
Das machte nicht der Koch oder die Köchin, sondern jeder am Esstisch für sich selbst. "Man erwartete, dass jeder auch aufaß, was er sich selbst eingebrockt hatte", sagt Golluch. "Andernfalls hätte er wertvolles Essen verschwendet."
"Blümchenkaffee"
Der Begriff "Blümchenkaffee" beschreibt einen sehr dünnen Kaffee. Einen, der sozusagen durchsichtig ist, sodass man den Boden der Tasse entdecken kann – und damit das Muster des Kaffeeservices. Die Wendung bezieht sich nämlich auf das Muster "Gestreute Blümchen" der Meißner Porzellanmanufaktur, wie Norbert Golluch erklärt.
Wer durch den Kaffee hindurch die Blümchen auf dem Porzellan sehen konnte, hatte Blümchenkaffee in der Tasse. Das Service kam um 1815 auf den Markt, die Redewendung dürfte fast genauso alt sein.
- Eigene Recherche
- Norbert Golluch: "Endlich nicht mehr nur Bahnhof verstehen, sondern wissen, wo der Hase im Pfeffer liegt. Das Redewendungen-Erklärungsbuch". riva Verlag