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Mikroplastik-Alarm: Diese Produkte sollten Sie nicht kaufen


Gefahr im Alltag
Mikroplastik-Alarm: Diese Produkte sollten Sie nicht kaufen

afp, Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 09.02.2020Lesedauer: 4 Min.
Mikroplastik in Kosmetik: In einigen Duschgelen finden sich mikroskopisch kleine Plastikpartikel. Diese landen in der Umwelt – und am Ende in unserem Körper.Vergrößern des Bildes
Mikroplastik in Kosmetik: In einigen Duschgelen finden sich mikroskopisch kleine Plastikpartikel. Diese landen in der Umwelt – und am Ende in unserem Körper. (Quelle: kasto80/getty-images-bilder)

Plastikmüll ist in der Umwelt überall zu finden. Doch nicht nur Flaschen, Tüten und Verpackungen aus Plastik belasten Natur, Tier und Mensch. Mikroplastik ist eine besondere Gefahr.

Sie sind winzig klein und begleiten fast unbemerkt unseren Alltag: Mikroplastikteilchen gelangen am Ende auch in unsere Körper. Doch worauf sollten Sie besonders achten?

Was ist Mikroplastik?

Als Mikroplastik werden Kunststoffteilchen bezeichnet, die kleiner als fünf Millimeter sind. Manche sind nur unter dem Mikroskop erkennbar. Experten unterscheiden primäres und sekundäres Mikroplastik. Ersteres umfasst Basismaterialien wie Pellets und Granulate, die beispielsweise in Hygieneprodukten zum Einsatz kommen. Sekundäres Mikroplastik hingegen entsteht, wenn größere Plastikteile mit der Zeit zerfallen, etwa aufgrund von Wellenbewegungen oder Witterungseinflüssen.

In den Weltmeeren scheint Plastik inzwischen unübersehbar zu sein: Weil Plastik sich erst nach Jahrhunderten vollständig zersetzt, versinken viele Strände inzwischen geradezu im Müll. Auch in Zahnpasta oder Fleecejacken kann Plastik stecken. Die Auswirkungen des Mikroplastiks auf die Gesundheit sind noch nicht abzusehen. Umwelt, Tier und Mensch leiden aber schon jetzt unter den winzigen Teilchen.

Wie viel Mikroplastik gelangt in Deutschland in die Umwelt?

Laut der Stiftung Warentest gelangen in Deutschland jährlich rund 364.000 Tonnen Mikroplastik in die Umwelt. Rund ein Drittel davon werde durch den Straßenverkehr verursacht. Hinzu kommen 29 Prozent des Plastikmülls in Deutschland, der mit der Zeit zu Mikroplastik zerfalle.

Verstecktes Plastik in Kosmetikprodukten

Viele wissen nicht, dass sie im Bad von Mikroplastik umgeben sind. Die Kunststoffteilchen befinden sich in vielen Hygieneartikeln: Sie werden in Peelings zur Hautreinigung verwendet, sind als Antistatika in Shampoos zu finden und kommen als Bindemittel in Duschgelen und Cremes zum Einsatz.

In Wimperntusche, Lidschatten und Lippenstiften sind die Plastikpartikel ebenfalls häufig zu finden. Ebenso in Deodorants, Rasierschaum und Sonnencremes. Aber auch viele Textilien bestehen aus Kunststoff. Aus einer Fleecejacke lösen sich der Umweltorganisation WWF zufolge pro Waschgang etwa 2.000 Plastikfasern.

Wir alle "essen" Mikroplastik

Das Mikroplastik aus Kosmetikartikeln gerät über die lokalen Abwasser in die Kläranlagen – diese filtern Mikroplastik nur bedingt heraus, so kommt es schließlich über Abwasser im Meer an. Sämtliche Organismen im Meer nehmen Mikroplastik zu sich – der Umweltorganisation BUND zufolge wurde Mikroplastik bereits in Muscheln, Würmern, Fischen, Seevögeln und Plankton festgestellt. Auch beim Waschen von Textilien oder durch den Abrieb von Autoreifen gelangt Mikrokunststoff ins Abwasser und so auch in Flüsse und Meere.

Gefahr bannen: So entlarven Sie Mikroplastik

Wie aber erkennt man zugesetzte Kunststoffpartikel? Für Kosmetika gilt: Mikroplastik ist enthalten, wenn folgende Bezeichnungen in der Liste der Inhaltsstoffe auftauchen:

  • Polyethylen (PE)
  • Polypropylen (PP)
  • Polyethylenterephtalat (PET)
  • Polyester (PES)
  • Polyamid (PA)
  • Polyurethan (PUR)
  • Polyimid (PI),
  • Acrylat (ANM)
  • Polyquaternium

Dann sollte das Produkt besser im Regal stehen bleiben. Auch hinter Begriffen wie Polymethylmethacrylat, Nylon-6 oder Polyethylenterephthalat verbergen sich Kunststoffe.

