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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Händlerin steigt im letzten Moment aus "Bares für Rares": Ungewöhnliches Gemälde spaltet die Gemüter
Ein Kraftwerker aus Frankfurt möchte ein Bild bei "Bares für Rares" verkaufen, mit dem er selbst und Moderator Horst Lichter so gar nichts anfangen können. Im Händlerraum erlebt der Verkäufer dann aber eine Überraschung.
"Ui, hach, puh", stöhnt Moderator Horst Lichter, als er das Gemälde erblickt, das Kraftwerker Thomas Holy bei "Bares für Rares" verkaufen möchte und auf dem nur verschiedene dunkle Farben zu erkennen sind. "Bin ich froh, dass ich dich als Galeristen hier neben mir habe", sagt Lichter an den Experten Colmar Schulte-Goltz gewandt. "Ich mag ja Bilder, wo du auf einen Blick sofort erkennst, worum es geht", fügt er hinzu, denn mit diesem Motiv kann er offenbar gar nichts anfangen.
Von Holy möchte Lichter nach der Begrüßung wissen, woher er das Bild hat. "Das hat mir meine Mutter geschenkt", sagt der 54-Jährige. "Das hat vorher bei ihr im Büro gehangen und als das Büro geschlossen wurde, konnte sich jeder etwas mitnehmen und sie hat das Gemälde gewählt", ergänzt Holy. "Hast du irgendetwas darauf gesehen, was mir entgangen ist?", möchte Lichter von ihm wissen. "Ich glaube nicht", antwortet Holy, der offenbar auch wenig Gefallen an dem Gemälde findet. Daraufhin erteilt Lichter dem Kunsthistoriker Schulte-Goltz das Wort.
"Es ist ein sehr ungewöhnliches Bild"
"Es ist ein sehr ungewöhnliches Bild – ein Bild im Quadrat – und damit setzt es sich von ganz vielen anderen Bildern ab. Es ist zudem ein ungegenständliches Bild, das nur die Farbe zum Ausdruck bringt", erklärt der Experte. Das Bild stamme aus einer Serie des Malers Michael Rögler, in der er die Wirkungsweise von Farben zueinander erforscht habe. "Im Prinzip ist das seine Lebensfrage gewesen", weiß Schulte-Goltz.
"Es gibt Bilder wie hier, die auf einem hellen Grund gemalt worden sind bis 1977. Hier wird untersucht, wie Schwarz und Grün zusammen wirken und es werden einzelne Störfaktoren eingebaut", erklärt der Experte weiter. "Wenn man sich lange mit dem Bild beschäftigt, kann man sehen, dass das etwas mit dem Betrachter machen kann. Also es ist das klassische Bild, bei dem man immer beim Galeristen sagt: 'Sie müssen sich drauf einlassen.'"
Holy hätte gerne 800 Euro für das Bild – viel zu wenig laut Schulte-Goltz. "Michael Rögler ist ein geschätzter Künstler. Meine Wertschätzung beläuft sich auf 1.500 bis 2.000 Euro", sagt der Experte. Damit hätten Holy und Lichter nicht gerechnet. "Wir beide werden dem nicht widersprechen, werden nur wissend nicken und sagen: 'Wir nehmen das so an'", scherzt Lichter und überreicht dem verblüfften Verkäufer die Händlerkarte.
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Händlerin steigt im letzten Moment aus
Im Händlerraum kommt das Gemälde dagegen auf Anhieb sehr gut an. Kunsthändler David Suppes startet direkt mit einem Gebot von 500 Euro. Auch Schmuckexpertin Susanne Steiger gefällt das Bild sehr. "Es spricht irgendwie zu mir. Man sieht auch so viel darin", sagt sie und erhöht auf 600 Euro. Danach kommt es zu einem Bieterduell der beiden Händler und Steiger gibt schließlich ein Gebot von 1.800 Euro ab.
"Hier ist nichts unmöglich", wirft Auktionator Wolfgang Pauritsch daraufhin ein. Dem stimmt auch Suppes zu. "Wir wollen es beide haben, das ist gefährlich", sagt er und erhöht auf 2.000 Euro. "Man könnte auch zwei Querformate draus machen", scherzt Pauritsch. Steiger bietet noch 2.300 Euro, sieht jedoch im letzten Moment einen Haken an der Sache. "Das Problem, was ich bei dem Bild sehe, ist der Transport tatsächlich. Ich steige aus."
Suppes ergreift daraufhin sofort die Chance. "Ich bin Feuer und Flamme, ich würde es gerne kaufen für 2.400 Euro", sagt er und bekommt den Zuschlag. Mit dieser Summe ist Verkäufer Holy sehr zufrieden. "Ich freue mich riesig, dass der Erlös von dem Bild dreimal so hoch ist, als das, was ich erhofft habe", sagt er.
- "Bares für Rares" vom 20. Mai 2021