Tödliche Flutkatastrophe in Spanien "Niemand kommt hierher"
Die Flutkatastrophe in Spanien hat bereits mehr als 200 Menschenleben gefordert. Rettungskräfte suchen weiter nach Vermissten. Eine große Sorge treibt die Betroffenen um.
Die Zahl der Todesopfer nach der Flutkatastrophe in Spanien ist erneut gestiegen. Wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Rettungskräfte berichtete, sind es nun mindestens 205 Tote. Zuvor wurden bis Donnerstagnachmittag 158 Leichen geborgen, davon allein 155 in der besonders betroffenen Region Valencia im Osten des Landes. "Dutzende und Aberdutzende" weitere Menschen würden noch vermisst, sagte der Minister für Territorialpolitik, Ángel Víctor Torres.
Mindestens 62 Menschen starben allein in Paiporta, einer Stadt südlich von Valencia, wie Bürgermeisterin Maribel Albalat berichtete. In der Region Kastilien-La Mancha wurden zwei Tote geborgen, in Andalusien gab es mindestens ein weiteres Opfer. Zahlreiche Helfer sind weiterhin im Einsatz, um nach Überlebenden zu suchen und die verwüsteten Gebiete aufzuräumen.
"Wir mussten einen Supermarkt ausräumen, um Lebensmittel an die Bevölkerung zu verteilen", sagte der Bürgermeister des Orts Alfafar, Juan Ramón Adsuara, dem Fernsehsender À Punt in der Provinz Valencia. Der Bürgermeister bat um Hilfe für die Bewohner: "Sie haben uns vergessen. Niemand kommt hierher. Es gibt Menschen, die mit Leichen in ihren Häusern leben, das ist sehr traurig." Zudem berichtete er über Plünderungen. Die Situation sei "extrem", so der Bürgermeister weiter. Die Polizei meldete, dass 50 Plünderer festgenommen worden seien. Ihnen werde vorgeworfen, Geschäfte im Flutgebiet geplündert zu haben, berichtete "Blick".
Einwohner, freiwillige Helfer und Rettungsdienste schafften derweil Schlamm, Schutt und weggespülte Autos von den Straßen.
Regierung schickt Soldaten in betroffene Gebiete
Mehr als 1.200 Soldaten unterstützen Feuerwehrleute, Polizisten und Rettungskräfte bei den Bergungs- und Aufräumarbeiten. Teilweise wird dabei auch Drohnentechnologie eingesetzt. Ein Video der Feuerwehr zeigt die dramatische Rettung eines einjährigen Jungen per Hubschrauber aus einem überschwemmten Dorf.
Die Zentralregierung in Madrid hat alle verfügbaren Ressourcen der Armee zur Unterstützung freigegeben. Unter anderem wurden Hilfsgüter verteilt und blockierte Straßen freigeräumt. Am Freitag sollen zudem 500 weitere Soldaten in die betroffenen Regionen entsandt werden. Ministerpräsident Pedro Sánchez betonte die Priorität der Lebensrettung und appellierte an die Bevölkerung, den Anweisungen der Rettungsdienste zu folgen.
Am Dienstagabend fielen in Teilen der Region um Valencia innerhalb weniger Stunden über 300 Liter Regen pro Quadratmeter. Besonders schwer betroffen war das Dorf Chiva mit fast 500 Litern Regen pro Quadratmeter. Solche Niederschlagsmengen entsprechen laut dem spanischen Wetterdienst Aemet normalerweise denen eines ganzen Jahres.
Am Donnerstag waren immer noch Tausende ohne Strom und viele Straßen unpassierbar. Der Bahn- und Flugverkehr bleibt stark beeinträchtigt; insbesondere die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Valencia und Madrid wird voraussichtlich für zwei bis drei Wochen unterbrochen sein. Landesweit wurde eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen.
Währenddessen wird vor neuen Unwettern gewarnt. Im Westen Andalusiens nahe der Grenze zu Portugal sollen bis 23 Uhr 127 Liter pro Quadratmeter Regen fallen. Das berichtete die BBC. Betroffen sei die Region um die Großstadt Huelva.
Experten machen den menschengemachten Klimawandel für zunehmende extreme Wetterereignisse verantwortlich, einschließlich starker Regenfälle und Hitzewellen.
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- Nachrichtenagenturen AFP und dpa
- blick.ch: "Stadt Huelva nach schwerem Sturm übeschwemmt"