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Mädchen in der Pubertät: "Wer hässlich ist, wird sofort gemobbt"


"37 Grad" begleitet Mädchen durch die Pubertät
"Wer hässlich ist, wird sofort gemobbt"

Die Pubertät ist ein Ausnahmezustand. Das zeigt der Kinohit "Alles steht Kopf" als lustige, bunte Animation.

27.10.2015|Lesedauer: 4 Min.
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Die Autoren Katharina Gugel und Ulf Eberle haben die vier Teenager Luna, Sarah, Iwa und Marie-Celine zwei Jahre lang durch die turbulente Lebensphase begleitet. Das Thema ist so komplex, dass es zwei extra-lange Folgen von "37 Grad" ausfüllt.

37 Grad, Folge "Zickenalarm": Luna (14) liebt es, sich schön zu machen. Ihre Hobbys: Mode, Styling, Chatten und Shoppen.Vergrößern des Bildes
Luna (14) liebt es, sich schön zu machen. Ihre Hobbys: Mode, Styling, Chatten und Shoppen (Quelle: ZDF/Katharina Gugel, Ulf Eberle)

Luna: Wer hässlich ist, wird gemobbt

Der Film beginnt im Badezimmer vor dem Spiegel. Die größte Sorge der Pubertierenden ist schließlich das Aussehen. "Wenn man hässlich ist, wird man direkt gemobbt", sagt die 14-jährige Luna aus Düsseldorf während ihres Beauty-Rituals. Für sie ist die Sache klar: Wer hübsch ist, ist beliebter und erfolgreicher und bekommt mehr Likes auf Facebook. "Das ist ein Teufelskreis".

Facebook-Likes sind die wichtigste Währung

Aussehen, Selbstfindung und Selbstdarstellung waren bei Jugendlichen schon immer ein Thema. Doch heute bieten die sozialen Medien mehr Projektionsflächen und schnellere Reaktionen. Luna führt ihr neustes Shopping-Video vor, das sie ins Netz geladen hat. "Dafür hab ich schon neun Likes." Der gereckte Facebook-Daumen ist Währung für Anerkennung und Selbstwertgefühl.

Liking und Mobbing gehen manchmal fließend ineinander über. Der Umgang der Mädchen miteinander ist ein ewiger Kleinkrieg von Ausgrenzung und neuen Bündnissen. "Jeder ist mal dran", so die Wahrnehmung von Lunas Mutter, die den Zickenalarm teils amüsiert, teils besorgt beobachtet. "Das verursacht natürlich kleinere Zusammenbrüche. Dann haben sie am nächsten Tag Angst, wieder in die Schule zu gehen."

Mobbing belastet Sarahs Seele und ihre Noten

Bei Sarah kann von "kleineren Zusammenbrüchen" nicht mehr die Rede sein. Die 15-Jährige Realschülerin erlebt Mobbing in dramatischeren Dimensionen.

Sie hat die Misere selbst ausgelöst, als sie über ein Mädchen aus ihrer Klasse herzog. Mit dem Echo hat sie nicht gerechnet. Die Mitschülerinnen haben sich jetzt gegen sie verschworen, grenzen sie aus und schicken ihr Beleidigungen per WhatsApp aufs Smartphone.

Laut einer aktuellen Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov hat weltweit schon jeder fünfte Jugendliche Mobbing in der Schule oder im Internet erlebt. Das reicht von fiesen Kommentaren bis hin zu Todesdrohungen. Die Teenager leiden enorm unter den Schikanen. Viele kapseln sich ab und die Eltern haben keine Ahnung, was ihre Kinder durchmachen.

Sarah hat sich glücklicherweise den Eltern und der Schwester anvertraut und wird von der Familie aufgefangen." Als das mit den Anrufen losging, ist Sarah weinend zusammengebrochen, hat kaum noch gegessen und wollte gar nicht mehr zu Schule gehen", erzählt die Mutter dem Team von "37 Grad". Sie hat schon Gespräche mit Lehrern, Schulleitung und anderen Eltern geführt, um den Konflikt zu entschärfen. Die Familie erwägt einen Schulwechsel, aber das wäre kurz vor dem Abschluss zu heikel. Unter dem psychischen Druck haben Sarahs Noten schon genug gelitten.

