Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kleine Frühaufsteher Zwergenaufstand am Morgen: So können Eltern trotzdem länger schlafen
Kinder sind das größte Glück auf Erden. Dies wird allerdings empfindlich gestört, sobald die Sprösslinge Mama und Papa in den frühen Morgenstunden um den Schlaf bringen. Was können Eltern tun, um am Samstag- oder Sonntagmorgen wenigstens einige Minuten mehr Ruhezeit für sich herauszuschlagen? Wir haben einige Tipps und Tricks parat.
"Eine echte Tortur"
Es sind vor allem die Eltern von Klein- und Kindergartenkindern, die sich in Foren austauschen, in der Hoffnung endlich das richtige Rezept zu finden, ihre kleinen Frühaufsteher in ihrem morgendlichen Tatendrang zu bremsen. So schreibt Ute: "Hilfe! Unsere zweieinhalbjährige Tochter treibt uns momentan in den Müdigkeitswahn. Sie geht zwar immer etwa um 19.30 Uhr todmüde ins Bett, weckt uns aber zurzeit etwa um 4.30 Uhr. Das ist eine echte Tortur. Was sollen wir tun?"
Und Bea jammert: "Gähn! Leni wird seit neuesten immer um 5 Uhr wach. Bis 5.30 Uhr kann ich sie noch in ihrem Bettchen halten, aber danach fängt sie an, heftig herumzuzicken, möchte etwas zu essen und dann spielen. Der Leidensdruck bei uns ist gerade groß und die Müdigkeit auch. Gähn!"
Frühaufsteher müssen kein Schlafdefizit haben
Eine Patentlösung, wie sich der Schlafrhythmus von Kindern zugunsten des Morgenschlafes nach hinten verschieben lässt, gibt es nicht. Denn der kindliche Schlaf befindet sich in einem ständigen Wandel, je nach Entwicklung und Reife. So können kleine Frühaufsteher, die eine Zeit lang etwa um 5 Uhr topfit waren, einen Monat später schon etwas länger morgens schlafen.
Wichtig ist, dass Kinder insgesamt genug Schlaf bekommen. Wer früh aufsteht, muss deshalb noch lange kein Schlafdefizit haben. Neugeborene benötigen in den ersten Wochen etwa 16 bis 18 Stunden Schlaf täglich. Nach einem halben Jahr haben sie sich im Idealfall an einen Tag-Nacht-Rhythmus gewöhnt und schlafen nachts mehr als acht Stunden. Im Alter von zwei Jahren benötigen die meisten Kinder nur noch etwa 13 Stunden Schlaf, machen ein längeres Mittagsnickerchen und schlafen nachts durch. Vier bis Sechsjährige schlafen mittags kaum noch und kommen mit elf bis zwölf Stunden Schlaf aus. Im Grundschulalter sind es dann ungefähr noch zehn Stunden.
Von Eulen und Lerchen
Doch nicht nur das Alter der Kinder spielt bei ihrem Schlummerrhythmus eine Rolle, sondern auch zu welchem "Chronotyp" der jeweilige Schläfer gehört. So unterscheidet die Wissenschaft sogenannte Lerchen, Eulen und Normalschläfer, eine Einteilung, die auch schon auf Kinder zutrifft und angeborenes Verhalten umschreibt. Bei Eulen handelt es sich tendenziell um Menschen, die morgens nicht in die Gänge kommen, nachmittags ihr Hoch haben und abends lange munter sind. Im Gegensatz dazu stehen Lerchen: Sie sind Frühaufsteher, vormittags besonders aktiv und werden abends zeitig müde. Grundlegend umpolen kann man den Bio-Rhythmus nicht. Das verhindern die Gene.
Rhythmusverschiebungen im Laufe der Entwicklung
Dennoch verschieben sich gewisse Schlafvorlieben im Laufe des Lebens: Jüngere Kinder haben grundsätzlich die Tendenz, auch wenn sie eher zu den Eulen zählen, zunächst einmal früher als Erwachsene aufzuwachen. Kaum in der Pubertät, verschiebt sich der Rhythmus dann altersbedingt zeitlich etwas nach hinten. Ein paar Jahre später rutscht der Takt dann erneut zurück. All dies geschieht jedoch im Rahmen der angeborenen Anlagen. Wer genetisch zur Lerche neigt, wird als Jugendlicher also eher zum Normaltyp und im Alter wieder zur Lerche. Wer eher der Eulen-Kategorie angehört, entwickelt sich als Teenager vermutlich eher zum notorischen Langschläfer und wird mit den Jahren zur moderaten Eule.
Wenn das Kind frühmorgens wach ist: Tipps für übermüdete Eltern
Solche beruhigenden Aussichten helfen erschöpften Eltern von kleinen Frühaufstehern leider nur wenig. Ihnen bleibt angesichts der "Schlummer-Programmierung" nur die Option, nicht das Schlafverhalten ihres Kindes zu verändern, sondern mit den richtigen Strategien die frühmorgendlichen Wachphasen zu ihren Gunsten zu strukturieren. Wir haben 14 Tipps:
- Kuschelkleidung vorbereiten: Legen Sie Ihrem Kind abends Sachen wie etwa warme Socken oder einen Jogginganzug hin, die es anziehen kann, wenn es morgens vor Ihnen aufsteht. Das setzt allerdings voraus, dass sich Ihr Kind schon ohne Probleme selbstständig anziehen kann.
