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Wie Eltern hochbegabte Kinder erkennen und fördern


Unterforderter Nachwuchs
Hochbegabte Kinder: Wie Eltern sie erkennen und unterstützen

dpa-tmn, Bettina Levecke

Aktualisiert am 23.04.2019Lesedauer: 3 Min.
Ein Junge spielt Schach.Vergrößern des BildesEin Kind spielt Schach: Eine Hochbegabung kann sich auf viele Weisen zeigen. (Quelle: Bigandt_Photography/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Ein hochbegabtes Kind hat es nicht zwangsläufig leichter als andere – im Gegenteil. Für manche ist die Hochbegabung auch eine Bürde. Aber Eltern können einiges tun, um dem Kind die Situation zu erleichtern – und es trotzdem zu fördern.

Rund zwei Prozent aller Kinder haben einen IQ über 130 und gelten damit als hochbegabt. Was bedeutet das eigentlich? Und wie gehen Eltern und Schule damit um?

Was ist Hochbegabung?

Eine einheitliche Definition für Hochbegabung gibt es nicht. Allgemein beschreibt der Begriff eine weit über dem Durchschnitt liegende Intelligenz, erklärt Martina Rosenboom, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind aus Wildeshausen. Als Schwelle gilt bei Psychologen dabei ein Intelligenzquotient von mindestens 130.

An welchen Merkmalen erkennt man eine Hochbegabung?

Eine Hochbegabung kann sich bereits im Kindergartenalter zeigen, zum Beispiel durch eine auffallend schnelle Sprachentwicklung oder an hoher Begeisterung für Zahlen oder Naturwissenschaften. Manche Kinder eignen sich dabei in beeindruckendem Ausmaß Wissen an, erklärt Annegret Mahn, Psychologin aus Berlin. "Wenn Kinder im Alter von vier Jahren zum Beispiel schon alle Autofabrikate oder Dinosaurierarten bestimmen können, kann das ein Hinweis auf eine Hochbegabung sein."

Das muss es aber nicht. "Entwicklungssprünge und Lerneifer im Vorschulalter können auch leicht überschätzt werden." Oft werde Hochbegabung durch Probleme erkannt, die sich in der Grundschule durch Unterforderung und Langeweile ergeben.

Wann sollten Kinder getestet werden?

Wenn Eltern, Erzieher oder Lehrer vermuten, dass ein Kind hochbegabt ist, muss nicht direkt ein IQ-Test gemacht werden. Zeigen sich Probleme, wie auffälliges Verhalten, schafft ein Test Klarheit und die Grundlage für gezielte Gespräche mit Erziehern und Lehrern, sagt Rosenboom.

Offiziell vorlegen muss man den Test aber nicht. "Ich rate Eltern eher dazu, den Test in die Schublade zu legen und erst rauszuholen, wenn es Gesprächsbedarf gibt." Gerade bei Kindern, die in der Schule gut zurechtkommen, könne der "Stempel" Hochbegabung auch zu unnötigen Schwierigkeiten führen, wie Ablehnung oder überhöhte Erwartungen.

Wie läuft ein Intelligenztest ab?

Ein Intelligenztest wird von Psychologen und Psychiatern, sowie Sonderpädagogen und Schulpsychologen gemacht. Die Experten empfehlen den Test frühestens ab dem Alter von vier Jahren, besser später. Nach einem Vorgespräch wird das Kind altersgemäß auf seine intellektuellen Fähigkeiten getestet, sodass am Ende nicht nur der IQ ermittelt ist, sondern auch ein individuelles Persönlichkeitsprofil besteht. Wichtig ist, dass das Kind beim Test motiviert und ausgeruht ist.

Wie können Eltern ein hochbegabtes Kind fördern?

Je nach Motivation und Interesse ist es sinnvoll, Kindern neben der Schule weitere Aufgaben und Hobbys zu ermöglichen, zum Beispiel den Besuch einer Musikschule oder von naturwissenschaftlichen Kursen. Karsten Otto, Vorsitzender des Vereins Hochbegabtenförderung in Bochum, empfiehlt Eltern, ihr Kind ergänzend in einer Gruppe mit anderen hochbegabten Kindern anzumelden. Daneben sei für Kinder, vor allem Jungen, ein Mannschaftssport ein wertvolles Lernumfeld, sagt Otto.

Wie kann die Schule auf den Bedarf reagieren?

Lehrer sind grundsätzlich in der Pflicht, den Unterricht so zu gestalten, dass alle Schüler angemessen gefördert werden. "Bei einer Klasse mit 30 Schülern ist das aber oft nicht leicht zu realisieren", sagt Mahn. Ein Überspringen der Klassenstufe sei für hochbegabte Kinder nicht immer gut, da dies manche Kinder sozial und emotional überfordern kann.

Erstmal sei es besser, so rät Karsten Otto, das Standardpensum der Klasse für das hochbegabte Kind mit schwierigeren Inhalten aufzufüllen und in manchen Teilen zu ersetzen. Reicht diese Förderung nicht aus, rät Otto zum Modell "Dreh-Tür". Dafür wechseln die Kinder nur zu bestimmten Fächern in die nächsthöhere Klasse. Wichtig ist aber immer, was das Kind möchte.

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