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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Katzensprache Warum schnurren Katzen?
Jeder Katzenbesitzer kennt es: Wenn die Katze glücklich ist, dann schnurrt sie. Aber die Stubentiger können damit auch Unbehagen zeigen.
Was hat es mit dem Schnurren auf sich? Im Prinzip ist sich die Forschung einig, doch manche Annahmen bleiben umstritten. Denn über die Kommunikation der Katze ist wenig bekannt.
Erfahrungsgemäß schnurren Katzen, wenn sie glücklich und zufrieden sind, etwa nach einer Mahlzeit oder wenn sie gestreichelt werden. Dabei ist die Hauskatze nicht die einzige Katzenart, die das Geräusch von sich gibt. Auch größere Katzen wie der Puma oder der Rotluchs können schnurren. Dafür sind diese nicht in der Lage zu brüllen. Großkatzen wie Tiger und Löwen hingegen können zwar brüllen, aber nicht schnurren. Ihre Kehlköpfe sind zu steif, um das Geräusch zu erzeugen.
Eins ist sicher: Schnurrt die Katze, dann ist sie friedlich gestimmt. Bei einer aggressiven Grundstimmung scheinen Katzen nämlich gar nicht zu schnurren. Das Geräusch kann Zufriedenheit oder Einschüchterung ausdrücken, aber auch zeigen, dass die Katze besänftigend wirken möchte.
Wie kommt das Schnurren zustande?
Diese Frage gibt Forschern und Forscherinnen Rätsel auf. Zwar gibt es Erklärungsansätze, doch wie genau das stetige Schnurren entsteht, ist bisher nicht eindeutig klar.
Katzenexperten gehen davon aus, dass es mit der Kehlkopfanatomie und regelmäßigen Nervenimpulsen zusammenhängt. Dabei sollen die über den Kehlkopf gespannten Stimmbänder beim Ein- und Ausatmen im Luftstrom Töne erzeugen, so die Zeitschrift "Spektrum".
Eine andere Erklärung besagt, dass neuronale Impulse die Stimmlippen im Kehlkopf der Katze in Schwingung versetzen. Dies sorgt dafür, dass sich die Stimmritze zwischen den beiden Lippen öffnet und schließt. Diese Vibration soll dann für das Schnurren verantwortlich sein.
Schnurren ist nicht angeboren
Das sanfte Schnurren erscheint wie ein angeborener Reflex, denn schon Kätzchen machen die Laute, wenn sie Muttermilch trinken. Laut den Katzenforschern müssen Kätzchen das Schnurren jedoch erst einmal einige Tage lang üben. Der Nachwuchs signalisiert damit der Mutter, dass alles in Ordnung ist. Umgekehrt schnurrt die Mutter zum Zeichen, dass keine Gefahr droht.
Die Frequenz des Schnurrens ist übrigens nicht abhängig von der Größe des Tieres, sondern von der Rasse. Eine typische Schnurrfrequenz liegt zwischen 16 bis 28 Hertz. Hauskatzen erreichen dabei um die 26 Hertz.
Warum schnurren Katzen?
Neben der Annahme, dass sie Menschen und Artgenossen eine friedliche Stimmung signalisieren wollen, gibt es noch andere Theorien.
Die Stubentiger schnurren zum Beispiel auch, wenn sie Angst haben, gestresst sind oder unter Schmerzen leiden. Die Katzenforscherin Dr. Mircea Pfleiderer glaubt, dass Katzen sich in negativen Situationen womöglich selbst beruhigen wollen.
Laut Diplom-Biologin Birgit Rödder schnurren Katzen zum Beispiel beim Tierarzt zur Beschwichtigung, in der Hoffnung, heil aus der beklemmenden Situation herauszukommen.
Kann Schnurren heilen?
Es gibt Vermutungen, dass das Schnurren sogar einen Selbstheilungsprozess der Knochen in Gang setzen kann. Forscher erklären das so: Das Schnurren erzeugt andauernde mechanische Reize im Skelett. Dadurch wird der Stoffwechsel der Knochen angekurbelt, woraufhin neue Knochenbildungszellen entstehen und das Gewebe repariert wird. Der Grund dafür ist vermutlich, dass Katzen die meiste Zeit des Tages liegen und daher ihre Knochen anderweitig trainieren müssen.
Laut Forschungsarbeiten eines Grazer Ärzteteams könnte das Katzenschnurren auch Menschen helfen, schneller gesund zu werden. Für die sogenannte Katzenschnurr-Therapie wurde ein Gerät entwickelt, das genau dieses Schnurren imitiert. In einer Studie des Entwicklers zur Lungenfunktion bei Atemwegsstörungen konnte eine verbesserte Lungenfunktion um 29 Prozent festgestellt werden.
Schlussendlich ist die Ursache für das Schnurren der Katze also eine Kombination aus mehreren Faktoren. Hauptsächlich dient es zu Kommunikationszwecken. Dass nebenbei Knochen und Muskeln gestärkt werden können, ist damit aber nicht ausgeschlossen.
Miauen ist an den Menschen gerichtet
Das Miauen der Katzen ist dagegen ein sehr klares Kommunikationssignal, so Rödder. "Es wirkt ähnlich auf den Menschen wie ein wimmerndes Kleinkind." Katzen nutzen das Miauen nur in der Interaktion mit Menschen. Unter Artgenossen wird nicht miaut. "Sie haben gelernt, dass diese Geräusche den Menschen aktivieren." Wollen Katzen den Menschen zum Füttern oder Spielen auffordern, miauen sie also.
- Nachrichtenagentur dpa
- ots.at: "Katzenschnurr-Therapie verbessert die Lungenfunktion bei Atmungsstörungen, wie Asthma, Bronchitis und COPD."
- medicinenet.com: "Why Cats Purr"