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Kinderbuch von Dragqueen Olivia Jones


Kinderbuch von Dragqueen Olivia Jones
"Das Leben ist nicht nur rosa-blau"

Von dpa
06.03.2015Lesedauer: 3 Min.
Dragqueen Olivia Jones liest aus ihrem Aufklärungsbuch für Kinder.Vergrößern des Bildes
Für Olivia Jones ist das Leben nicht rosa oder himmelblau. (Quelle: dpa-bilder)

Als die kleine Tochter eines Freundes das Wort "schwul" als Schimpfwort aus der Schule mitbringt, ist Olivia Jones geschockt. Um Vorurteilen bei Kinder entgegenzuwirken, hat die in Hamburg lebende Dragqueen nun eine "Geschichte vom anderen Ufer" aufgeschrieben.

Sie ist Kiezkönigin, Dschungelprinzessin, Travestiekünstlerin - und jetzt auch Kinderbuch-Autorin: Olivia Jones (45) will mit der Geschichte "Keine Angst in Andersrum" schon den Jüngsten zeigen, dass es auch andere Beziehungsformen als "Frau und Mann" geben kann.

Für die Hamburger Dragqueen, im Jahr 2013 Zweite der RTL-Dschungelshow "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!", sei das Buch eine "Herzensangelegenheit" gewesen. "Das Leben ist nicht nur rosa-blau! Niemand weiß das besser als Olivia Jones", hieß es vom Verlag.

Spinat ist "voll schwul"

Die "Geschichte vom anderen Ufer", so der Untertitel des 56-seitigen Buches, beginnt mit einer Szene, in der das Wort "schwul" als Schimpfwort dient, auch wenn es in dem Fall um die Abneigung eines Siebenjährigen gegen Spinat geht. Spinat sei "voll schwul", schimpft Luis. Seine jüngere Schwester Emma plappert es ihm gleich nach, während Tante Maria Luis entgeistert fragt, ob er überhaupt die Bedeutung des Wortes kenne. "Schwul ist eklig", weiß dieser aus der Schule zu berichten.

"Es geht um Selbstentfaltung und Lebensgestaltung"

Ein ähnliches Erlebnis - dass die Tochter eines Freundes das Wort "schwul" als Schimpfwort mitbrachte - habe sie nachdenklich gemacht, erzählte Olivia Jones dem Verlag. "Die Kleine wusste ja gar nicht, was das eigentlich bedeutet, hat aber trotzdem schon gelernt, schwul mit etwas Negativem zu verbinden", erklärte sie. "So was brennt sich natürlich ein und ist später ganz schwer mit sachlichen Argumenten wieder herauszubekommen." Sie wolle über das Thema mit einem Augenzwinkern aufklären und ohne dabei unter die Gürtellinie zu gehen: "In keiner Zeile geht es um Sex. Es geht um Fragen der Selbstentfaltung und Lebensgestaltung."

Tante Maria mit ihrer tiefen Stimme und dem Donnerlachen ganz wie Olivia Jones erzählt den Kindern vom Land "Andersrum", wo Frauen Frauen lieben und Männer Männer. Doch was, wenn sich dort ein Kindergärtner in eine Bauarbeiterin verliebt? So wie "der Inge und die Gerd" in Olivia Jones' Geschichte. Dann wird es kompliziert. Es wird gestarrt und getuschelt. Ein Mann hält Händchen mit einer Frau - wie "abartig" und "eklig" das manche Andersrummer finden: "Das hat es noch nie gegeben, darum ist es nicht richtig. Das ist nicht normal."

Olivia war Oliver und musste kämpfen

Neben der bunt illustrierten Geschichte gibt es ein paar private Fotos aus Olivia Jones' Leben, das einst als Oliver in Springe begann. Sie wisse, wovon sie schreibe, betont die Autorin in einem Vorwort. "Denn auch ich hatte zu kämpfen, bevor ich werden konnte, was ich heute bin." Vor allem als junger Mensch habe sie kämpfen müssen, mit sich selbst und mit ihrer Familie. Sie wolle helfen, es anderen einfacher zu machen. "Denn solange es leichter ist, eine Olivia Jones zu sein, als eine Olivia Jones zu werden, ist unsere Gesellschaft in meinen Augen noch nicht tolerant genug."

Das Bilder- und Vorlesebuch für Fünf- bis Achtjährige soll Anlässe für Dialoge zwischen Eltern und Kindern schaffen, um genau darüber zu sprechen.

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