Nicht schreien, nicht anstarren Putin und Merkels Hundeangst: Was wirklich dahintersteckt
Respekt vor großen Hunden hat wohl jeder. Doch wer Schweißausbrüche oder Herzrasen bekommt, könnte an einer Phobie leiden. Angela Merkel kennt das Problem.
Kommt uns beim Spaziergang auf dem Weg ein großer Hund entgegen, reagieren wir mit Vorsicht. Bei einer Phobie jedoch schlägt eine natürliche Grundangst in eine Angststörung um, der sogenannten Kynophobie. Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel kennt das Gefühl – und eine Szene von vor 17 Jahren beschäftigt sie noch heute.
Damals hatte der russische Präsident Wladimir Putin seine Labradorhündin Keno bei einem Treffen mit Merkel mit in den Raum hineingelassen – wissend, dass die Deutsche seit ihrer Kindheit Angst vor Hunden hatte. Während Putin wiederholt behauptet, nichts davon gewusst zu haben, glaubt Merkel an eine bewusste Machtdemonstration Putins (lesen Sie hier weiter).
Aber wie äußert sich die Kynophobie? Und haben Betroffene eine Chance, sie im Laufe des Lebens abzulegen?
Herzrasen oder Erstarren?
Die Hundephobie äußert sich zum Beispiel in schwitzenden Händen, Herzrasen und schnellerem Atmen, erklärt der Psychologe Johannes Rother vom psychologischen Zentrum für Angst, Panik und Phobien, Phobius. Ganz typisch für eine Hundephobie ist auch das Erstarren, wenn ein Hund in die Nähe kommt.
Die Hunde selbst scheint solch eine menschliche Angst erst mal nicht zu interessieren. Weder laufen sie weg, noch kommen sie extra nah heran. Weil Hunde aber auf das Verhalten und die Gestik eines Menschen reagieren, sollten Hundephobiker ein paar Dinge berücksichtigen.
Ruhig Blut und Blickkontakt meiden
Sollte es zu einem direkten Kontakt mit dem Vierbeiner kommen, dann hilft es, sich an folgende Regeln zu halten, damit der Hund sein Gegenüber nicht weiter beachtet:
- Ruhig atmen
- Nicht schreien
- Nicht davonlaufen (denn dies könnte der Hund als Spiel auffassen)
- Den Hund nicht anstarren (dies könnte das Tier als Kontaktaufforderung missverstehen)
Hundephobie therapeutisch besiegen
Das Problem mit der Hundephobie: Eine echte Panikattacke können viele Betroffene nicht mit scheinbarer Ruhe überspielen. Der Psychologe macht Hoffnung: "Ein Phobiker kann durchaus lernen, mit der Angst umzugehen und diese übersteigerte Furcht abzubauen – hin zu einem angemessenen, eher durch Respekt gekennzeichneten Umgang mit Hunden." Daran kann man zum Beispiel in einer Therapie gemeinsam mit einem Psychologen arbeiten.
Ein solcher Prozess laufe in drei Schritten ab. Zuerst wird sich der Angst und was das eigentlich ist, theoretisch genähert. Im zweiten Schritt werden Beruhigungs- und Entspannungstechniken für Situationen, in denen akut die Angst aufkommt, vermittelt.
"Im letzten Schritt gehen wir dann langsam in die Konfrontation, indem wir uns zunächst gemeinsam Bilder und Videos von Hunden anschauen", so Rother, "dann wird in die virtuelle Realität gewechselt, die als eine Art Brückenfunktion fungiert, um am Ende mit einem echten Therapiehund konfrontiert werden zu können."
Woher kommt die Angst vor Hunden?
Wie bei Angela Merkel stammt eine Angst vor Hunden schon aus der frühen Kindheit. Die Ex-Kanzlerin soll von einem Hund gebissen und davon extrem geprägt worden sein. Aber es ist auch möglich, dass Bezugspersonen ihre eigene Angst an Kinder weitergegeben. Rother: "Viele der Angstpatienten verspüren eine Angst vor Hunden, ohne selbst jemals direkten Kontakt zu den Tieren gehabt zu haben".
- cnn.com: Vladimir Putin: I didn’t mean to scare Angela Merkel with my dog
- Statement Johannes Rother, Psychologe bei Phobius, psychologisches Zentrum für Phobien in Wien
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa-tmn