Entzugserscheinungen wegen Handyverbot im Unterricht

Auch Luna hat schlechte Noten und wird in Begleitung ihrer Mutter zur Lehrerin zitiert. Dem Mädchen kullern bald die Tränen übers Gesicht. Eine Grund für den Leistungsabfall ist schnell identifiziert: Konzentrationsmangel.

Die Lehrerin klagt: "Die Schüler sind unheimlich viel mit WhatsApp und Facebook zugange, so dass sie ständig abgelenkt sind. Bei einigen entwickelt sich eine regelrechte Sucht." Im Unterricht gilt Handyverbot. Trotzdem – oder gerade deshalb – spürt die Lehrerin, wie die allgemeine Unruhe im Lauf des Schultags zunimmt. "Die haben Angst, was zu verpassen."

Zuhause blinken und piepsen die Smartphones im Dauerbetrieb. "Das ist die Pest, dieses Ding!", zetert Lunas Mutter.

Eine Studie im Auftrag der Landesmedienanstalt NRW bezeichnet das Smartphone als größten Stressfaktor bei Jugendlichen. Fast die Hälfte gibt zu, durch das Handy abgelenkt zu werden. Jeder Vierte fühlt sich durch die permanente Kommunikation über Messenger-Dienste gestresst.

Viele Eltern kommen bei den digitalen Aktivitäten ihrer Kinder schon längst nicht mehr mit und sind mit der Medien-Erziehung überfordert.

Manga-Manie weckt Lerneifer bei Iwa und Marie-Celine

Schule und Lernen stehen bei allen vier Mädchen aus der TV-Doku auf der "Mag ich nicht"-Liste. "Schule ist nur noch Druck. Dir wird alles in den Kopf gestopft", schimpft die 15-jährige Marie-Celine wild gestikulierend und grimassierend in ihrem Video-Tagebuch. Andererseits lernt sie mit Feuereifer Japanisch. Freiwillig, denn Marie-Celine und ihre beste Freundin Iwa sind große Fans japanischer Manga-Comics. Die Mädchen aus Bergisch-Gladbach probieren Sushi und träumen von einem Trip nach Japan. Vorerst ist der Besuch der Computerspielmesse Gamescom für sie das Highlight des Jahres. Dafür färben sie sich nach Manga-Vorbild die Haare lila. Marie-Celines Mutter nimmt es gelassen. "In der Regel sind das ja nur Phasen. Das weiß unsereins. Die wissen das noch nicht."

Mädchen unter Druck: "am besten ein studiertes Topmodel mit drei Kindern"

Aber: Diese Phasen der Pubertät sind Meilensteine der Persönlichkeitsentwicklung. Die Mädchen buhlen um Anerkennung und erfahren auch schmerzliche Ablehnung, mal schwimmen sie mit dem Strom, mal grenzen sie sich ab, erleben Höhenflüge und Niederlagen, erarbeiten sich langsam aber sicher mehr Selbstbewusstsein.

Nicht zu unterschätzen ist der Erwartungsdruck, der heutzutage auf den heranwachsenden jungen Frauen lastet. Die Kölner Psychologin Elisabeth Raffauf, die Sarah in der TV-Doku hilft, aus der Rolle des Mobbing-Opfers herauszufinden, beschreibt es so: "Das Ideal ist ein studiertes Topmodel mit drei Kindern, das abends für die Familie das Essen auf dem Tisch stehen hat. Das geht natürlich nicht."

TV-Tipp: Wie es mit Sarah, Luna, Iwa und Celine-Marie weitergeht, zeigt die zweite Folge der "37 Grad"-Doku "Zickenalarm" am 3. November um 22.15 Uhr im ZDF.

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