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ThyssenKrupp trennt sich vom Luxus


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Firmenjet, Jagden und Immobilien
ThyssenKrupp trennt sich vom Erbe

dpa/wanted.de

24.03.2015Lesedauer: 3 Min.
ThyssenKrupp verkauft die Beitz-VillaVergrößern des Bildes
ThyssenKrupp verkauft die Beitz-Villa (Quelle: dpa)

Aufräumen ohne Tabus bei ThyssenKrupp: Im Zuge seines Umbaukurses beim Essener Traditionskonzern trennt sich Vorstandschef Heinrich Hiesinger radikal vom Erbe. Nachdem er das angeschlagene Unternehmen in den vergangenen Jahren zunächst wirtschaftlich stabilisierte, geht es jetzt auch um die Symbole der Vergangenheit. Ob Immobilien, Firmenjet oder Jagdreviere - der Manager treibt nun die Trennung von manch liebgewonnenem Relikt voran.

Meine Jacht, mein Jet, mein Haus - alles muss raus. Prominentestes Beispiel für den großen Immobilien-Ausverkauf beim Stahlkonzern ist das ehemalige Wohnhaus des 2013 im Alter 99 Jahren gestorbenen Krupp-Patriarchen Berthold Beitz. Die in den 50er Jahren errichte Villa im Essener Nobelvorort Bredeney stehe zum Verkauf und werde bereits von Interessenten besichtigt, berichtet eine Unternehmenssprecherin.

Trennung vom Yacht-Club

Die rote Karte gab es zuvor schon für die firmeneigenen Jagden und den Privatjet. Auch für den noblen Kieler Yacht-Club sucht der Stahlkocher derzeit einen neuen Eigentümer. Im ehrenwerten Club war schon Kaiser Wilhelm II. Mitglied, er war einer der Kommodore, also dessen Vorsitzender. >>

Der Verein war erst 2007 von ThyssenKrupp für 2,45 Millionen Euro gekauft worden. Das Clubhaus der noblen Adresse ist heute das "Alfried Krupp-Haus". Zur Umwidmung des Gebäudes reisten neben dem Kieler Ehrenbürger Berthold Beitz auch der damalige ThyssenKrupp-Vorstandschef Ekkehard Schulz und der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Cromme noch persönlich an.

Nun also die Luxus-Immobilien. Allein das ehemalige Beitz-Wohnhaus in bester Essener Wohnlage könnte mehrere Millionen Euro in die Konzernkasse spülen. Nach Berechnungen der "Bild"-Zeitung dürfte das rund drei Hektar große Grundstück oberhalb des Baldeneysees einen Wert von mindestens zehn Millionen Euro haben.

Selbst ein Abriss ist möglich

Die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" hatte zuvor Kreise aus der Immobilienbranche zitiert, nach denen man sich auch einen Abriss des nicht unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes und eine Nutzung des Grundstücks für den Bau "exklusiver Wohnungen" vorstellen könne. >>

"Wenn man das erhalten möchte, kann man das auch ohne Denkmalschutz", sagte die Leiterin der Essener Denkmalpflege, Petra Beckers, zur Diskussion über einen Schutz des Gebäudes. Der Bau sei "nett, aber nichts Außergewöhnliches". Jetzt, wo das Haus leer sei, erinnere nichts mehr an den ehemaligen Bewohner. Der Industrielle, der in dem Haus ein lebenslanges Wohnrecht genoss, hatte dort über Jahrzehnte hinweg gelebt und auch zahlreiche wichtige Persönlichkeiten empfangen.

In der 2010 vorgelegten Beitz-Biografie von Joachim Käppner heißt es, der einst moderne Flachdach-Bungalow sei nach den Vorgaben von Beitz errichtet worden, nachdem der damalige Krupp-Manager den Einzug in eine ihm als Domizil angebotene düstere Fabrikanten-Villa abgelehnt habe. Für ThyssenKrupp hat das Gebäude keine Funktion mehr. Eine Sprecherin sagte, dass es ausschließlich privat genutzt worden sei.

Die Villa Hügel bleibt

Das Gedenken an die Vergangenheit will ThyssenKrupp anderswo wachhalten. "Ort der Erinnerung und des Gedenkens an Berthold Beitz und sein Wirken für den Konzern sind für ThyssenKrupp die Villa Hügel und das Stiftungsgebäude", heißt es. Bertold Beitz war Chef der Krupp-Stiftung, die ihren Sitz auf dem Gelände des Krupp-Stammsitzes Villa Hügel hat.

Das Unternehmen hatte zuvor bereits das ehemalige Wohnhaus von Bertha Krupp verkauft. Die Tochter von Friedrich Alfred Krupp war in der Villa Hügel aufgewachsen und war später in das Gebäude in der Nähe des Hügelparks gezogen. Dort hatte sie bis zu ihrem Tod 1957 gelebt.

Noch kein passendes Angebot für den Jet

Größtenteils abgeschlossen ist die Aufgabe der zahlreichen Jagdreviere des Konzerns. In Wirtschaftswunderzeiten fädelten die alten Firmenpatriarchen dort noch so manches Geschäft ein. In die heutige Wirtschaftswelt passen sie offensichtlich nicht hinein. >>

Schwerer tut sich der Konzern bislang mit dem geplanten Verkauf des Firmenjets. Dieses Überbleibsel aus besseren Tagen lässt sich heute offenbar kaum noch wirtschaftlich betreiben. Noch hat ThyssenKrupp dafür kein passendes Gebot erhalten. Bilder zum Thema ThyssenKrupp sehen Sie in unserer Fotoshow.

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