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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Babyhaut Gar nicht zart wie ein Babypopo: Was hinter Hautgries, Kopfgneis oder Milchschorf steckt
Glaubt man der Werbung, dann ist Babyhaut immer rosig und fein. Nicht umsonst spricht der Volksmund vom Babypopo, wenn er reinste und weiche Haut meint. Da kann man dann schon erschrecken, wenn man ein "echtes" Baby vor sich hat und feststellen muss, dass dessen Haut so einige Unreinheiten und Flecken aufweist. Doch der Facharzt für Dermatologie, Karl Gall, beruhigt besorgte Eltern: Die meisten Hautprobleme bei Säuglingen sind völlig harmlos.
Kommt ein Baby auf die Welt, ist es von der Natur aus mit der sogenannten Käseschmiere vor dem Austrocknen, vor dem Auskühlen und vor Infektionen geschützt. Doch ist diese erst einmal abgewaschen, dann fehlt der entsprechende Schutzschild und muss erst langsam aufgebaut werden. Nur wenig reagiert so empfindlich auf äußere Einflüsse wie Babyhaut. Sie ist um rund 30 Prozent dünner als die eines Erwachsenen. Da kann es schnell zu Irritationen kommen. Hautprobleme in den ersten Lebensmonaten sind also alles andere als selten.
Gestillte Kinder haben häufiger Neugeborenen-Akne
Jedes fünfte Baby zum Beispiel leidet unter der Neugeborenen-Akne, die in den ersten zwei bis vier Wochen entsteht und sich in Form von Pickeln und Mitessern auf Wangen, Stirn und Kinn zeigt. Wobei "Leiden" hier eigentlich nicht der richtige Ausdruck ist, denn laut dem Hautarzt Karl Gall hat der Säugling in der Regel keine Beschwerden. "Geduld ist die beste Vorgehensweise. Es handelt sich hier nicht um eine gefährliche Infektionskrankheit, sondern um eine vorübergehende hormonelle Umstellung." Weswegen diese Form der Akne bei gestillten Säuglingen deutlich ausgeprägter ist als bei Kindern, die mit der Flasche ernährt werden. "Man sollte aber darauf achten, dass die Symptome nicht durch die Anwendung von Babycremes verstärkt werden. Sanfte Hautpflege mit einer milden Seife führt aber normalerweise schnell zum Erfolg."
Kopfgneis wird häufig mit Milchschorf verwechselt
Viele Babys haben auf ihrer Nase oder der Stirn kleine gelblich-weiße Pünktchen. Man nennt sie Milien, Neugeborenenmitesser, Hautgries oder Grieskörner. Auch sie entstehen durch die Hormonumstellung nach der Geburt und verschwinden innerhalb kürzester Zeit von alleine. Tun sie es nicht und stören sie sehr, dann kann man einen Fachmann aufsuchen. Selbst ausdrücken sollte man die Milien allerdings nicht, denn dadurch können Narben entstehen.
Genau wie bei dem Versuch, den Kopfgneis abzukratzen. Hier handelt es sich um das, was in der Regel als Milchschorf bezeichnet wird, aber keiner ist. Der Kopfgneis äußert sich durch eine talgige, weiß-gelbliche, manchmal bräunliche Schuppenschicht nur auf der Kopfhaut, ohne Entzündung oder Rötung. Diese Hauterscheinung ist völlig harmlos und verschwindet ebenfalls von ganz allein.
Milchschorf ernst nehmen
Was anderes dagegen ist der echte Milchschorf, auch Säuglingsekzem genannt. Er tritt oft nicht nur auf der Kopfhaut, sondern auch im Gesicht oder auf den Armen auf, nässt und juckt. Der Milchschorf gilt als ein mögliches erstes Anzeichen einer Neurodermitis und sollte nicht zuletzt deswegen von einem Hautarzt begutachtet werden, der dann auch die entsprechenden Tipps zur optimalen Pflege der Haut geben kann.
Die Haut am Po macht einiges mit
Ganz typisch für kleine Babys ist auch der Windelausschlag, der unter anderem aufgrund des feucht-warmen Klimas in der Windel entsteht. Zunächst zeigt sich eine Rötung am Po, die sich manchmal stark ausweitet und wenn sie nicht behandelt wird, auch entzündet und nässt. Es gibt einige gute Cremes und Salben, um den Windelausschlag in Schach zu halten und immer wieder auch den hilfreichen Tipp, so viel Luft wie möglich an den Babypopo zu lassen. Wenn der Ausschlag allerdings beginnt, das Wohlbefinden des Kindes einzuschränken, dann sollte man unbedingt zum Arzt gehen.
Hautarztbesuch verschafft im Zweifel Sicherheit
Grundsätzlich gilt immer, im Zweifel Arzt aufsuchen. Denn es gibt durchaus Hautveränderungen, die so früh wie möglich behandelt werden sollten. Wie zum Beispiel die so genannten Blutschwämmchen, in der Fachsprache Hämangiome genannt. Sie treten bei fünf bis zehn Prozent aller Kinder auf und sind damit die häufigsten gutartigen Tumore des Kindesalters. Wobei Mädchen bis zu fünfmal häufiger betroffen sind als Jungs. Diese Erdbeerflecken, die im zweiten Lebensjahr oft noch einmal deutlich größer werden, sind äußerst auffällig und können je nach Sitz auch sehr belastend sein. Zunächst für die Eltern, später auch für das Kind.
"Die früher propagierte abwartende Haltung wird laut den neuesten Untersuchungen jedoch zunehmend verlassen. Den kleinen Patienten und deren Familien bleiben dadurch psychosoziale und vor allem medizinische Nachteile erspart“, erklärt Gall. "Da es für einen Laien oft schwierig ist, Hautbefunde richtig einzuordnen, empfehle ich bei unklaren Hautveränderungen auf jeden Fall eine hautärztliche Vorstellung. Das schafft Klarheit. Das beruhigt die Eltern und verhindert Versäumnisse.
Babyhaut nicht mit Pflege überfordern
Babyhaut ist empfindlich, das heißt aber nicht, dass man sie mit zahlreichen Cremes, Badezusätzen und Ähnlichem unterstützen müsste. Stattdessen ist es sinnvoller, das Kind nicht täglich zu baden und beim Baden nur besonders milde Zusätze zu verwenden. Weniger ist dabei mehr. Hebammen empfehlen immer wieder Wasser mit Öl und und einem Schuss Muttermilch oder Sahne, um die Haut des Säuglings optimal zu pflegen.