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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Pferdefleisch-Skandal Ist Pferdefleisch schädlich?
Der Pferdefleisch-Skandal wirft für Verbraucher viele Fragen auf. Welche Produkte sollte man besser nicht mehr essen? Ist Pferdefleisch schädlich und wie kam es überhaupt in die Fertigprodukte? Wir geben Antworten auf die häufigsten Fragen zum Pferdefleisch-Skandal.
Pferdefleisch-Skandal: Fleisch aus rumänischem Schlachtbetrieb
Die Herkunft des in der Skandal-Lasagne enthaltenen Pferdefleisches ist dubios: Das auch in deutschen Fertigprodukten gefundene Pferdefleisch stammt aus rumänischen Schlachtbetrieben, informiert die vzhh. Über Zwischenhändler sei es über Zypern in die Niederlande und schließlich zu einem französischen Unternehmen gelangt. Dieses hat dann die Lasagne produziert und an die Firma Findus verkauft. Von ihr wurden dann die betroffenen Supermärkte beliefert. Insgesamt scheine eine international agierende Fälscherbande beteiligt gewesen zu sein.
In Deutschland gibt es nur wenige Rossschlachterein. Jährlich werden dort rund 4.000 Tonnen Pferdefleisch angeboten. Das macht weniger als 0,05 Prozent der in Deutschland verzehrten Gesamtmenge an Fleisch aus. Deshalb findet man im normalen Supermarkt so gut wie keine Pferdefleischprodukte.
Ist Pferdefleisch schädlich?
Pferdefleisch ist rot bis dunkelrot. Sein Geschmack ist leicht süßlich. Als Wurst oder Sauerbraten gilt es auch bei wenigen Liebhabern als Delikatesse. Generell ist Pferdefleisch nicht gesundheitsschädlich. Jedoch wurden in der Vergangenheit öfter zu hohe Cadmiumwerte in Pferdefleisch nachgewiesen. So wurde 2012 nach Angaben der vzhh 30 Mal vor Pferdefleisch gewarnt. Cadmium ist für den menschlichen Körper giftig. Es kann in zu hohen Dosen die Nieren, aber auch die Knochen schädigen. Auch der Einsatz von verbotenen Medikamenten und Dopingmitteln stellt ein Problem dar. Welche Gefahren dann von belasteten Lebensmitteln ausgehen, ist jedoch bislang nicht bekannt. Deshalb sollten Pferde einen "Equidenpass" tragen, der das Pferd als "Lebensmittelpferd" oder "Nichtlebensmittelpferd" einstuft. In der Praxis funktioniert diese Trennung meist jedoch nicht.
Medikamenten-Rückstände in Skandal-Lasagne gefunden
Rückstände solcher den Pferden verabreichten Stoffe sind auch in der Skandal-Lasagne nachgewiesen worden. Tests der britischen Lebensmittelaufsicht FSA haben ergeben, dass Fleisch von drei mit dem Medikament und Dopingstoff Phenylbutazon gespritzten Pferden wohl in die Nahrungskette geraten ist. Das Fleisch sei von Großbritannien nach Frankreich verkauft worden, sagte Ernährungsstaatssekretär David Heath im britischen Parlament nach Angaben der BBC. Insgesamt seien 206 Pferdekadaver getestet worden. Die Lebensmittelaufsicht arbeite mit den französischen Behörden zusammen, um das Fleisch aus der Nahrungskette zurückzuhalten. Tests auf Phenylbutazon in Frankreich seien bislang negativ ausgefallen. Die Gesundheitskommissarin Professor Dame Sally Davies wies darauf hin, dass Phenylbutazon für Menschen ein geringes gesundheitliches Risiko aufweist. Allerdings ist in der EU die Behandlung von lebensmittellliefernden Tieren mit Phenylbutazon verboten.
Betroffene Fertiggerichte besser nicht essen
Besonders deshalb wird auch von dem Verzehr der Lasagne von Real, Edeka, Eismann sowie der anderen verdächtigten Produkte abgeraten. Zwar sei der Fleischanteil in den Produkten nicht so groß, dass akute Gefahr drohe, sagt Andrea Schauff von der Verbraucherzentrale Hessen. Aber aus vorbeugendem Gesundheitsschutz sollte man die Fertiggerichte lieber nicht essen. So gehe der Verbraucher sicher, dass er nicht unwissentlich Medikamente zu sich nehme. "Man kann jetzt noch nicht sagen, inwieweit Medikamentenrückstände in den Produkten enthalten sind", betonte die Ernährungsexpertin. Die Herkunft des Fleisches sei unklar, und es gebe noch keine Erkenntnisse, ob es Rückstände und wenn ja welche es enthält. Genusstaugliches Pferdefleisch muss frei davon sein.