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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mode & Beauty "King of Cool" Steve McQueen: Sich selbst ewig treu
Steve McQueen musste sich nicht verstellen – er war ein Held, der vor der Kamera immer nur sich selbst verkörperte. Unbeugsam, rebellisch, stur – aber auch mutig und selbstlos. Rennfahrer, Schauspieler, Frauen-Schwarm und Stil-Ikone. wanted.de huldigt dem coolsten Typen aller Zeiten.
Harte Kindheit auf der Straße
McQueen arbeitete sich aus der Gosse nach oben: Er wurde im Jahr 1930 mitten in der Großen Depression in Beech Grove im US-Bundesstaat Indiana geboren. Der Vater war Spieler und arbeitete als Stuntman bei einer Truppe von fliegenden Barnstormers und ließ die Familie nach sechs Monaten sitzen; die Mutter war Nachtclub-Tänzerin, Alkoholikerin und wohl auch Prostituierte. Der Bad Boy schloss sich Gangs an. Als McQueen dem neuen Stiefvater androhte, er werde ihn umbringen, falls er ihn noch einmal schlage, wurde der Junge mit 14 in ein Heim für schwer Erziehbare eingewiesen. Der Hilfsorganisation „California Junior Boys Republic“ blieb er ein Leben lang dankbar verbunden und versorgte sie mit Geld. Hier lag der Grundstein für die Melancholie, die McQueen sein Leben lang begleitete: „Wenn ein kleines Kind keine Liebe bekommt, dann fragt es sich, ob es gut genug ist. >>
Und da meine Mutter mich nicht liebte und ich keinen Vater hatte, dann musste das ja wohl heißen, dass ich nichts tauge.“
Lebensretter bei den Marines
McQueen trat im Alter von 17 Jahren dem Marine Corps bei, in Camp Lejeune im Bundesstaat North Carolina arbeitete er als Panzerfahrer und Mechaniker. Private First Class Steve McQueen musste für dreißig Tage in den Bunker - mitunter heißt es sogar, für 41 Tage - weil er unerlaubt mit einer Freundin ausgerissen war. Die ersten 21 Tage gab es nur Wasser und Brot. Endlich verstand er den Wert von Disziplin.
Als es darauf ankam, war er ein Held: Bei einer Übung in der Arktis lief sein Landungsschiff auf eine Sandbank, mehrere Panzer rutschten über Bord auf das Eis und brachen ein. Viele Ledernacken ertranken in ihren eisernen Särgen – doch McQueen zog rechtzeitig fünf Kameraden aus dem Panzer. Als Dank dafür durfte er als Ehrengardist auf die Yacht von Präsident Harry S. Truman. McQueen mochte seine Zeit bei der Marineinfanterie. >>
Deren Motto - semper fidelis, immer treu – gilt auch für den Superstar, der stets tat, was er wollte.
Mätzchen vor der Kamera
Nach der Armee schlug sich McQueen mit Gelegenheitsjobs durch, fuhr Rennen und lernte als Hobbyschauspieler sein Handwerk - wie Marlon Brando, James Dean und Paul Newman bei dem legendären Lee Strasberg in New Yorker Actors Studio. Der Durchbruch gelang ihm in der NBC-Western-Serie Tales of Wells Fargo.
Der erste Welterfolg im Film war Die glorreichen Sieben im Jahr 1960. Hier setzte sich das Schlitzohr geschickt in Szene – er baute kleine Specials ein, die nicht im Drehbuch standen. So fuhr der Cowboy Vin Tanner jedesmal über die Hutkrempe, wenn er im Bild war oder er wirbelte sein Gewehr herum – Weltstar Yul Brynner tobte, weil ihm die Nebenrolle die Show stahl. Mit The Great Escape im Jahr 1963 wurde McQueen zum Superstar, 1966 folgte The Sand Pebbles.
Mit Bullitt im Jahr 1968 wurde McQueen als Großstadt-Cop zum Mode-Gott: Rollkragenpulli im Sakko an Ford Mustang - die umwerfende McQueen-Kombi. Die schier endlose Verfolgungsjagd durch die Straßen von San Francisco zwischen seinem V8 Ford Mustang GT– bei der McQueen teilweise selbst am Steuer saß – und dem V8 Dodge Charger ist Legende. Was folgt, ist Filmgeschichte: In Frankreich raste McQueen 1971 im Auto-Drama Le Mans um die Kurven, bei The Getaway zählte er zum bestbezahlten Star in Hollywood. Sein letzter Mega-Erfolg war Flammendes Inferno im Jahr 1974.
Maschinen waren wichtiger als Frauen
McQueen, der sich täglich mit zwei Stunden Training fit hielt, liebte die Ladies: Er war dreimal verheiratet – mit Neile Adams, Ali MacGrawund mit dem Model Barbara Minty. Er hatte Affären mit Barbara Leigh, Jacqueline Bisset und Lauren Hutton. Über sich selbst sagte er, es stimme, dass er ein Chauvinist sei – doch es mache ihm nichts aus.
Doch seine wahre Liebe rollte auf Rädern: Als sich eine Freundin einst über den ruckligen Beiwagen beschwerte und ihn vor die Wahl stellte – das Motorrad oder ich – da zögerte McQueen keine Sekunde und ließ sie ziehen. Zudem rettete ein Motorrad dem Schauspieler und seiner Frau Neile Adams im August 1969 wohl das Leben. Denn wegen eines Unfalls – einige Quellen sprechen von einem heimlichen Rendezvous – verpasste er die Party, auf der Superstar Sharon Tate niedergemetzelt wurde. >>
Die irren Killer der Manson-Bande sollen McQueens Namen ganz oben auf die Todesliste gesetzt haben. Seitdem trug der Hollywood-Darling eine Waffe – und kostete das Leben noch intensiver aus.
Der schauspielernde Rennfahrer
Wie sagte der Hero mit den stahlblauen Augen: "Rennfahren ist das Leben. Alles vorher oder nachher ist nur Warten." 1970 gewann er zusammen mit Peter Revsonin seinem Porsche 908/02 die Drei-Liter-Klasse der 12 Hours of Sebring. In der Gesamwertung lagen beide nur 23 Sekunden hinter einem siegreichen Ferrari 512S. 1964 fuhr er für das US-Team im International Six Days Trial.
Auch abseits der Piste drückte McQueen aufs Gaspedal. Neile Adams berichtete, auf dem Weg zur Hochzeit 1956 sei der rasante Bräutigam von Cops angehalten worden. Doch die Strafe schwatzte er ihnen aus – später fanden sich die Polizisten als Trauzeugen vor dem Altar. Bei den Dreharbeiten zu The Great Escape nahe München kassierte der Raser mit seinem Mercedes 37 Strafzettel und wickelte den Wagen um einen Baum, fast wäre er hinter Gittern gelandet. Das Badass-Image von McQueen wuchs weiter.
Auf seiner letzten Meile entdeckte der eingefleischte Konservative das Christentum. Am 7. November 1980 starb er nach zwei Herzinfarkten. Die eigentliche Todesursache war Krebs – die Legende wurde im mexikanischen Ciudad Juarez wegen Metastasen im Magen und in der Lunge operiert, als sein Herz zu schlagen aufhörte. McQueen hatte entweder bei der Armee oder in den feuersicheren Anzügen im Rennsport Asbest eingeatmet. Was bleibt, ist der Status als ewiger Held: Insgeheim wäre jeder Mann gerne wie Steve McQueen. Denn er lebte ein Leben auf der Überholspur.