Insel Giglio Nach der "Concordia" zurück zum Alltag
Die Havarie der "Costa Concordia" machte das kleine Giglio auf einen Schlag weltberühmt. Im Juli 2014 schließlich schleppte eine Bergungsfirma das Wrack des Kreuzfahrtschiffes ab, seitdem sucht die toskanische Insel ihren Weg zur Normalität. Denn das kleine Paradies ist zu Unrecht vor allem als Ort der Schiffahrtskatastrophe bekannt. Sehen Sie Giglio auch in unserer .
Nach drei schweren Sommern wollen die kaum mehr als 400 Gigliesen nicht mehr auf der Insel der Katastrophe wohnen, sondern wieder auf dem Ferieninselchen mit dem saubersten Wasser Italiens. "Santuario dei cetacei" - das Heiligtum der Wale und Delfine: Das war früher der Beiname der Insel vor der Toskanischen Küste.
Viele ursprüngliche Dörfer
Am Strand von Giglio Campese ist bereits wieder Normalität eingekehrt. Die Bilderbuchbucht mit dem mittelalterlichen Wehrturm erreichen Besucher mit dem einzigen Inselbus. Vom Hafenort Porto geht es steile Serpentinen hinauf zum Burgdorf Castello und ebenso steil auf der anderen Seite wieder hinunter zur Strandbucht Campese.
Dort warten ein paar Pensionen, der Campingplatz und das größte Hotel der Insel. Groß ist dabei relativ: Das Albergo Campese hat 47 Zimmer. Selbst zur Hochsaison sind die nicht ausgebucht, bedauert Besitzer Stefano Feri. Trotz moderater Preise und Sandstrand bis vor die Hoteltür.
Ein Museum für sich ist eigentlich das ganze alte Burgdorf Giglio Castello. Eingefasst von einer Mauer aus Römerzeiten drängt sich auf der Bergkuppe der uralte Ortskern. Treppen über Treppen führen zwischen den windschiefen Häusern hindurch. Morsche Holztüren schillern in kräftigem Rot, Gelb und Blau. Im Bergfried gibt es mehrere Gästezimmer, eines sogar in einer Mönchszelle aus dem 9. Jahrhundert.
Wanderparadies Giglio
Die kaum 15 Kilometer lange Insel besitzt 24 Wander- und Mountainbikewege. Etwa zum Cote Ciombella, einem Megalith in Panoramalage - so etwas wie ein toskanisches Stonehenge. Erst vor kurzem befreiten Naturschützer die Felsen von meterhohem Wildwuchs.
Ein Lieblingspfad der Nationalparkführerin Marina Aldi führt zwischen Ginster und Rosmarinbüschen zur romantischen Cala degli Alberi. 150 Stufen über dem Meer betreiben dort der 70-jährige Ghigo und seine Frau Barbara das Hotel Pardini's Hermitage. Zwischen großen Pinien und runden Granitfelsen ist man in einfachsten Zimmern bei Biokost, klassischer Musik und Töpferkursen entweder hellauf begeistert oder schnell wieder abgereist.
Selbst das ist allerdings nicht so einfach. Denn eine Autostraße zum Hotel gibt es nicht. So bleibt außer dem Wanderweg nur das Taxiboot. Alberto, der "Boatman", hilft den Damen galant in sein Gummiboot und gibt Gas. Vorbei an verschwiegenen kleinen Ferienhäusern und einsamen Badebuchten biegt er nach 20 Minuten in den pittoresken Hafen von Giglio Porto ein.
"Concordia"-Unglück brachte Tagestouristen
Am 13. Januar 2012 steuerte Francesco Schettino das 4000-Passagiere-Schiff "Concordia" auf einen Felsen vor Giglio. Es war das größte Unglück der modernen Kreuzschifffahrt. Dreieinhalb Jahre später zeugt nur noch noch eine schwimmende Plattform von dem Unglück. Diese dient als Basis für die Ingenieure, die auch die Unterwasser-Landschaft so hinterlassen sollen, wie sie einmal war. Das wird wohl noch ein Jahr dauern. Immerhin war das Schiff in einem Meeres-Nationalpark havariert.
Jeder auf der Insel ist froh und glücklich, dass die Costa Concordia weg ist, sagt Giglios Bürgermeister Sergio Ortelli. Andererseits kämpfen die Souvenirverkäufer und Gelaterien: In den vergangenen Jahre kamen wenigstens noch Tagestouristen, die sich nach dem Foto mit dem Wrack der Concordia vor Ort noch ein Mittagessen genehmigten. Ortelli selbst ist nur ehrenamtlich Bürgermeister. Im Hauptberuf vermittelt er 300 Ferienbetten und vermietet 15 Motorroller. Auch dieses Geschäft ging schon mal besser.
Künftig soll Giglio wieder für Tauchen in glasklarem Wasser stehen, für Natur- und Badefreuden. An das Unglück erinnert nur noch ein Gedenkstein an der Hafenmole. Souvenirkitsch mit Concordia, selbst einschlägige Postkartenmotive hat Ortelli verboten. Ein Museum könnte er sich dagegen schon vorstellen. Immerhin handelt es sich um die größte Bergung in der Geschichte der Seefahrt. Ortelli denkt an ein kleines Museum, wo die Bergung didaktisch aufbereitet wird, ohne Sensationen.
Weitere Informationen
- Verkehrsbüro Pro Loco Isola del Giglio, Giglio Porto, Via Provinciale 9, 58012 Giglio Porto, Italien, Tel. 0039/0564/809400, www.isoladelgiglio.it
- Parco Nazionale Arcipelago Toscano, Loc. Enfola, 57037 Portoferraio, Italien, Tel. 0039/0565/919411, www.islepark.it (Prospektmaterial zu Flora und Fauna, Wander- und Mountainbiketipps, auch in deutscher Sprache)
- Anreise: Die Fähren der beiden Gesellschaften Maregiglio und Toremar starten auf dem Festland in Porto Santo Stefano. Die Überfahrt (hin und zurück) kostet pro Person zirka 25, pro Auto 80 Euro. Gemeinsamer Fahrplan auf www.giglionews.it