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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Essen & Trinken Froschschenkel: Eine echte Delikatesse?
Französische Spitzengastronomie und Froschschenkel – das gehört einfach zusammen, so denken viele. Aber stimmt das eigentlich? Und sind Froschschenkel überhaupt eine Delikatesse, die Sie guten Gewissens verspeisen können?
Frösche und somit auch ihre Schenkel gehören in der Tat zu den Delikatessen in den Küchen Frankreichs. Doch noch nur dort, sondern auch in der Schweiz, Belgien, Luxemburg, Portugal, den USA und in der Karibik zählen die Amphibien zu den Spezialitäten. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre sollen über eine Milliarde Frösche in die EU importiert worden sein – Hauptabnehmer war Frankreich und bestätigt somit das Vorurteil, ein Hotspot des Froschschenkel-Verzehrs zu sein. Ist die Annahme, dass die Extremitäten der Amphibien eine echte Feinschmecker-Delikatesse seien, damit bestätigt?
Hier lohnt ein Blick in die französische Kleinstadt Vittel, die normalerweise für ihr Mineralwasser bekannt ist. Jedes Jahr findet hier der der „Foire aux grenouilles“ ("Jahrmarkt der Frösche") statt. Innerhalb von drei Tagen verzehren rund 20.000 Gäste hier rund sieben Tonnen Froschschenkel. Kaum ein Stand, der keine Froschschenkel anbieten würde. >>
Das Publikum zählt nicht zu dem, das man in einem französischen Sternerestaurant erwarten würde. In Pappschalen geht stattdessen eine Portion nach der anderen von der vermeintlichen Delikatesse über die Theken. "Diniert" wird auf wenig luxuriösen Bierbänken.
Wer in Vittel durch die Supermärkte streift, kommt nicht um die zahlreich angepriesenen Sonderangebote herum. Für ein Kilo der schlanken Froschschenkel werden gerade einmal knapp sechs Euro verlangt. Nun muss sich eine Delikatesse nicht zwangsläufig über ihren Preis definieren, allerdings verliert sie in Vittel eindrucksvoll das Image, eine Speise für echte Gourmets zu sein. Sollten Sie sich zu diesen zählen, tun Sie allerdings auch gut daran, Froschschenkel als Delikatesse zu überdenken. Einen überzeugenden Eigengeschmack hat diese nicht zu bieten: In der Regel werden die Schenkel zwischen Huhn und Fisch eingeordnet, allerdings bedarf es einiger Zutaten, um ihnen hinreichend Geschmack zu verleihen.
Zu den beliebtesten Variationen gehört die Zubereitung in ausgiebig Knoblauch. Alternativ würzt man sie mit Kräutern der Provence oder reicht dazu Tomaten- oder Käsesauce. Quiche oder Pommes frites als Beilage lassen die Froschschenkel ebenfalls nicht im Glanze eines kulinarischen Highlights erstrahlen. Doch selbst wenn Sie diese Herabstufung vom Status einer Delikatesse in die Niederungen des Fast Foods nicht stört, sollten Sie sich über andere Aspekte im Klaren sein.
Froschschenkel zählen zu den bedenkenswerten Delikatessen
Für ein einziges Kilo Froschschenkel müssen zwischen 20 und 50 Frösche ihr Leben lassen. Rund 80 Prozent des Tieres werden dabei nicht verwertet und landen auf dem Müll. Über 40.000 Tonnen in die EU importierte Froschprodukte, vornehmlich in Form von Schenkeln, innerhalb eines Zeitraumes von zehn Jahren führen Ihnen vor Augen, welch hohe Stückzahlen an Tieren benötigt werden, um den Bedarf an der vermeintlichen Delikatesse zu decken.
Problematisch ist vor allem, dass die Tiere nur zu 15 Prozent aus Zuchtstationen stammen, der Rest hingegen aus Wildfängen, derzeit vor allem aus Indonesien. Die Auswirkungen auf die dortige Umwelt sind immens: Ganze Ökosysteme geraten aus dem Gleichgewicht. >>
Auch die Tötung der Tiere, wie sie vielerorts durchgeführt wird, steht in der Kritik: Nachdem man die Tiere heruntergekühlt hat, um ihren Bewegungsdrang zu unterdrücken, trennt man den lebendigen Amphibien mit der Schere zunächst die Froschschenkel ab und erst im Anschluss den Kopf. Damit gehören Froschschenkel eindeutig zu den bedenkenswerten Delikatessen. Wer eine Alternative sucht, sollte besser auf Krokodilfleisch zurückgreifen. Geschmacklich ähnlich, dafür aber aus nachhaltiger Zucht, ist dieses wahrhaftig eine Delikatesse.