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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Erektionsstörungen "Wenn unten nicht macht, was oben will"
"Keinen mehr hochzukriegen, darüber redet man nicht gern", weiß Ann-Marlene Henning, Sexologin und Neuropsychologin aus Hamburg, aus ihrer Praxis. Im vierten Teil der von ihr moderierten Dokuserie "Make Love - Liebe kann man lernen"(MDR) befasst sie sich mit einem Problem, das viele Männer haben: Erektionsstörungen. Am Beispiel des 59-jährigen Francis wird dabei gezeigt, was Männer tun können, "wenn unten nicht macht, was oben will".
Potenzmittel helfen - lösen aber das Problem nicht
Wissenschaftliche Untersuchungen belegen: Jeder dritte Mann zwischen 40 und 80 Jahren hat Erektionsstörungen. Auch viele Frauen finden keine sexuelle Erfüllung: Jede Dritte erlebt beim Sex keinen Höhepunkt. Doch Potenzprobleme haben nicht nur ältere Männer. Francis (59) leidet bereits seit seiner Jugend unter einer "instabilen Erektion". Nach zwei Ehen, aus denen drei Kinder hervorgegangen sind, hat er wieder eine neue Liebe gefunden. Doch im Bett klappt es nicht - zumindest nicht ohne den Einsatz von Viagra. Doch so wirksam das Potenzmittel ist, es löst nicht Francis' eigentliches Problem. Das Medikament hat zudem zahlreiche Nebenwirkungen. Der 50-jährige möchte er mit Hilfe von Ann-Marlene Henning nach Möglichkeiten suchen, um wieder eine verlässliche Erektion zu bekommen.
Männer müssen lernen, den Beckenboden einzusetzen
Wenn Männer unter erektiler Dysfunktion leiden, kann das sowohl psychische, als auch körperliche Gründe haben. Oftmals ist es jedoch eine Mischung aus mehreren Faktoren. Stress und seelische Anspannungen tragen oft dazu bei, dass "der da unten nicht macht, was der Kopf will", weiß Henning. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Männer nur unzureichende Kenntnis von ihrer eigenen Anatomie haben. Nur die wenigsten wissen zum Beispiel, dass der Penis zur Hälfte im Beckenboden verankert und dort von vielen Muskeln umgeben ist. Um eine Erektion zu halten, ist es hilfreich, diese während des Liebesspiels zu aktivieren und so das Stehvermögen des Penis zu verbessern. Am Beispiel von Grafiken demonstriert Henning, wie dieser Mechanismus funktioniert. Durch gezieltes Trainieren der Beckenbodenmuskulatur bekommen Männer ein Bewusstsein dafür, wie sie das Muskelspiel beim Sex bewusst einsetzen können.
Hohe Anspannung blockiert Erektion
Ein weiteres Problem vieler Männer besteht darin, dass sie beim Sex zu verkrampft sind. Dadurch kann sich die Erregung nur schwer aufbauen. Die Folge: Der Penis wird schwächer durchblutet und weniger mit Sauerstoff versorgt. Das wiederum hat zur Folge, dass man weniger spürt. Hennings Tipp lautet daher: "Locker lassen, statt ständig in Dauerspannung zu sein." Dieser Ratschlag gilt auch für Frauen. Auch bei diesen führe zu viel körperliche und psychische Anspannung dazu, dass sie gar nicht kommen. Lustvolle Sexualität ist dabei unmöglich.
Neue Stoßtechnik vor dem Spiegel üben
Aus ihrer Praxis weiß Henning: "Viele Männer haben beim Sex eine monotone Stoßtechnik." Auch bei Francis scheint dies der Fall zu sein. Mithilfe eines Videos zeigt ihm die Therapeutin, welche Alternativen es zu der simplen "Raus-Rein-Bewegung" gibt: Dabei kommt vor allem das Becken zum Einsatz. Die Bewegungen der Hüfte sind langsamer und runder - das Gefühl dadurch intensiver. Dazwischen gibt es immer wieder kleine Entspannungsphasen. Durch das langsamere Hineingleiten in die Vagina spürt er jeden Millimeter seines Penis. Dadurch, so Henning, werde auch die Durchblutung gesteigert, was wiederum die wichtigste Voraussetzung für eine Erektion ist. Da diese Bewegung für viele Männer ungewohnt ist, muss sie erlernt werden. Henning empfiehlt Francis daher, die neue Stoßtechnik regelmäßig zu trainieren - als Schaukelübung vor dem Spiegel.
Kleiner Hoffnungsschimmer am Horizont
Zwei Wochen nach den Therapiegesprächen erkundigt sich Henning bei Francis, ob das Training zu Erfolg geführt hat und ob er die neuen Erkenntnisse in die Praxis umsetzen konnte. Dabei zeigt sich: Die Erektionsprobleme sind immer noch vorhanden. Doch es gibt erste Erfolge. Francis nennt sie "kleine Nuancen", die es ihm ermöglichen, beim Sex mehr zu spüren. Dass sexuelle Störungen nicht von heute auf morgen verschwinden und von den Betroffenen viel Geduld abverlangen, ist laut Henning jedoch völlig normal. Aus ihrer Praxis weiß sie aber auch, dass die Bemühungen am Ende oft mit einer erfüllteren Sexualität belohnt werden. Der Ratschlag der Sexologin lautet daher: "Auf jeden Fall weitermachen - es lohnt sich!"
Am 28. November wird die vierte Folge von "Make Love" noch einmal vom SWR ausgestrahlt. Die Sendezeit ist 23.45 Uhr.