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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Früher Schutz spart Geld Wann sich Berufsunfähigkeitsversicherungen für Kinder lohnen
Vorsorgekonzepte für Kinder inklusive einem Berufsunfähigkeitsschutz sind teilweise schon ab der Geburt verfügbar. Das klingt seltsam, doch die Investition kann dem Nachwuchs später bares Geld sparen. Wir erklären, wann sich die frühzeitige Absicherung lohnt und wo Fallstricke lauern.
Die meisten jungen Eltern machen sich kaum Gedanken um Versicherungen ihrer Kinder, wie zum Beispiel gegen Berufsunfähigkeit (BU). Deren Berufsleben liegt ja noch in ferner Zukunft. Doch Eltern sollten sich von dem Begriff nicht täuschen lassen: Tatsächlich geht es um einen Schutz für den Fall, dass der Versicherte durch Krankheit oder Unfall invalide wird. Schüler, Auszubildende und Studenten haben in dieser Situation keinen Anspruch auf staatliche Leistungen, ihnen steht nicht einmal eine Erwerbsminderungsrente zu.
Private Absicherung für den Notfall
Auch Berufsanfänger gehen schlimmstenfalls leer aus: Nach der aktuellen Regelung bekommen Menschen, die nach dem 1. Januar 1961 geboren sind, nur dann eine volle Rente, wenn Sie weniger als drei Stunden pro Tag einen beliebigen Beruf nachgehen könnten - ungeachtet des Jobs, den sie zuletzt ausgeübt hätten. Das sagt Simon Frost vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Für Eltern, Großeltern oder Paten kann eine Berufsunfähigkeitsversicherung daher eine gute Alternative zu einer anderen Geldanlage für das Kind sein.
Früher Eintritt in BU-Versicherung hält spätere Beiträge niedrig
Ein Vorteil einer Berufsunfähigkeitsversicherung für Kinder liegt auf der Hand: Je jünger und gesünder der Versicherte ist, desto preisgünstiger ist auch dessen Police, erläutert Katharina Lawrence von der Verbraucherzentrale Hessen auf Anfrage von t-online.de. Oft profitiert der früh Versicherte während der gesamten Laufzeit des Vertrages von gleichbleibend günstigen Beiträgen.
Mit den Jahren steige das Berufsunfähigkeitsrisiko deutlich, in der Folge verteuere sich auch der Versicherungsschutz oder werde nur mit Risikozuschlägen beziehungsweise Ausschlüssen angeboten, bestätigt Frost. Der beste Zeitpunkt für den Abschluss einer Versicherung hänge aber stets von der individuellen Situation des Kindes ab. Frost rät in jedem Fall zu einer fachkundigen Beratung vorab.
Auch "Schüler" kann als Beruf gelten
Generell setzt eine Berufsunfähigkeitsversicherung natürlich einen Beruf voraus. Im Sinne der Versicherungsklauseln sei das eine echte, auf Dauer angelegte, dem Erwerb des Lebensunterhaltes dienende, plan- und regelmäßige Tätigkeit, die die Lebensstellung des Versicherten präge, sagt Verbraucherschützerin Lawrence. Ein Schüler oder Student habe nach dieser Definition noch keinen Beruf. Aber es gebe auch Versicherungen, die Schüler, Auszubildende und Studenten als "Beruf" vorsähen.
Kinderschutz kann später umgewandelt werden
Manche Assekuranzen bieten für Schüler zunächst Kindervorsorgekonzepte an, die später in eine Berufsunfähigkeitsversicherung umgewandelt werden können - und zwar ohne vorherige Gesundheitsprüfung. Ein wichtiges Plus, da sonst schon Allergien oder ein Besuch beim Psychologen die Versicherungsbeiträge erheblich in die Höhen trieben, betont Simon Frost. Solche Policen schützen Kinder schon bei Schulunfähigkeit.
Mit dem "Biene Maja Junior Schutzbrief" der Nürnberger Versicherungsgruppe etwa lassen sich Kinder ab fünf Jahren mit einer monatlichen Rente von 500 Euro zunächst für den Fall der Schulunfähigkeit absichern. Ist das Kind 14 Jahre alt, kann auf eine Berufsunfähigkeitsrente umgestellt werden - und zwar nach Angaben des Versicherers ohne weiteren Gesundheitscheck. Alternativ gibt es die Möglichkeit, für Kinder zwischen 14 und 27 Jahren eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit einer Rente bis zu 1000 Euro abzuschließen, ebenfalls ohne erneute Gesundheitsprüfung.
Von Geburt an abgesichert
Auch das Angebot "Tip-Top Tabaluga" der Universa Versicherungen enthält nach Informationen des Unternehmens eine Berufsunfähigkeitsschutz-Option - wählbar bereits ab Geburt des Kindes. Es garantiert den späteren Berufsunfähigkeitsschutz ohne Gesundheitsprüfung mit einer Jahresrente bis zu 1000 Euro im Monat, wenn das Kind zum Beispiel eine Ausbildung beginnt.
Doch Achtung: Für eine ganze Reihe von Sportarten wie Eishockey oder Tauchen könnten auch bei jungen Versicherten Risikozuschläge fällig werden, warnt Lawrence. Das werde von Versicherung zu Versicherung unterschiedlich gehandhabt. Und bei bestimmten Krankheiten oder körperlichen Beeinträchtigungen weigerten sich einige Anbieter, die Betroffenen zu versichern.
Kinder-Policen sind nicht preiswert
Die Höhe der Beiträge für einen Berufsunfähigkeitsschutz hängt grundsätzlich von Beruf, Alter und Gesundheitszustand bei Vertragsabschluss sowie Laufzeit und Rentenhöhe ab. Dabei sei eine Police für Schüler oder Studenten nicht unbedingt preiswert, sagt Expertin Lawrence.
