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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nie wieder unzufrieden Anleitung zum Glücklichsein: Glücksforscher gibt Tipps
Geld alleine macht nicht glücklich – diesen Ausspruch kann Glücksforscher Karlheinz Ruckriegel nur bestätigen. Er weiß, wie Sie ganz einfach Ihr Wohlbefinden steigern können und gibt Tipps zum Glücklichsein.
Glückliche Menschen sind gesünder, leistungsfähiger, kreativer und schaffen es zudem, die Stimmung in ihrer Umgebung aufzuhellen. Seit 2012 gibt es den Weltglückstag, der jedes Jahr am 20. März gefeiert wird. Initiator war das kleine asiatische Königreich Bhutan, das in den 1970er Jahren das Glück der Bevölkerung zum Staatsziel erklärte und tatsächlich ein echtes Glücksministerium hat.
Was ist ein glücklicher Mensch?
"Ein glücklicher Mensch ist einer, der häufig positive Gefühle hat und der im Großen und Ganzen mit seinem Leben zufrieden ist. Das hat auch Konsequenzen für die Gesundheit. Glück entlastet das Immunsystem, das heißt: Wir sind gesünder und leben länger. Man kalkuliert hier fünf bis zehn Jahre", erklärt Ruckriegel, von der Technischen Hochschule Nürnberg. Das Verhältnis von positiven und negativen Gefühlen im Tagesdurchschnitt sollte mindestens 3:1 sein.
Was macht glücklich?
"Bei der Frage, was einen glücklich macht, sind bestimmte Glücksfaktoren entscheidend", weiß der Glücksforscher. Zentral dabei sei, dass Sie sich anderen gegenüber so verhalten, wie Sie selbst behandelt werden möchten und Gutes tun, wie zum Beispiel ein Ehrenamt zu übernehmen. "Neben den gelingenden sozialen Beziehungen und der Gesundheit geht es auch um Engagement und eine befriedigende Tätigkeit. Wir wollen mit unserer Zeit ja etwas Sinnvolles machen und sie nicht vertrödeln.“
Ehrgeizige Ziele setzen
Ein wichtiger Faktor, um glücklich zu sein: Sie sollten sich Wünsche oder Ziele setzen, die durchaus ehrgeizig sein dürfen, aber machbar sind. "Ziele, die besonders werthaltig sind für unser Wohlbefinden, sind solche, die sich mit dem persönlichen Wachstum befassen, mit gelingenden sozialen Beziehungen und mit Beiträgen für die Gesellschaft. Diese Ziele werden unseren psychischen Grundbedürfnissen nach Autonomie, Zugehörigkeit und Kompetenz gerecht. Was weniger hilft, ist, wenn meine Ziele lauten: Geld, Schönheit und Popularität", sagt Ruckriegel.
Wie wichtig ist Geld für die Glücksbilanz?
"Ein gewisses Maß an Einkommen ist wichtig, um die Grundbedürfnisse abzudecken und eine Sicherheit zu haben", bestätigt der Experte. Insgesamt werde das Einkommen aber maßlos überschätzt. "Man spricht von der hedonistischen Tretmühle. Wenn also die Grundbedürfnisse abgedeckt sind und Sie dann noch mehr Einkommen haben, dann passen Sie Ihre Erwartungen einfach nach oben an. Das größere Einkommen ist letztlich genauso wie das wenigere Einkommen."
Zum anderen würden Menschen dazu neigen, sich mit anderen zu vergleichen. Wenn der Nachbar mehr Einkommen hat, sind wir schnell unzufrieden,weil er ja mehr hat. "Wenn also die Grundbedürfnisse abgedeckt sind, bringt mehr Einkommen nicht mehr viel für das Glück."
Kann man die Glücksbilanz beeinflussen?
Die gute Nachricht: Sie können Ihre Gefühlsbilanz tatsächlich beeinflussen. Der Tipp des Glücksforschers: "Ich kann mir überlegen, ob ich mir jedes negative Gefühl, das es so gibt, wirklich antue. Ein typisches Beispiel: das Aufregen im Stau. Was will man da ändern? Wozu aufregen? Man sollte sich fragen, ist ein Gefühl, das sich zeigt, auch angemessen? Das nennt man Gefühlsregulierung. Das kann man trainieren. Ich selber rege mich über viele Dinge schon lange nicht mehr auf."
So verstärken Sie das Glücklichsein
Um die positiven Gefühle zusätzlich zu stärken, empfiehlt der Experte, ein Dankbarkeitstagebuch zu führen. Denn wir nehmen negative Gefühle oder Ereignisse viel stärker wahr als die positiven. Deshalb sollten Sie zwei bis drei Mal pro Woche drei positive Dinge aus dem Alltag aufschreiben. Das können auch kleine Sachen sein, wie das Genießen der Sonne. "Versuche haben gezeigt, dass Menschen dann nach wenigen Monaten die Sichtweise auf ihr Leben ändern.“
Deutschlands Glücksbilanz erhöhen
Aber nicht nur Glücksforscher Karlheinz Ruckriegel kümmert sich ums Glücklichsein. Das ganze große Glück hat Johannes Hirata, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Osnabrück, im Blick. Er glaubt, dass das Konzept des "Bruttonationalglücks" aus Bhutan auch auf Deutschland übertragbar ist. Es gehe darum, die Wirtschaft in den Dienst des Glückes der Menschen zu stellen.
"Ich bin der Überzeugung, dass es uns gut tun würde, wenn wir in Vollzeitjobs weniger arbeiten würden, vielleicht 30 Stunden pro Woche", sagt der Ökonom. "Wir hätten mehr Zeit füreinander, für unsere Kinder und für uns selbst, könnten die vielen Anforderungen besser unter einen Hut bringen und hätten so weniger Stress." Die Beschränkung des Konsums aufgrund des geringeren Verdienstes hätte dann auch positive Folgen für die Umwelt.
GLÜCKSBEGRIFF: Der Duden definiert Glück als eine "angenehme und freudige Gemütsverfassung, in der man sich befindet, wenn man in den Besitz oder Genuss von etwas kommt, was man sich gewünscht hat". Glücksforscher sprechen von einem subjektiven Wohlbefinden, das für jeden etwas anderes bedeuten könne.
GLÜCKSFAKTOREN sind für Glücksforscher: eine stabile Liebesbeziehung, Freundschaft, Geselligkeit, Gesundheit, einen den eigenen Fähigkeiten entsprechenden Beruf, Kinder und genügend Geld für Grundbedürfnisse.
GLÜCKSSTOFFE: Es gibt eine "Chemie des Glücks". Wer etwa frisch verliebt ist, schüttet zum Beispiel vermehrt die "Glücksstoffe" Oxytocin und Phenylethylamin sowie andere Stimmungsaufheller wie Dopamin und Serotonin aus. Auch wenn wir angenehm überrascht werden, machen uns diese Botenstoffe euphorisch.
GLÜCKLICHSTE MENSCHEN sind laut UN-"World Happiness Report" von 2016 unsere Nachbarn in Dänemark. In der vom Earth Institute der Columbia-Universität in New York erstellten Liste von 158 Staaten folgen die Schweiz, Island und Norwegen. Deutschland belegt Rang 16.