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Peinliche Stille in Deutschland: Wo man sie am längsten erträgt


Ohne Worte
Peinliche Stille: Welche Deutschen sie am längsten ertragen

Von t-online, dom

09.04.2025Lesedauer: 3 Min.
Eine klassische Peinlich-Situation: Fremde Menschen in einem Fahrstuhl versuchen das Schweigen zu überbrücken.Vergrößern des Bildes
Eine klassische Peinlich-Situation: Einander fremde Menschen in einem Fahrstuhl versuchen das Schweigen zu überbrücken. (Quelle: Monkey Business 2 via www.imago-images.de)
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Ein paar Sekunden Stille im Gespräch und schon steigt das Unbehagen. Besonders in Deutschland empfinden viele Menschen Gesprächspausen schnell als peinlich.

Die meisten kennen das: Man sitzt jemandem gegenüber, das Gespräch stockt, niemand sagt etwas – und plötzlich fühlt sich der Moment unendlich lang an. Diese potenziell peinlichen Gesprächspausen gehören weltweit zum Alltag. Doch woher kommt dieses Gefühl? Und warum wirkt Schweigen manchmal bedrohlicher als Worte?

Eine internationale Umfrage der Sprachlernplattform Preply mit rund 27.000 Menschen aus 21 Ländern zeigt: In Deutschland liegt die Toleranzgrenze bei 7,3 Sekunden. Danach empfinden die meisten Gesprächsteilnehmer das Schweigen als unangenehm. Damit liegen die Deutschen im internationalen Vergleich im Mittelfeld – gleichauf mit Schweden.

Wo Schweigen besonders unangenehm wird

Besonders gefürchtet ist Stille in Situationen, in denen soziale Unsicherheit herrscht. Laut der Umfrage erleben Deutsche peinliche Gesprächspausen am häufigsten in diesen Momenten:

  • Beim ersten Date: Fast 69 Prozent der Befragten fühlen sich bei Schweigen in dieser Situation extrem unwohl.
  • Im Gespräch mit Fremden: 65 Prozent empfinden stille Momente mit Unbekannten als belastend.
  • Beim Smalltalk im beruflichen Umfeld: Auch hier sorgen Gesprächslücken oft für Stress, besonders in Besprechungen oder bei Networking-Events.

Städtevergleich: Wo man besser schweigen kann

Die Studie zeigt auch Unterschiede innerhalb Deutschlands. In Wuppertal etwa empfinden die Menschen Gesprächspausen erst nach rund 9 Sekunden als unangenehm. So lange hält es sonst kaum eine Stadtbevölkerung aus. In Berlin, Münster und Bonn ist bereits nach etwa sechs Sekunden Schluss mit der Ruhe.

RangStadtAnzahl der Sekunden in Stille
1.Wuppertal9,05
2.Leipzig8,69
3.Essen8,16
4.Duisburg7,98
5.Bielefeld7,91
6.Frankfurt am Main7,84
7.Hannover7,52
8.Köln7,49
9.München7,48
10.Bochum7,3
11.Dresden7,23
12.Hamburg7,08
13.Düsseldorf6,62
14.Stuttgart6,47
15.Nürnberg6,4
16.Dortmund6,35
17.Berlin6,23
18.Münster6,18
19.Bonn6,17

Im internationalen Vergleich liegt Thailand vorn

Wie lange eine Gesprächspause als angenehm empfunden wird, variiert stark von Land zu Land. Im internationalen Vergleich belegt Deutschland mit einer durchschnittlichen Toleranz von 7,3 Sekunden gemeinsam mit Schweden den vierten Platz. An der Spitze steht Thailand, wo Menschen im Durchschnitt 8,1 Sekunden Stille ertragen, bevor sie sich unwohl fühlen. Dies deutet laut den Sprachlernexperten von Preply darauf hin, dass in der thailändischen Kultur Pausen als natürliche Bestandteile eines Gesprächs angesehen werden.

Auch in Japan ist die Toleranz für Stille etwas höher als in Deutschland: Hier beträgt die durchschnittliche Unbehaglichkeitsschwelle 7,8 Sekunden. Die Niederlande folgen mit 7,4 Sekunden auf Platz drei. Am anderen Ende des Rankings steht Brasilien, wo Menschen bereits nach 5,5 Sekunden Stille das Bedürfnis verspüren, das Gespräch wieder aufzunehmen.

Wer uns besonders sprachlos macht

Interessant ist auch, mit wem Deutsche am häufigsten in Momente peinlicher Stille geraten. Laut Umfrage sorgen bestimmte Gesprächspartner besonders oft für Unsicherheit:

  • Vorgesetzte: Hier wollen viele nichts Falsches sagen und denken länger nach, was die Pausen verlängert.
  • Flirts oder Dates: Die Angst, sich zu blamieren oder nicht interessant genug zu wirken, lässt viele Gespräche ins Stocken geraten.
  • Fremde: Besonders bei spontanen Begegnungen im Alltag (etwa im Fahrstuhl oder in der Bahn) tun sich viele schwer mit lockerem Smalltalk.

Warum uns Schweigen verunsichert

Psychologen gehen davon aus, dass Gesprächspausen besonders dann unangenehm wirken, wenn unklar ist, wie das Gegenüber darauf reagiert. In der deutschen Kultur gilt es als höflich und kompetent, Gespräche aktiv zu führen und peinliche Pausen zu vermeiden.

So fanden Verhaltensforscher der Princeton University (USA) heraus, dass wir uns Menschen, die schnell antworten, eher verbunden fühlen. Plätschert ein Gespräch also mühe- und pausenlos vor sich hin, fühlen wir uns sicher und selbstbewusst. Dabei geht es um ganz wenig Zeit: "Wie bei Profisportlern können ein paar Millisekunden einen eklatanten Unterschied machen", schreiben die Forschenden. Stockt das Gespräch, kann das also schnell Unbehagen auslösen.

Die Fähigkeit, ein eloquentes Gespräch zu führen, wird oft schon früh als Erwartung vermittelt. Kinder lernen, sich aktiv am Gespräch zu beteiligen, Lehrer bewerten mündliche Mitarbeit – und in vielen Berufen gilt souveräne Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg.

Und die gute Nachricht?

Nicht jede Stille muss unangenehm sein. In vielen Kulturen, etwa in Japan oder Finnland, gilt Schweigen als Zeichen von Nachdenken oder Respekt. Auch in Deutschland verändert sich langsam der Umgang damit: Laut den Sprachexperten von Preply stärken Achtsamkeitstraining, Meditation und bewusste Gesprächskultur die Fähigkeit, Stille auch mal auszuhalten.

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