Deutscher Schulpreis 2016 In Deutschlands bester Schule dürfen Schüler vieles mitbestimmen
Die Grundschule auf dem Süsteresch in Schüttorf (Niedersachsen) ist mit dem Deutschen Schulpreis 2016 ausgezeichnet worden. Mit dem Preisgeld von 100.000 Euro wird das moderne Unterrichtskonzept belohnt. Die Schule ermöglicht den Kindern ausgeprägte kreative Mitbestimmung.
"Wo Mitbestimmung erlebbar und erfahrbar ist, gilt auch Willy Brandts Wort von der 'Schule der Nation'", sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier bei der Preisverleihung in Berlin mit Blick auf den ersten sozialdemokratischen Bundeskanzler.
Der deutsche Schulpreis wird seit 2006 jährlich von der Robert-Bosch-Stiftung und der Heidehof-Stiftung zusammen mit dem Magazin "Stern" und der ARD vergeben. Ziel ist es, hervorragende Schularbeit zu würdigen und bekannt zu machen.
Vier Schulen auf dem zweiten Platz
Vier zweite Preise in Höhe von je 25.000 Euro erhalten die Schule für Erwachsenenbildung Berlin, das Humboldt-Gymnasium Potsdam, die Freiherr-vom-Stein-Gemeinschaftsschule in Neumünster und die Schule St. Nicolai auf Sylt.
Sonderpreis für deutsche Schule in Südafrika
Der erstmals ausgeschriebene, ebenfalls mit 25.000 Euro dotierte Sonderpreis für Auslandsschulen geht an die Deutsche Internationale Schule Johannesburg in Südafrika.
Das können andere von der Siegerschule lernen
An der Siegerschule 2016 in Schüttorf gibt es keinen Frontalunterricht, sondern Platz und Zeit zum Selberlernen und Freiraum zum Ausprobieren der Kreativität. Bei VERA-Vergleichstests (Vergleichsarbeiten in der Schule) etwa liegt diese Grundschule in Deutsch weit über dem Durchschnitt.
"Hier haben sich die Lehrer gemeinsam mit dem Schülerparlament, den Kindern und ihren Eltern auf den Weg gemacht, um das Lernen zu verändern", lobt der Erziehungswissenschaftler und Jury-Sprecher Michael Schratz. "Andere Schulen können von der Grundschule auf dem Süsteresch lernen, wie eine intensive Lernbegleitung und Beratungskultur bemerkenswerte Leistungsergebnisse und eine beeindruckende Schulatmosphäre schaffen."
Lehrer verstehen sich als Lernbegleiter
265 Kinder besuchen die Grundschule auf dem Süsteresch. Es gibt 14 Schulbegleiterinnen für Kinder mit besonderem Förderbedarf, die die Lehrer in den Klassen unterstützen. Die Betreuung in Randstunden und am Nachmittag gewährleisten pädagogische Mitarbeiter, Praktikanten und Teilnehmer am Freiwilligen Sozialen Jahr.
Die Grundschule im Westen Niedersachsens hat schon früh auf viele Herausforderungen reagiert, vor denen heute Schulen stehen – zum Beispiel Inklusion. Seit zwölf Jahren sind geistig behinderte Kinder wie selbstverständlich Teil der Klassen. Auch die Integration von Schülern, die erst noch Deutsch lernen müssen, ist seit Jahren gelebte Praxis.
Als Niedersachsen die Schulen zum Schuljahresbeginn 2013/14 zur Einbindung von Schülern mit Behinderungen verpflichtete, habe der Unterricht an seiner Grundschule einfach weiterlaufen können, sagt Schulleiter Heinrich Brinker. Schon vor vielen Jahren habe sich das Kollegium ein anderes Selbstverständnis als Lehrer gegeben: Weg vom Frontalunterricht, hin zum Lernbegleiter der Kinder.
Schülerin Joana: "Wir gehen einfach an die Arbeit"
Die Schülerinnen Jarle und Joana loben die fest im Stundenplan verankerte "Selbstlernzeit". "Dann dürfen wir uns jeder für sich aussuchen, ob wir lieber Mathe oder Deutsch machen wollen. Wir können zum Beispiel selbst am Computer eine Geschichte schreiben oder eine Geschichte lesen", sagt Jarle. "Wir müssen noch nicht mal sagen, was wir machen. Wir gehen einfach alle an die Arbeit." Joana lobt ihre Schule für die angenehme Stimmung. Sie findet gut, "dass man hier so viele Freunde finden kann. Dass man Hilfe bekommt, wenn man Hilfe braucht und speziell gefördert wird." Ob sich noch etwas verbessern lässt? "Mir fällt nichts ein. Das ist eine ganz tolle Schule hier", sagt Joana.
Deutscher Schulpreis 2016 - diese Schulen waren nominiert
Bundesland | Schule |
---|---|
Baden-Württemberg | Berufsschulzentrum Stockach Ludwig-Erhard-Schule Sigmaringen |
Bayern | private Grund- und Mittelschule Liebfrauenhaus Herzogenaurach |
Berlin | Montessori-Gemeinschaftsschule Schule für Erwachsenenbildung e. V. |
Brandenburg | Humboldt-Gymnasium Potsdam Sportschule Potsdam |
Niedersachsen | Grundschule auf dem Süsteresch |
Nordrhein-Westfalen | Bodelschwingh-Schule Kreuztal Elsa-Brändström-Gymnasium Oberhausen Gymnasium Norf |
Rheinland-Pfalz | Brüder-Grimm-Schule Ingelheim |
Sachsen | Evangelisches Schulzentrum Muldental, Grimma |
Sachsen-Anhalt | Grundschule Gebrüder Alstein, Haldensleben |
Schleswig-Holstein | Freiherr-vom-Stein-Schule Neumünster Schule St. Nicolai, Sylt Thomas-Mann-Schule Lübeck |
Dafür bekommen die Schulen Noten
Um für den Deutschen Schulpreis nominiert zu werden, werden die Bewerber in sechs Kategorien bewertet. Sie müssen in allen Bereichen mindestens gut, in einem Bereich weit überdurchschnittlich sein.
- Leistung: Besondere Leistungen in den Kernfächern Mathematik, Sprachen und Naturwissenschaften, im künstlerischen Bereich (Theater, Kunst, Musik oder Tanz) sowie in Sport, Projektarbeiten oder Wettbewerben.
- Umgang mit Vielfalt: Konzepte für unterschiedliche Bildungsvoraussetzungen, Interessen und Leistungsmöglichkeiten der Schüler.
- Unterrichtsqualität: Schulen sorgen dafür, dass Schüler ihr Lernen selbst in die Hand nehmen, ermöglichen ein Lernen außerhalb der Schule und verbessern kontinuierlich den Unterricht und die Arbeit von Lehrern.
- Verantwortung: Achtungsvoller Umgang miteinander, gewaltfreie Konfliktlösung und sorgsamer Umgang mit Sachen.
- Schulklima, Schulleben und Partnerschaften: Anregungsreiches Schulleben, pädagogisch fruchtbare Beziehungen zu außerschulischen Personen und Institutionen sowie zur Öffentlichkeit.
- Schule als lernende Institution: Zusammenarbeit im Lehrerkollegium und demokratisches Schulmanagement, Förderung der Motivation und Professionalität der Lehrer.