Oft stuften die Versicherungen Berufe nach Klassen ein - alphabetisch oder nach Zahlen. Die preiswerteste Stufe sei dann zum Beispiel "A +++" oder "1", die teuerste "G" beziehungsweise "9". Schüler fänden sich in der Gruppe "B" beziehungsweise "6" wieder.
Dennoch sei eine Absicherung von Kindern oder Jugendlichen zum Beispiel sinnvoll, wenn mit der Aufnahme des angestrebten Berufs noch höhere Beiträge fällig würden - etwa bei körperlich fordernden Tätigkeiten, beispielsweise Handwerksberufen. Laut der Fachfrau sind zudem manche außergewöhnlichen Berufe später gar nicht mehr versicherbar - etwa Berufstänzer oder Berufsmusiker.
Ein Rechenbeispiel: Für einen 15-jährigen Schüler, der bis zu seinem 65. Lebensjahr mit einer Rente von 1000 Euro im Monat versichert werden soll, fallen nach Lawrences Angaben etwa 500 bis 700 Euro im Jahr an. Wer Kinder angesichts des gestiegenen gesetzlichen Renteneintrittsalters länger versichert, macht sicher keinen Fehler, muss aber höhere Prämien zahlen.
Auf Details im Vertrag achten
Eltern sollten bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung allerdings nicht nur auf den Preis, sondern ebenso auf die vertraglichen Details achten. Das gilt beispielsweise für die Definition der Schul- beziehungsweise Berufsunfähigkeit.
Lawrence nennt ein Beispiel: Wird etwa vereinbart, dass der Versicherungsfall nur eintritt, wenn der Schüler eine (nicht näher definierte) Schulausbildung ohne spezielle Förderung nicht mehr weiterführen kann, erhält ein Gymnasiast möglicherweise keine Leistungen, wenn seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten nach einem Unfall oder einer Erkrankung noch für den Besuch einer Hauptschule ausreichen.
Außerdem sollte der Vertrag den Verzicht auf eine "abstrakte Verweisung" enthalten. So kann nach Information der Stiftung Warentest der Versicherer die Rente nicht verweigern, indem er etwa den jungen Kunden auf eine andere Tätigkeit verweist, die seiner Ausbildung und Erfahrung entspricht und in der er trotz Invalidität theoretisch arbeiten könnte.
Rentenhöhe nicht zu niedrig ansetzen
Eine entscheidende Rolle spielt darüber hinaus die vereinbarte Rentenhöhe, die nicht zu niedrig angesetzt werden sollte. In den vergangenen Jahren hätten sich die Bedingungen der Anbieter zwar verbessert, sagt Verbraucherschützerin Lawrence. Nach ihren Angaben liegt die maximale Rentenhöhe jedoch weiterhin bei 1000 Euro im Monat. Die Versicherer verwiesen dann auf die sogenannte Nachversicherungsmöglichkeit.
Nachversicherungsklausel im Blick behalten
Die entsprechenden Vertragsklauseln sollten Eltern genau studieren und einen weiteren Gesundheitscheck des Kindes im Rahmen einer Leistungserhöhung ausschließen. Manche Anbieter machten zum Beispiel eine Erhöhung der Rente nach Abschluss der ersten Ausbildung von weiteren Voraussetzungen abhängig, sagt Lawrence.
Vorsicht ist zum Beispiel geboten, wenn die Aufstockung der Rente zusätzlich an das Einkommen gekoppelt ist. In der Regel verdienten Berufseinsteiger nicht genug, um die versicherte Rente auf diesem Weg anzuheben, sagt Lawrence.
Umfassende Beratung zur Berufsunfähigkeitsversicherung finden Eltern bei den Versicherern selbst sowie den Spezialisten für Finanzdienstleistungen der Verbraucherzentralen.
Noch ein wichtiger Hinweise der Stiftung Warentest: Wer sich für einen guten Schutz entschieden hat, muss demnach andere verbindliche Angebote innerhalb von 30 Tagen schriftlich ablehnen. Nur wenn diese erst mit erneuter Unterschrift gültig werden, ist das nicht notwendig. Bei Fragen zu bestehenden Verträgen hilft im Übrigen das GDV-Verbrauchertelefon unter der kostenfreien Nummer 0800 33 99 399.
Darauf sollten Sie beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung für Ihr Kind achten:
- Absicherung bis zum 67. Lebensjahr
- Ausschluss weiterer Risiko- bzw. Gesundheitsprüfungen
- Gleichbleibend günstige Beiträge, die nur gemäß einer vereinbarten Beitrags-/Leistungsdynamik steigen
- Nachversicherungsgarantie: Option zur Verbesserung des Schutzes bei Lebensereignissen wie Berufsbeginn, Heirat, Kindsgeburten, höheres Gehalt, etc. ohne weitere Gesundheitsprüfung
Unfall- statt Berufsunfähigkeitsschutz?
Verglichen mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine Unfallversicherung zwar meist kostengünstiger, aber keine wirkliche Alternative. Denn sie sichere ein anderes Risiko ab, finanziere etwa nach einem Unfall des Kindes mit bleibendem Schaden den behindertengerechten Umbau des Hauses, so Simon Frost. Auch Katharina Lawrence winkt ab: Eine Unfallversicherung greife nur etwa bei einer nicht ausheilenden Unfallverletzung. Bei einer Krankheit ginge der Versicherte leer aus, weiß die Finanzspezialistin.