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Hotel Mama: Wann das Kind ausziehen sollte


Nesthocker
Wann das Kind endlich aus dem Hotel Mama ausziehen sollte

Die Zahl der jungen Erwachsenen, die noch bei den Eltern wohnen, steigt. Nicht immer stecken finanzielle Gründe dahinter. Manchmal ist es "zu Hause" einfach zu gemütlich. Da hilft nur eine klare Ansage der Eltern, damit die junge Generation selbstständig wird.

Aktualisiert am 16.12.2016|Lesedauer: 3 Min.
Von dpa
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Mama und Papa sind cool, man versteht sich blendend, es ist gemütlich, der Kühlschrank gefüllt. Warum sollte man ein solch perfektes Nest verlassen? Einige junge Erwachsene denken gar nicht daran auszuziehen. Kinder müssen jedoch flügge werden. Gehen Sie das aber von selbst nicht an, müssen Mutter und Vater ihrem Nachwuchs einen Schubs geben.

Nicht immer sind Ausbildung und Finanzen der Grund: Etwa ein Drittel der Nesthocker haben es sich einfach bequem gemacht in Hotel Mama.Vergrößern des Bildes
Nicht immer sind Ausbildung und Finanzen der Grund: Etwa ein Drittel der Nesthocker haben es sich einfach bequem gemacht. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Jeder dritte junge Erwachsene lebt noch bei Mama

Nicht jeder junge Erwachsene bleibt allerdings freiwillig zu Hause wohnen. "Die Ausbildungszeit dauert heute deutlich länger als früher, so dass die meisten jungen Menschen später in den Job einsteigen", erklärt Walter Bien vom Deutschen Jugendinstitut in München. Große finanzielle Sprünge sind während Ausbildung oder Studium nicht drin, viele sind auf die Unterstützung der Eltern angewiesen. Oft über den Jobeinstieg hinaus, denn häufig werden nur befristete Arbeitsverhältnisse angeboten. Das bedeutet weiter finanzielle Unsicherheit. Außerdem verschärft sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt, günstige Wohnungen sind kaum zu bekommen.

Nach Daten des Statistischen Bundesamts wohnten 2015 insgesamt 62 Prozent der 18- bis 24-Jährigen noch gemeinsam mit ihren Eltern in einem Haushalt. Im Alter von 30 Jahren wohnten noch zwölf Prozent der Männer und fünf Prozent der Frauen bei den Eltern.

Eltern senden falsche Signale

Etwa ein Drittel der Nesthocker hat es sich bequem gemacht bei den Eltern, stellte die Entwicklungspsychologin Christiane Papastefanou aus Ludwigshafen in mehreren Studien fest. Wollten Kinder noch vor 20 Jahren schnell raus aus der Enge des Elternhauses, ist das Verhältnis zu Mutter und Vater heute oft ein freundschaftliches.

Trotzdem läuft das Zusammenwohnen der jungen Erwachsenen mit Vater und Mutter selten reibungslos. "Weder Eltern noch Kinder kommen aus ihrer Rolle heraus", sagt Papastefanou. "Vor allem Eltern müssen sich hier an die eigene Nase fassen", meint Heidemarie Arnhold, Vorsitzende des Arbeitskreises Neue Erziehung in Berlin. "Sie senden oft doppelte Botschaften." Vater und Mutter wünschen sich zwar nach 20 Jahren der Konzentration auf den Sprössling wieder mehr Zeit für ihr eigenes Leben. Sie wollen nicht mehr die Wäsche des Sprösslings waschen und bügeln - sie tun es aber.

Was ist der Grund für den ausbleibenden Auszug?

Viele Eltern lassen nicht los, manchmal auch unbewusst. Vielleicht, weil sie selbst noch nicht wissen, wie sie ihr Leben ohne Kinder gestalten wollen. Oder weil es in der Ehe kriselt oder weil Veränderung bedeutet, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. "Manche Eltern genießen es auch, ihre Kinder noch ein wenig im Blick zu haben", sagt Bien.

Gefragt ist daher Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Die Eltern müssen überlegen, warum ihr Kind nicht auszieht - liegt es an ihnen, ist es die pure Bequemlichkeit, oder hat das Kind Angst, hinaus ins Leben zu gehen? Dann könnte professionelle Unterstützung durch einen Psychologen weiterhelfen.

"Hart in der Sache": Wann eine klare Ansage angebracht ist

Vater und Mutter müssen aber auch für sich eine neue Rolle finden: Wie wollen sie leben? Wofür wollen sie sich bei ihrem Kind noch verantwortlich fühlen und wofür nicht? Haben sie dies für sich geklärt, steht das Gespräch mit dem Kind an. Darin sollten Eltern klar machen, dass es ausziehen muss. "Eltern sollten klar sagen, wie die Situation aussieht, und was sie wollen", rät Bien. Sie sollten deutlich machen, dass sie für sich sein wollen, empfiehlt Papastefanou.

Manch einer fürchtet, dem Kind damit das Gefühl zu geben, es sei lästig und unerwünscht. "Nein, das hat nichts mit Ablehnung zu tun", widerspricht Arnhold. Es gehe nicht darum, unfreundlich oder barsch zu sein: "Weich zum Menschen, hart in der Sache." Natürlich könne man nicht erwarten, dass das Kind einem die Hände schüttelt und sich für eine solche Ansage bedankt.

Klare Aussprache statt missverständliche Andeutungen

Im Gespräch sollten Eltern und Kinder klären, wie der Auszug aussehen soll: Kommt für den Nachwuchs eine Wohnung oder ein WG-Zimmer in Betracht? Bekommt es eine Waschmaschine oder kann es erst einmal bei den Eltern waschen? Um ein solches Gespräch kommen die Eltern nicht herum - sie brauchen nicht zu hoffen, dass Andeutungen reichen, damit das Kind begreift, was sie wollen. Auch spitze Bemerkungen führen nur zu Streit und gegenseitigen Verletzungen, nichts ist erreicht.

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