Erziehung Würden Sie Ihr Kind Dieter Bohlen anvertrauen?
Dieter Bohlen öffnet sein Vaterherz ganz weit, Michelle Hunziker wird lächeln, Dana Schweiger Tipps geben, die Kinderaugen werden strahlen und wir werden vor den Bildschirmen sitzen und sagen "oh wie süüüüß!". Über die neue RTL-Gesangsshow "DSDS Kids" wird schon im Vorfeld heftig diskutiert. Auch wir überlegen: Würde ich mein Kind an einer solchen Casting-Shows teilnehmen lassen? Was denken Sie?
DSDS Kids: Kinder behutsam behandeln
Über 38.000 Bewerbungen gingen für die offenen Castings ein, mehr als jemals zuvor beim Original "DSDS". Bewerben konnten sich Kinder zwischen vier und 14 Jahren. Eine weite Altersspanne und ein gefährliches Spiel. Jeder denkt sofort an Dieter Bohlens markige Kritik in der großen DSDS-Show, in der viele Tränen fließen. Halten das so kleine Kinderseelen überhaupt aus? Eine der beiden Mamas in der Jury ist Michelle Hunziker, sie sagt: "Wir werden die Kinder behutsam und respektvoll behandeln und dafür sorgen, dass es ihnen gut geht."
So läuft DSDS Kids ab
Bei "DSDS Kids" stellen sich 30 Kinder zwischen sechs und 14 Jahren mit jeweils einem Lied in drei aufgezeichneten Shows auf großer Bühne dem Votum der Zuschauer, die darüber entscheiden, welche neun Kinder ins Finale am 25. Mai kommen. In der Jury sitzen Dieter Bohlen, Michelle Hunziker und Dana Schweiger, aber nur die Zuschauer bestimmen, welches Kind weiterkommt.
Der Gewinner wird vom TV-Publikum bestimmt: Er erhält ein Ausbildungs-Stipendium für die Zukunft und ein Preisgeld, mit dem laut Sender der Schule und den Mitschülern einen Wunsch erfüllt werden kann.
Die kinderreiche Jury: Hunziker, Bohlen, Schweiger
Es ist eine sehr kinderreiche Jury. Neben Michelle Hunziker, die eine Tochter hat, sitzen die vierfache Mama Dana Schweiger und Dieter Bohlen, Vater von fünf Kindern am Juroren-Tisch. Zusammen haben sie zehn eigene Kinder, sie wissen also wie Kinder ticken. Hunziker: "Bei DSDS Kids wird niemand vorgeführt". Sie schließt harte Kritik aus. Es gehe in der Sendung nicht darum, irgendein Kind vorzuführen oder bloßzustellen, so Hunziker.
Trotzdem: Leistung zählt
"Selbstverständlich werden wir mit den Kindern vorsichtig umgehen, denn wir wollen niemanden verletzen", kündigte Hunziker an. Natürlich müsse aber trotz aller Vorsicht die Leistung bewertet und die Wahrheit gesagt werden. "Wichtig ist, den Kindern zu sagen, dass sie sich weiterentwickeln und an sich arbeiten können. Sie können üben und besser werden. Die Kinder sollen die Sendung als Spaß sehen", sagte Hunziker, die von 2002 bis 2004 zusammen mit Carsten Spengemann die ersten beiden "DSDS"-Staffeln moderiert hatte.
"DSDS Kids"-Juror Bohlen sagte laut Sender über die Idee zu "DSDS Kids": "Tausend Mal bin ich in den letzten Jahren von jungen Menschen und Kids gefragt worden: Warum gibt es kein 'DSDS' für uns? Dass wir jetzt 'DSDS Kids' machen, ist der Hammer." Bohlen verspricht: Ich werde sehr, sehr nett zu den Kindern in der Show sein. Ich werde sie alle wie meine eigenen behandeln." Es gebe in der Show "nur Gewinner, keine Verlierer".
Nur Gewinner, keine Verlierer - schöne Versprechen
"Es geht darum, Spaß zu haben und alles als ein Spiel zu sehen." Der Ton werde sicher den Kindern gegenüber ein anderer sein als bei "Deutschland sucht den Superstar", betont die 35-jährige Schweizerin.
Das ist ein schönes Versprechen finden wir in der Eltern-Redaktion, denn in anderen Wettbewerben sieht man das nicht so feinfühlig. Bei jedem Sport-Turnier, bei jedem Schul-Referat sind Jury, Publikum oder sogar Eltern nicht so zimperlich. Im Sport sind Tritte, Fouls, Beleidigungen, Rote Karten, Buh-Rufe, Platzverweise an der Tagesordnung, im Referat hagelt es fiese Kommentare von Mitschülern und leider oft auch von Lehrern.
Ob Klassik oder Pop: der steinige Weg zum Finale
Selbst renommierte Wettbewerbe im klassischen Bereich wie "Jugend musiziert" haben harte Auswahlkriterien, keine pädagogische Betreuung und einen steinigen Weg bis zum "Finale", gepflastert mit viel Üben, oft Drill und viel Kritik. Talent allein reicht nicht aus. Wer ein Star werden will - ob Sport, Klassik, Pop oder Catwalk - muss Kritik einstecken können und lernen, mit Niederlagen und zweiten Plätzen umzugehen. Manchmal muss man auch lernen, Träume zu begraben, andere Wege einschlagen und vor allem auf der Erde bleiben. Solche Shows wecken natürlich bei unseren Kids Illusionen, da ist es gut, sie nicht alleine zu lassen.
TV-Experte: Kinder nicht alleine schauen lassen
Wenn der Privatsender RTL seine neue Showreihe "DSDS Kids" startet, sollten Eltern ihren Nachwuchs laut Fernsehexperten dabei nicht alleine vor dem TV lassen. "Denn wenn Gleichaltrige auf der Bühne stehen, fiebern Kinder noch mehr mit und es fällt ihnen schwer, sich zu distanzieren", erklärten Fachleute des Programmratgebers "Flimmo". Flimmo" ist eine Programmzeitschrift für Eltern, in der das aktuelle Fernsehprogramm mit Blick auf die Eignung für Kinder von drei bis 13 Jahren vorgestellt wird. "Das Problematische an Castingshows ist, dass mit Träumen und Emotionen gespielt wird."
Spiel mit Träumen und Emotionen
Deswegen sollten Eltern ihren Kindern das Geschehen auf dem Fernseher erklären und es für sie einordnen. Sie sollten darauf achten, dass die Kinder "keine falschen Vorstellungen von Ruhm, einer Sängerkarriere oder einem Fernsehauftritt bekommen", hieß es weiter.