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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Friedwald So funktioniert die Beerdigung in einem Friedwald
Über den eigenen Tod nachdenken? Für viele ein Tabuthema. Manche haben Angst, manchen ist es egal, was nach ihrem Tod mit ihnen geschieht. Doch es lohnt sich, über die verschiedenen Bestattungsarten nachzudenken. Das kann nicht nur eigenes Unbehagen bekämpfen. So können in einem Friedwald auch die Angehörigen in einer friedvollen Umgebung trauern, statt an einem Urnengrab zu stehen.
Deutschland hat rund 220 Friedwälder
Die letzte Ruhe unter Baumwipfeln finden ohne die üblichen Friedhofsrituale - das wünschen sich immer mehr Menschen für die Zeit nach ihrem Tod. An rund 220 Orten in Deutschland sind solche schlichten Naturbestattungen mittlerweile möglich. "Bei einer Wald- oder Baumbestattung wird die Asche eines Verstorbenen in einer biologisch abbaubaren Urne im Wurzelbereich eines Baumes beigesetzt", erklärt Alexander Helbach von der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas in Königswinter. Manchmal werde die Asche auch ohne Gefäß direkt in ein Loch in die Erde gegeben. Es könne auch unter einem Strauch, an einem Felsen oder auf einer Lichtung liegen.
Das Konzept stammt aus der Schweiz, wo es laut Helbach in den 1990er Jahren die ersten Ruhewälder gab. Den ersten Beisetzungsplatz unter Bäumen in Deutschland eröffnete 2001 der Betreiber FriedWald in Kassel. Außer in Sachsen und Thüringen gibt es Naturbestattungen mittlerweile in allen Bundesländern.
Nicht jeder Wald für Bestattungen geeignet
Verstorbene können nicht in jedem Wald beigesetzt werden. "In Deutschland herrscht Friedhofspflicht", sagt Helbach. Das heißt, jeder Verstorbene muss auf einem Friedhof beigesetzt werden. Daher werden Waldstücke für Baumbestattungen juristisch eigens als Friedhöfe ausgewiesen. Das sieht man ihnen aber nicht unbedingt an - etwa, weil sie anders als ein Friedhof nicht von einer Mauer oder einem Zaun umgeben sind. Darüber hinaus bieten viele Friedhöfe in gesonderten Bereichen Naturbestattungen an.
Betrieben werden solche Orte außerhalb der klassischen Friedhöfe meist von privaten Anbietern im Auftrag von Kommunen oder Kirchengemeinden. Die Plätze werden auch als Urnenhaine, Ruhebiotope oder Ruhehaine bezeichnet. An rund 220 Orten ist die Naturbestattung laut Helbach in Deutschland derzeit möglich. Die größten privaten Anbieter sind FriedWald und RuheForst, bekannt sind außerdem Trauerwald und Wald der Stille.
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Die einzige formale Voraussetzung sei, dass der Tote eingeäschert worden ist, erklärt Helbach. Im Sarg ist die Beisetzung nicht möglich. "Man kann zwar zu Lebzeiten erklären, dass man in einem Ruhehain bestattet werden möchte, aber eine Willenserklärung ist nicht nötig." Es ist also Sache der Hinterbliebenen, darüber zu entscheiden. Sie wenden sich dann entweder direkt an einen der Betreiber eines Ruheforstes oder bitten den Bestatter, sich darum zu kümmern. "Das ist einfacher", sagt Helbach.
Große Blumengebinde unerwünscht
"Die Bestattung ist nicht viel anders als auf einem normalen Friedhof", sagt Helbach. Der Tote könne mit oder ohne Trauerfeier und mit oder ohne kirchliche Begleitung beigesetzt werden. "Man hat aber mehr Freiheiten und kann die Trauerfeier etwas bunter gestalten." Der übliche Grabschmuck ist allerdings nicht erlaubt: Einen Kranz oder ein großes Blumengebinde dürfen die Trauergäste normalerweise nicht aufstellen. Gegen eine einzelne, später auf dem Grab abgelegte Blume wird aber wohl niemand etwas einwenden.
Ein Grabmal gibt es nicht
Anders als auf einem normalen Friedhof gibt es kein Grabmal. Wer möchte, kann eine Plakette mit dem Namen und dem Todesdatum am Baum anbringen lassen, in dessen Wurzelbereich die Asche liegt. Manchmal erinnert auch ein Schild im Boden an den Verstorbenen. "Das muss aber nicht sein, man kann sich auch anonym beisetzen lassen", sagt Helbach. Für die Hinterbliebenen hat eine Baumbestattung den Vorteil, dass sie sich nicht um die Grabpflege kümmern und auch keinen Grabstein kaufen müssen. Das Gelände soll so naturbelassen wie möglich bleiben.
Was kostet eine Naturbestattung?
Die Kosten einer Naturbestattung schwanken. Von ganz billig bis sehr teuer sei alles möglich, sagt Helbach. Je schöner der Baum und je schöner die Stelle, desto mehr kostet das Grab. Auch von der Baumart und seiner Größe kann der Preis abhängen. Für etwa 300 Euro ist Helbach zufolge die Bestattung unter einem Gemeinschaftbaum möglich, bei dem mehrere nicht zwangsläufig miteinander verwandte Menschen an einem Platz beigesetzt werden. Wer beispielsweise den Baum selbst auswählen will, könne mit Kosten bis zu 1000 Euro rechnen. "Will ich einen Baum für mich allein oder für meine Familie, dann kann die Grabstätte 5000 bis 6000 Euro kosten." Hinzu kommen in jedem Fall noch die Kosten für die Einäscherung und die Dienstleistungen des Bestatters.