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Schieflagen beim Baby immer ernst nehmen


Schieflagen - Baby
Schieflagen beim Baby immer ernst nehmen

Um den plötzlichen Kindstod zu vermeiden, werden heutzutage die meisten Babys auf dem Rücken zum Schlafen gebracht. Eine immer gleiche Schlafposition kann allerdings zu unschönen Verformungen des Schädels führen. Ein Grund, warum vielen Müttern in den sechziger Jahren geraten wurde, ihre Kinder regelmäßig zu "wenden". Wenn Eltern allerdings bemerken, dass der Kopf ihres Babys schief ist, dann kann das, genau wie andere Schieflagen auch, auf komplexere Probleme hinweisen.

Aktualisiert am 06.01.2012|Lesedauer: 4 Min.
Simone Blaß
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Schieflagen können bereits während der Schwangerschaft entstehen

Viele Eltern bemerken eines Tages bei ihrem Säugling, dass dessen Kopf an einer Seite schräg abgeflacht ist. Scheinbar über Nacht. Meist ist eine einseitige Schlaflage des Babys daran schuld. Sei es, dass es immer in dieser Lage zum Schlafen gebracht wird oder es selbst immer wieder die gleiche Position sucht. Doch auch wenn bereits eine Schieflage des Körpers aufgetreten ist, gibt es noch Hilfe. "Ausschlaggebend ist zunächst mal die Sichtweise des Betrachters, das heißt, ist tatsächlich das ganze Baby 'schief' oder aber zum Beispiel nur der Kopf in sich, die Haltung des Kopfes, des Rumpfes, des Beckens, der Beine und damit verbunden die Aktivität der einzelnen Körperbereiche", erklärt Isabel Henke-Guerra, die in Erlangen als Therapeutin osteopathisch arbeitet. "Ebenso vielfältig können die Ursachen sein. Es wird über eine bevorzugte Haltung durch räumliche Gegebenheiten des Uterus diskutiert, Größe und Lage der Plazenta und Länge der Nabelschnur. Auch körperliche Befindlichkeiten der Mutter während der Schwangerschaft können einen Einfluss auf die Lage und Aktivität des Kindes haben", so die Physiotherapeutin, die ihren Beruf noch durch eine sechsjährige Ausbildung am Europäischen Colleg für Osteopathie ergänzte und sich heute auf Kinder spezialisiert hat.

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An der Schieflage des Babys ist meist eine einseitige Schlaflage schuld. (Bild: Imago)

Bei unruhigen Babys genauer hinschauen

An der Stelle, an der der Schädel auf der Wirbelsäule liegt, bündeln sich Sehnen, Muskeln und Nervenbahnen. Doch gerade das so genannte Hinterhauptbein wird bei Geburten, vor allem mit Saugglocke oder Zange, stark beansprucht. Dadurch entstehende leichte Fehlstellungen können den Körper nicht nur in Schieflagen zwingen, sie können durch das Unwohlsein, das das Kind empfindet, auch zu vermehrtem Schreien und ständiger Unruhe führen. "Neben der Unruhe können weitere Hinweise auf einen Behandlungsbedarf schlechtes Trinkverhalten, Probleme bei der Verdauung, vermehrte Aktivität eines Armes oder Beines beziehungsweise einer Körperseite und auch das Weinen des Babys in bestimmten Positionen sein." Auffällig sind zudem eine Tendenz zum Überstrecken des Kopfes sowie ein so genannter "Schiefhals". Ein asymmetrisches Verhalten zeigt sich übrigens am ehesten beim Drehen des Kopfes, beim Blickkontakt und beim Benutzen der Hände.

Eltern können unterstützend mitwirken

Hinzu kommt, dass auch eine unreife Hüfte, ein blockiertes Schlüsselbein oder eine blockierte Rippe sowie leichte Anpassungsstörungen der Lunge oder Leber das Baby in eine bestimmte Körperhaltung zwingen können. Hängt der schiefe Schädel eines Säuglings nur mit seiner persönlich bevorzugten Seite zusammen, dann kann man gut gegenarbeiten, indem man ihn zum Beispiel tagsüber immer wieder auf der anderen Seite lagert und eventuell ein wenig mit einer Handtuchrolle oder ähnlichem stützt. "Natürlich werden die Eltern auch zur Unterstützung der Behandlung angeleitet, wobei keine Griffe oder Techniken vermittelt werden, sondern vor allem Hinweise für den täglichen Umgang mit dem Baby gegeben werden."

Für eine erfolgreiche Behandlung ist es nie zu spät

In einigen europäischen Nachbarländern führen Osteopathen bereits kurz nach der Geburt eine Art Vorsorgeuntersuchung durch. "Oft werden Probleme nämlich erst später sicht- oder spürbar, die ein osteopathischer Befund schon im Vorfeld hätte aufzeigen können", so Isabel Henke-Guerra. "Zu spät im gesundheitlichen Sinne ist es für eine Behandlung aber nie." Die Erfolgsaussichten sind jedoch größer und vor allem schneller zu erreichen, wenn die Eltern das Kind, sobald ihnen auffällt, dass seine Entwicklung asymmetrisch verläuft, ansehen lassen. Im kosmetischen Sinne aber kann es, zum Beispiel bei einem schiefen Kopf, durchaus auch mal zu spät sein. Nämlich dann, wenn das Schädelwachstum abgeschlossen ist und die Schädelnähte komplett geschlossen sind. "Der Knochen lässt sich aber immer in sich bearbeiten und ein 'schiefes' Kind sollte grundsätzlich behandelt werden, nicht zuletzt um präventiv ein noch größeres 'Schiefsein' zu verhindern." Und die Therapeutin, die gerade ihren Master in pädiatrischer Osteopathie, also Kinderosteopathie, macht, ergänzt. "Ganz wichtig ist es in diesem Zusammenhang auch, Kinder im Alter von circa acht bis zehn Jahren noch ab und zu unbekleidet bewusst anzuschauen. In diesem Alter begleitet man sie ja in der Regel nur noch selten beim Duschen oder Anziehen und so kann es passieren, dass durch Wachstum entstandene Fehlhaltungen deshalb oft spät oder sogar gar nicht auffallen."

"Osteopath" ist in Deutschland kein anerkannter Beruf

Im optimalen Fall arbeiten Kinderärzte, Orthopäden, Physiotherapeuten und Osteopathen Hand in Hand zusammen. Wobei man vorsichtig sein muss, denn Osteopath ist - im Gegensatz zu anderen Ländern - in Deutschland kein anerkannter, eigenständiger Beruf und nur Ärzte und Heilpraktiker dürfen tatsächlich osteopathisch arbeiten. Wobei man die Kosten für eine solche Behandlung selbst tragen muss. Letztendlich darf sich, zumindest theoretisch, jeder, der sich in dieser Hinsicht ein wenig weiterbildet, Osteopath nennen. Das allerdings erschwert die Suche nach jemandem, der wirklich kompetent ist. Hilfreich ist hier zum Beispiel die Seite des VOD (Verband der Osteopathen Deutschland e.V.), dessen Mitglieder sowohl über eine abgeschlossene medizinische Berufsausbildung als Arzt, Physiotherapeut und/oder Heilpraktiker als auch über eine mindestens fünfjährige berufsbegleitende osteopathische Ausbildung verfügen.

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