In Maßen gesund und wichtig So viel Milch können Sie trinken
Wer noch Kuhmilch trinkt, kann sich hier und da schon als Exot fühlen. Denn viele Menschen verzichten aus Angst vor Unverträglichkeiten darauf. Dabei sind die selten und Milch ist nach wie vor ein guter Kalziumlieferant.
Sie soll dick machen und außerdem für den Menschen eigentlich unverträglich sein: Die gute alte Kuhmilch hat momentan einen schweren Stand. Die meisten Europäer können Milch gut verdauen. Für Kinder ist sie wegen ihrer Kalziumquelle geeignet, den Knochen- und Zahnaufbau zu unterstützen. Ebenso geeignet sind auch Joghurt, Buttermilch, Kefir, Quark oder Käse. Einen noch viel höheren Kalziumgehalt als Milch haben die meisten Käsesorten, vor allem Emmentaler.
"Milch ist ein sehr wertvolles Nahrungsmittel", sagt Prof. Berthold Koletzko, Leiter der Abteilung Stoffwechsel und Ernährung am Dr. v. Haunerschen Kinderspital der Münchner Uniklinik. Milch enthält hochwertiges Eiweiß und vor allem Kalzium, das der Körper sehr gut verarbeiten kann. Er braucht es, damit die Knochen stabil bleiben. Ganz besonders für Menschen, die auf Fleisch und Fisch verzichten, ist Milch ein wichtiger Nährstofflieferant.
Milch ist vor allem für Jugendliche und Kinder wichtig
Für Kinder sind Milch und Milchprodukte ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Im ersten Lebensjahr sollen sie allerdings nur Muttermilch oder spezielle Säuglingsnahrung bekommen. "Im zweiten Lebensjahr können Kinder ein bis zwei Tassen Milch pro Tag trinken", sagt Koletzko. Danach darf es auch etwas mehr oder weniger sein – "da sind wir nicht mehr ganz so streng."
Wichtig ist dem Experten: "Wenn wir von Milch sprechen, dann meinen wir die Milch von Säugetieren." Hafermilch oder andere künstliche Erzeugnisse enthalten weder die gleichen Eiweiße noch das Kalzium, das der Körper besonders gut verarbeiten kann. Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollen sich vor allem Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren kalziumreich ernähren, weil sie sich im starken Wachstum befinden.
Milch in Maßen – sonst häufen sich die Kalorien
Wie bei allen Nahrungsmitteln kommt es auch hier auf das richtige Maß an. "Es gibt regelrechte Milkoholics", sagt Experte Koletzko. "Die trinken einen halben Liter pro Tag und mehr." Das sei bei einem gesunden Erwachsenen nicht nötig, sondern habe eher Nachteile. "Insgesamt nehmen diese Menschen häufig zu viele Kalorien zu sich." Außerdem enthält Milch viele gesättigte Fettsäuren, von denen die Deutschen im Schnitt ohnehin zu viel zu sich nehmen.
Nicht jeder Mensch verträgt große Mengen des in der Milch enthaltenen Milchzuckers Laktose. Im ursprünglichen Bauplan des Menschen war Milch nur vorgesehen, um eine gesunde Entwicklung bis ins Grundschulalter zu gewährleisten. Erwachsene vertrugen Milch damals nicht. Das änderte sich, als der Mensch anfing, Landwirtschaft zu betreiben, erklärt Koletzko.
Ob eine Laktoseintoleranz besteht, kann ein Arzt feststellen
"Es war ganz offensichtlich ein so großer Vorteil, Milch von anderen Säugetieren zu vertragen, dass sich die entsprechenden Gene schnell durchgesetzt haben." Heute vertragen ungefähr 70 Prozent der Europäer Milchzucker auch im Erwachsenenalter.
Wer Laktose nicht so gut verdauen kann, muss aber in der Regel auch nicht komplett darauf verzichten. "Eine Kugel Eis etwa kann jeder essen", sagt Koletzko. Laktoseintolerante sollten jedoch Maß halten, um ihren Darm nicht zu sehr zu belasten. Ob jemand laktoseintolerant ist, kann ein Arzt leicht mit einem Test feststellen.
Wie viel Kalzium benötigen wir?
Nach den Empfehlungen der DGE benötigen Jugendliche täglich 1200 mg Kalzium, Erwachsene 1000 mg. Säuglinge im Alter von vier bis zwölf Monaten benötigen täglich 330 mg. Kinder im Alter von vier bis sieben sollen täglich 750 mg Kalzium zu sich nehmen.
Ein viertel Liter Milch und zwei Scheiben Emmentaler Käse (50 bis 60 g) enthalten bereits über 1000 mg Kalzium.
Die DGE empfiehlt Erwachsenen täglich 200 bis 250 ml fettarme Milch und/oder Milchprodukte sowie 2 Scheiben (50 bis 60 g) fettarmen Käse zu verzehren. Das ist nicht viel. Insofern gilt auch nach den Empfehlungen der DGE, nicht regelmäßig mehr als diese Mengen zu sich zu nehmen.