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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Erfindername oder Geheimcode? Das bedeuten R und A auf dem Uhrenpendel
Sie sind mehr als schlichte Zeitanzeiger: Tisch- oder Wanduhren mit einem Pendel. Darauf befinden sich die oftmals verzierten Großbuchstaben R und A. Doch was bedeuten beide?
Was heute die coole Smartwatch am Handgelenk ist, war im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert die sogenannte Wiener Wanduhr mit Pendel. Wer etwas auf sich hielt, hing den rechteckigen, aufwändig geschnitzten Zeitmesser – mit edlem, dreiseitig verglasten Gehäuse – in die gute Stube. In gewisser Weise gab die Pendeluhr, auch Pendule, Pendüle oder Freischwinger genannt, somit den (Mode-)Takt der damaligen Epoche vor.
Im Unterschied zum präzisen Regulator, eine Wanduhr mit Gewichtsaufzug, war die Wiener Pendeluhr in erster Linie ein Ziergegenstand. Beide mechanische Uhren besitzen allerdings ein Pendel, bestehend aus jeweils einer Stange und einer runden Scheibe (Linse) am Pendelende.
Pendelscheibe: Was bedeuten A und R?
Darauf stehen oftmals die Buchstaben R und A. Einige vermuten, dass das die Initialen des Pendelerfinders oder des jeweiligen Uhrenbauers sind. Andere denken, es sind die Anfangsbuchstaben von lateinischen Begriffen, wie zum Beispiel regio (deutsch: Richtung) und anno (Jahr), oder gar ein Geheimcode.
Weder noch. A und R stehen für die französischen Wörter avancer (beschleunigen) und retarder (verlangsamen) – und waren quasi eine Gebrauchsanleitung. Wurde die Pendelscheibe verschoben, konnte die Ganggeschwindigkeit reguliert werden: nach oben hin ging sie schneller, nach unten langsamer.
Bei antiken Pendeluhren befindet sich häufig noch an der Rückseite des Gehäuses eine Maßeinteilung, an welcher der Pendelausschlag abgelesen werden kann. Bei heutigen Regulatoren, die mit Batterie hergestellt und im Handel verkauft werden, sind die Buchstaben A und R auf der Pendelscheibe allerdings nur noch Zierde.
- Eigene Recherche
- Juwelier Michael: "Uhrenlexikon"
- Bertelsmann Universal-Lexikon in 20 Bänden. Gütersloh, 1993.
- Meister Grundmann