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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Auf der Suche Wie Neugeborene die Brust finden
Wenn ein Neugeborenes den ersten großen Hunger spürt, dann erkennen das erfahrene Hebammen und Mütter. Die Säuglinge machen Suchbewegungen: Sie wackeln hektisch mit dem Kopf und öffnen immer wieder ihren Mund in voller Bereitschaft zum Saugen.
In aller Regel helfen die Mütter ihren Frischgeborenen und legen sie direkt an die Brust. Dort docken sie dann zielgerichtet und sogartig an, als hätten sie nie etwas anderes gemacht – ein angeborener Reflex.
Würde man ihnen nicht den Weg zum nährenden Busen weisen, würden die Säuglinge ihn wohl auch allein finden. Ein Grund dafür ist ein bestimmter Duft, den die Brust ausströmt. Italienische Forscher der Poliklinik Abano Terme haben nun einen weiteren Hinweis entdeckt, wie es kommt, dass die Babys die Brust sofort anvisieren. Dazu beobachteten und untersuchten sie 41 Neugeborene und deren Mütter.
Der Busen ist nach der Geburt deutlich wärmer
Die Wissenschaftler haben zwei Dinge verglichen: Die Temperatur der mütterlichen Brustwarze und die Temperatur der Lippen von den Säuglingen. Und siehe da – die Münder der Neugeborenen waren in der kleinen Studie kälter als ihr Gesicht und außerdem deutlich kühler als der Mutterbusen. Fast zwei Grad Temperaturunterschied lag zwischen Mund und Brust. Außerdem war die Temperatur der Brustwarze und der Bereich drum herum höher als der Rest des Busens. Die Natur hat hier also eine perfekte Navigationshilfe für die Babys entwickelt.
Stillprobleme sind sehr verbreitet
Und obwohl es dieses ausgeklügelte System gibt, wird für viele Stillen zum Problem. Die Brust produziert schlagartig so viel Milch, dass der Busen schmerzhaft empfindlich sein kann. Manchmal kommt es zu einem verzögerten Milcheinschuss – das passiert vor allem nach Kaiserschnittgeburten. Und so versucht das Baby Milch zu saugen, es kommt aber noch nicht viel mehr als die sogenannte Vormilch heraus.
Das häufige Anlegen fördert die Milchbildung, kann aber die Brust stark strapazieren. Das passiert vor allem dann, wenn man das Kind falsch anlegt. Diese und weitere Stillprobleme können diesen natürlichen Prozess zu einer großen Herausforderung machen. Mit einer guten Stillberatung in einem zertifizierten stillfreundlichen Krankenhaus kann man solche Schwierigkeiten vermeiden.
Muttermilch ist unnachahmlich
Die Muttermilch ist nach wie vor nicht ersetzbar durch Säuglingsmilch aus dem Handel. Ihre natürlichen Inhaltsstoffe sind unnachahmlich und individuell auf das Baby abgestimmt.
Die Liste der Vorteile, die Mutter und Kind durch das Stillen haben, ist lang, wie unter anderem der Berufsverband der Frauenärzte erklärt:
- Das Kind ist durch die Muttermilch in der Stillzeit vor Infektionen geschützt.
- Magen-Darm-Erkrankungen und Mittelohrentzündungen treten bei Stillkindern seltener auf.
- Gestillte Kinder haben ein geringeres Risiko, später übergewichtig zu werden.
- Sie haben ein geringeres Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden oder andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie hohen Blutdruck.
- Sie erkranken seltener an Diabetes.
- Kinder, die Muttermilch bekommen, erleiden seltener einen plötzlichen Kindstod.
- Die Gaumen- und Kieferentwicklung wird positiv beeinflusst, es kommt seltener zu Zahnfehlstellungen.
- US-amerikanische Studien belegen, dass gestillte Kinder weniger Verhaltensauffälligkeiten und Lernschwierigkeiten haben.
Es ist zudem belegt, dass Kinder, die gestillt wurden, später seltener unter Allergien leiden.
Der Hautkontakt ist zentral für die Bindung
Der enge Hautkontakt durch das Stillen ist von zentraler Bedeutung für die Bindung zwischen Mutter und Kind. Damit werden die ersten Weichen für eine stabile psychische Entwicklung des Kindes gestellt. Durch die Nähe beim Stillen schütten Mutter und Kind das Bindungshormon Oxytocin aus, auch als Kuschelhormon bezeichnet. Damit führt dieser Kontakt zu einem beidseitigen Zusammengehörigkeitsgefühl.
Und nicht zu unterschätzen: Stillen spart Geld. Die Milch ist immer da.