t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeLebenEssen & TrinkenEinkaufen

Supermarkt ohne Angestellte: Zukunftsmodell oder Horrorvision?


Das Ende der Fleischtheke?
Darauf kann ich verzichten


Aktualisiert am 06.09.2024Lesedauer: 1 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

imago713429842Vergrößern des Bildes
Bedienung an der Fleischtheke: Immer mehr Supermärkte verzichten auf die persönliche Bedienung der Kunden mit Fachpersonal. (Quelle: Volker Herold)

Einkaufen ohne das Schwätzchen beim Wurstkauf? Edeka plant, in mehreren Regionen seine Märkte so umzustrukturieren, dass die klassische Fleischtheke mit Bedienung in kurzer Zeit in eine Selbstbedienungstheke umgebaut werden kann.

In vielen Supermärkten ist es bereits gang und gäbe, an Selbstbedienungskassen zu bezahlen. Doch selbst diese gibt es nicht mehr überall: Einige Rewe-Filialen erfassen mit Kameras und Sensoren den Warenkorb des Kunden, der mit seinem Einkauf aus dem Laden spazieren kann. Das Geld wird automatisch vom Konto abgebucht.

Und Edeka plant derzeit, seine Märkte umzustrukturieren: Statt der klassischen Frischwarentheke, die rund um die Uhr mit Bedienpersonal besetzt ist, soll es nun eine flexible Besetzung mit anschließender Selbstbedienung in den Randzeiten geben.

Ist das Einkaufen ohne Kontakt zum Personal an der Kasse oder der Fleischtheke die Zukunft – um Zeit zu sparen und die Nerven zu schonen? Oder geht dadurch zu viel menschliche, nachbarschaftliche Interaktion verloren, wenn der kleine Plausch im Supermarkt wegfällt?

Sollten Supermärkte zu schnellen Einkaufsläden umgebaut werden, in denen menschliche Interaktion unnötig wird?

Pro
Marcel HorzenekRedakteur Digital

Die Zukunft darf gerne schneller kommen

"Papa, hast du gar nicht bezahlt?", schallt es regelmäßig durch den Supermarkt, wenn ich mit meinen Kindern einfach an der Kasse vorbeilaufe und die dazugehörige Schlange an Menschen, die darauf warten, dass sie endlich bezahlen können, einfach links liegenlasse. Auch wenn das Gefühl, dafür von anderen Kunden beobachtet zu werden, anfangs etwas befremdlich war, laufe ich mittlerweile erhobenen Hauptes und mit einem breiten Lächeln einfach weiter in Richtung Ausgang.

Die Zeiten der kompetenten und freundlichen Beratung sind längst vorbei – so traurig das auch sein mag. Die Erhaltung der Frischetheke wird daran nichts ändern. Bevor ich also schlecht beraten werde, informiere ich mich lieber selbst. Und wer aus Umweltgründen auf Plastikmüll verzichten möchte, kann sein Obst gerne ohne Tüte in den Einkaufswagen legen, den Einkaufsbeutel von zu Hause mitbringen – und im besten Fall sogar ganz auf abgepacktes Fleisch aus dem Supermarkt und Discounter verzichten oder zumindest den Konsum reduzieren. Aber das ist eine andere Diskussion.

Zugegeben, bei dieser sehr modernen Art des Einkaufs bleiben einige Dinge aus: gelangweilte Kinder, die nicht anstehen möchten, und Personal, das in der Regel auch nicht weiß, wo sich manche Artikel befinden oder wann diese nachgeliefert werden. Ganz zu schweigen vom genervten Kassierer, der mir ohne ein freundliches Wort nur noch den Betrag entgegennuschelt. Danke, aber auf diese "fachliche Beratung" kann ich gut und gerne verzichten.

Kontra
Philipp Heinemann
Philipp HeinemannHead of Ratgeber (Aktuelles)

Einkaufen wie in einer Dystopie

Steak und Schinken nur noch abgepackt? Zahlen ohne den Schnack mit der schnoddrigen Kassiererin? Ein Graus – aus verschiedenen Gründen!

Zum einen geht der Respekt vor Fachwissen verloren. Beim Kauf von Wurst oder einem frischen Stück Fleisch gehört die Beratung dazu. Ich will doch qualitativ gute Ware essen, die auch schmeckt. Da hilft der Mitarbeiter weiter, das schnöde Kühlregal nicht. Der Mensch hinter der Theke weiß: Was eignet sich besser für dieses oder jenes Gericht? Ist das Entrecôte oder das Rumpsteak zarter?

Dazu kommt: Frisch abgeschnittene Scheiben des Parmaschinkens sind weitaus schmackhafter und saftiger als seit Tagen vor sich hin trocknende, eingeschweißte Scheiben, bei denen ich nicht mal den ganzen Schinken zu Gesicht bekomme. Das ist wie Fleisch aus der Fabrik, ohne Bezug zum Tier. Respektlos gegenüber dem Rind oder Schwein, das ja immerhin sein Leben ließ. Zusätzlich führt das in Kunststoffschalen abgepackte Fleisch nur dazu, dass der Müllberg aus Plastik weiter wächst.

Und zum Schluss geht's ans Bezahlen. Für so viele einsame, ältere Menschen ist der Plausch an der Kasse oft die einzige Unterhaltung mit einem anderen Menschen. Wollen wir auch das abschaffen? Die Vereinsamung noch mehr forcieren? Für mich hört sich das an wie ein Einkauf in einer Hollywood-Dystopie.

 
 
 
 
 
 
 

Teilen Sie Ihre Meinung mit
Welche Meinung zum Thema haben Sie? Schreiben Sie eine E-Mail an Lesermeinung@stroeer.de

Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website