Eine Auflistung von Kosmetik-Produkten, die Kunststoffpartikel enthalten, finden Verbraucher auf der Internetseite des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Plastik kann nicht abgebaut werden

Der in Ozeanen befindliche Müll besteht zum größten Teil aus Plastik. Im nordwestlichen Mittelmeer kommen laut dem Umweltbundesamt (UBA) auf zwei Planktontierchen ein Teilchen Mikroplastik. Das Kritische: Die Partikel werden zwar kontinuierlich kleiner, können aber nicht vollständig abgebaut werden.

Das Besondere an Mikroplastik ist, dass es aufgrund seiner Oberflächenstruktur Umweltgifte anzieht. Tiere und andere Lebewesen in Gewässern fressen die Teilchen oder nehmen sie anderweitig auf. Das kann tödlich enden oder zumindest ihre Verdauung und Fortpflanzung negativ beeinflussen, wie Naturschützer warnen.

Wie gesundheitsschädlich ist Mikroplastik?

Zersetzen sich die Kunststoffe, werden giftige und hormonell wirksame Zusatzstoffe freigesetzt, darunter Weichmacher, UV-Filter und Flammschutzmittel. Aber nicht nur das Plastik selbst bedeutet eine Gesundheitsgefahr. Das Plastik wirkt laut BUND auch wie ein Magnet auf Giftstoffe wie Insektizide, Farbstoffe und organische Chlorverbindungen. Die Giftkonzentration an den Plastikpartikeln sei oft hundertmal höher als im Meerwasser selbst.

Werden die Kunststoffpartikel von den Tieren gefressen, gelangen sie über Fische, Muscheln und Säugetiere auch auf unsere Teller. Die Auswirkungen der Aufnahme von Mikroplastik sind noch kaum erforscht. Daher gehen die Meinungen bei der Frage nach den Schäden von Mikroplastik für den Menschen auseinander: Das Bundesumweltministerium gibt an, dass eine Gesundheitsgefährdung "nach bisherigem Wissensstand" durch die Aufnahme über Lebensmittel nicht zu befürchten sei – denn die Teilchen würden größtenteils wieder ausgeschieden. Auch die Weltgesundheitsorganisation gibt an: "Die derzeitigen Mengen von Mikroplastik im Trinkwasser scheinen kein Gesundheitsrisiko darzustellen."

Umweltschützer fordern die Politik jedoch auf, vorsorglich Mikroplastik in Gebrauchsgütern zu verbieten – schließlich sei noch nicht klar, wie sich der Konsum von Mikroplastik auf unsere Gesundheit auswirke. In Großbritannien hingegen darf Mikroplastik seit Anfang Januar 2018 nicht mehr Kosmetikprodukten hinzugefügt werden. Die EU prüft derzeit ein Verbot von Mikroplastik-Produkten.

Das UBA schreibt auf seiner Internetseite: "Zusatz- und Schadstoffe können sich mit potenziell krebserregender und erbgutverändernder Wirkung und sonstigen Auswirkungen im Körpergewebe anreichern. Diese Eigenschaften könnten zu einer Anreicherung von Schadstoffen in der Nahrungskette führen und möglicherweise auch Relevanz für den menschlichen Verzehr von Fischen und Meeresfrüchten haben."

So können Sie Mikroplastik vermeiden

Jeder Verbraucher kann sich informieren, in welchen Kosmetikartikeln oder Waschmitteln sich Mikroplastik befindet. Außerdem kann jeder seinen Plastikkonsum reduzieren: Im täglichen Konsum können etwa Plastiktüten oder unnötige Verpackungen von Obst und Gemüse vermieden werden. Und beim Kauf von Kleidung kann jeder etwas genauer auf die enthaltenen Textilien achten. Auch bei Polyamid und Polyester handelt es sich um Kunststoffe, deren Mikrofasern gefährlich für Lebewesen werden können.

Wer sicher gehen möchte, dass in seinen Kosmetika kein Mikroplastik enthalten ist, kann zudem zu Bio-Kosmetik greifen. Die Hersteller setzen unter anderem Jojoba-Kügelchen, Meersalz und Kieselerde als gesunde Alternativen ein.

Aber auch der Reifenabrieb beim Autofahren spielt eine große Rolle bei der Entstehung von Mikroplastik. Fahren Sie deshalb häufiger Rad oder mit dem ÖPNV. Wer das Auto braucht, sollte auf eine defensive Fahrweise und langlebige Reifen achten.

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