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Gletscherschmelze in Grönland: So stark kann der Meeresspiegel steigen


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Gigantische Gletscherschmelze
So stark kann der Meeresspiegel weltweit steigen

Von Madeleine Janssen

Aktualisiert am 22.09.2019Lesedauer: 3 Min.
Forscher sitzen auf einem Hügel und blicken auf den Helheim-Gletscher: Von dem riesigen Gletscher in Grönland verschwinden jeden Tag ein paar Meter.Vergrößern des Bildes
Forscher sitzen auf einem Hügel und blicken auf den Helheim-Gletscher: Von dem riesigen Gletscher in Grönland verschwinden jeden Tag ein paar Meter. (Quelle: Felipe Dana/ap)
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Beunruhigende Daten aus Grönland: Das Meerwasser rund um einen der größten Gletscher erwärmt sich laut einem Bericht drastisch. Mit fatalen Folgen für die Küsten weltweit.

In Grönland droht einer der größten Gletscher der Insel zu schmelzen – viel schneller als bisher bekannt. Wie der US-Sender CNN berichtet, geben Erkenntnisse eines Nasa-Teams Aufschluss über den Zustand des Gletschers Helheim am östlichen Rand Grönlands. Der 6,5 Kilometer breite, 93 Meter hohe Eiskoloss ist demnach in seiner kompletten Tiefe umgeben von warmem Wasser.

"Es ist sehr selten auf der Erde, rund 700 Meter tief zu gehen und keine Temperaturabweichung zu sehen", sagt der Nasa-Klimaforscher Ian Fenty zu CNN. "Normalerweise finden wir kälteres Wasser in den oberen hundert Metern, aber vor diesem Gletscher ist es überall warm."

"Man könnte im Zeitraffer beobachten, wie er verschwindet"

Die Folgen: Helheim wird nicht mehr nur von steigenden Lufttemperaturen bedroht, sondern der Schmelzprozess wird auch unter Wasser vorangetrieben. "Er verschwindet jeden Tag um mehrere Meter", sagt der Ozeanograf Josh Willis. "Wahrscheinlich könnte man den Zeitraffer im Smartphone anschalten und zusehen, wie er dahinschwindet."

Das rapide Schmelzen der Gletscher besorgt die Forscher. Die Nasa-Experten warnen vor den Auswirkungen auf die Küstenregionen. Allein Helheim und andere kleinere Gletscher in Grönland können den globalen Meeresspiegel jeden Monat um einen halben Millimeter ansteigen lassen.

Schmölze alles Eis in Grönland, könnte der Wasserstand nach Angaben von Forscher Josh Willis überall auf der Erde um 7,5 Meter ansteigen. Eine dramatische Zahl, die auch Andrey Ganopolski vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung bestätigt. "Im schlimmsten Fall schmilzt das Grönland-Eis unter den aktuellen Bedingungen in tausend Jahren. Es gibt Mechanismen, die wir noch nicht vollständig kennen und die das Eis vielleicht noch schneller schmelzen lassen", sagt der Physiker zu t-online.de. Die Nasa-Experten fordern dazu auf, Gegenden direkt am Meer allmählich aufzugeben. "Wir sollten uns jetzt schon von den Küstengebieten zurückziehen, wenn wir bedenken, dass wir in den kommenden ein, zwei Jahrhunderten viele Meter verlieren werden", sagt Willis.

Forscher prüfen Temperaturen per Sonde

Helheim, benannt nach dem Reich der Totengöttin in der nordischen Mythologie, verliert immer wieder massiv an Eis. Im Juni 2018 filmten Forscher von der New York University, wie ein Eisberg über 30 Minuten lang abbrach und ins Meer fiel, genug Masse, um einen großen Teil Manhattans zu bedecken. Weitere Eiszacken fielen ins Wasser, kippten um, lösten Wellen aus.

Die Eisbrocken trieben aufs Meer hinaus, stießen teilweise aneinander, kippten dabei wieder um. Je nach Größe setzen sie dabei eine Energie frei, die etwa Stufe fünf bis sechs auf der Gutenberg-Richterskala entspricht. Die Skala misst das Verhältnis zwischen der Bebenstärke und der Anzahl an Beben mit mindestens dieser Stärke in einer bestimmten Region und in einem bestimmten Zeitraum. Dies kann laut Forschern der University of Chicago örtliche Tsunamis auslösen, die in seltenen Fällen bis in Grönlands Siedlungen zu spüren sind.

Die Ozeanografen und Klimaforscher der Nasa sind mit der Nasa-Mission "Oceans Melting Greenland" im grönländischen Kulusuk stationiert. Von dort starten sie ihre Aufklärungsflüge mit einer umgebauten DC-3-Maschine aus dem Zweiten Weltkrieg und werfen Sonden ab. Die bohren sich ins Eis und übertragen Daten über Temperatur und Salzgehalt.

Gletschermasse, groß wie ein Fußballfeld, stürzte ins Meer

Am 2. August, einem der heißesten Tage des Jahres, war bei Kulusuk ein riesiger Gletscher abgebrochen, so groß wie ein Fußballfeld und 12,5 Milliarden Tonnen schwer. Es war der bislang größte Eisverlust an einem einzigen Tag seit Beginn der Aufzeichnungen.

Auf Island ist der erste Gletscher für tot erklärt worden. Der 700 Jahre alte Okjokull gilt nicht mehr als Gletscher, weil er mit nur noch 15 Metern Eisdicke zu leicht geworden ist, um sich vorwärts zu schieben. An der Abschiedszeremonie nahmen am Sonntag rund 100 Menschen teil, darunter Regierungschefin Katrin Jakobsdottir.


An Ort und Stelle wurde eine Tafel enthüllt mit der Überschrift: "Ein Brief an die Zukunft". Darauf heißt es weiter: "In den nächsten 200 Jahren ist zu erwarten, dass alle unsere wichtigsten Gletscher den gleichen Weg gehen. Diese Gedenktafel dient dazu, anzuerkennen, dass wir wissen, was vor sich geht und was zu tun ist."

Hinweis: Dieser Text erschien erstmals am 20. August 2019.

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