- Regeln absprechen: Klären Sie genau ab, was Ihr Sprössling morgens allein machen darf und was nicht. Dazu gehört auch, dass das Kind nicht versucht, früh morgens auf dem Herd Milch heiß zu machen oder ohne Aufsicht mit gefährlichen Küchenutensilien oder Werkzeugen hantiert.
- Frühstück hinstellen: Bereiten Sie schon am Vorabend ein einfaches Frühstück wie Cornflakes mit Milch vor oder stellen sie Obst und Kekse hin, damit Ihr Kind ohne Ihre Unterstützung seinen Hunger stillen kann.
- Spiele bereitlegen: Besprechen Sie mit Ihrem Kind schon abends, was es am nächsten Morgen machen möchte und legen Sie gemeinsam das gewünschte Spielzeug heraus. Spaß macht auch, wenn Eltern eine "Morgenmalerei" bei den kleinen Künstlern in Auftrag geben, die dann später gebührend bewundert wird.
- Ruhiges Spielen vereinbaren: Ein großer Vorteil ist, wenn die Frühaufsteher morgens zu zweit oder zu dritt sind und so vielleicht ein wenig länger ohne Papa und Mama auskommen. Man sollte dem Nachwuchs nahelegen, nicht zu laut den Tag einzuläuten, sondern sich mit ruhigen Spielen zu beschäftigen.
- DVDs und Hörspiele: Nutzen Sie möglichst nicht das Fernsehgerät als bequemen Babysitter. Sie haben dann nämlich keine Kontrolle, was das Kind morgens ohne Ihre Aufsicht anschaut. Nehmen Sie lieber Sendungen auf oder erlauben Sie Ihrem Kind, eine DVD zu schauen. Dafür muss es allerdings in der Lage sein, die Technik zu bedienen. Eine gute Morgenunterhaltung sind auch Hörspiele oder Bücher.
- Weckzeiten verabreden: Wenn Kinder schon in der Lage sind, die Uhr zu lesen, kann man Vereinbarungen treffen, ab wann die Eltern geweckt werden dürfen. Solche Fristen sollte man allerdings nicht überstrapazieren. Niemand darf von seinem Kind erwarten, dass es sich über mehrere Stunden alleine beschäftigt, damit Papa und Mama bis "in die Puppen" schlafen können.
- Zimmer abdunkeln: Um die innere Uhr der Kinder vielleicht doch ein wenig auszutricksen – auch eine halbe Stunde ist schon ein Gewinn – sollte man das Kinderzimmer so abdunkeln, dass die Kinder nicht schon bei Sonnenaufgang kerzengerade im Bett sitzen und nach elterlicher Betreuung verlangen.
- Abwechselndes Ausschlafen: Wenn alle Maßnahmen nicht fruchten, könnten Eltern versuchen, sich mit dem Ausschlafen am Wochenende abzuwechseln. Das ist keine Ideallösung, aber besser als nichts. Die "Frühschicht" sollte natürlich gerecht verteilt werden. Argumente wie "du kommst ja sowieso immer besser aus den Federn als ich" dürfen dabei nicht zählen.
- Morgenbesuch im elterlichen Bett: Eine Notlösung könnte auch darin bestehen, den wachen Racker morgens ab und an ins elterliche Bett zu holen. Oft sind kleine Kinder schon zufrieden, wenn sie nah bei Mama und Papa sein können. Sie spielen dann häufig ganz friedlich oder schauen sich ein Bilderbuch an, während die Eltern noch ein wenig dösen können.
- Gemeinsame Nachtruhe: Pädagogisch nicht besonders wertvoll, aber ziemlich effektiv ist es, gemeinsam mit dem Nachwuchs im Familienbett zu nächtigen. Viele Kinder schlafen nämlich erfahrungsgemäß besser, wenn sie nachts bei den Eltern sein können. Solche Maßnahmen sollten aber eine Ausnahme bleiben und sind nur dann sinnvoll, wenn lediglich ein Kind mit an Bord ist. Ansonsten besteht das Risiko, dass es auf dem Matratzenlager zu eng wird und alle eine unruhige Nacht erleben.
- Schlafrhythmus des Kindes beibehalten: Eltern sollten auf jeden Fall vermeiden, ihr Kind am Abend länger aufbleiben zu lassen. Nur selten schlafen die Kleinen dann am nächsten Morgen länger. Häufig ist sogar das Gegenteil der Fall, denn ihr gewohnter Takt wird so gestört. Das Ende vom Lied ist schließlich ein nörgelndes Kind, das die Eltern auf Trab hält und die Wochenendplanung über den Haufen wirft.
- Übernachten bei Oma und Opa: Die Ausschlafoption mit der größten Erfolgsaussicht ist, die Kinder ab und zu über Nacht "auszulagern" – am besten zu Oma und Opa oder anderen Verwandten, die gerne mal eine Morgenschicht übernehmen.
- Gelassen bleiben: Falls all diese Tricks nicht greifen, sollten sich Väter und Mütter in Gelassenheit üben und warten, bis ihr Nachwuchs so weit ist, dass er sich garantiert morgens ohne elterliche Präsens beschäftigen kann. Schließlich tröstet auch die Aussicht, dass alles nur eine vorübergehende Phase ist.
- Eigene Recherchen