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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Deko Weihnachtsbaum mieten statt wegwerfen
Als Weihnachtsbaum haben Tanne und Fichte nur eine kurze Lebenserwartung. Nach kurzer Glanzzeit werden sie abgeschmückt und weggeworfen. Jetzt gibt es eine baumfreundliche Alternative: einen Weihnachtsbaum mieten. Allerdings hat die Idee einen Haken.
Ein kleines Startup-Unternehmen in Düsseldorf hat aus dieser Idee ein Geschäftskonzept entwickelt. Im vergangenen Jahr verlieh die Drei-Mann-Firma Happy Tree 400 lebendige Bäume in Köln und Düsseldorf. In diesem Jahr sollen es 3000 in zwölf deutschen Städten sein, darunter auch Hamburg, Bremen und Hannover.
Die 1,25 bis 2,25 Meter hohen Nordmanntannen stammen von einer Baumschule in den Niederlanden, die sie direkt im Topf zieht und darin auch auspflanzt. Für die Weihnachtszeit können sie also aus der Erde geholt werden, ohne Wurzeln zu lassen. Nach Weihnachten kommen sie zurück in die Erde.
"Konsum kann auch anders funktionieren"
Dreiviertel der Bäume hätten das im vergangenen Jahr gut überstanden, sagt Gründer Sebastian Schönfeld. "Natürlich gibt es noch Dinge, die man verbessern kann." Zum Beispiel die Anpflanzmethoden, so dass künftig 90 bis 95 Prozent der Bäume wieder anwachsen. Ein Ziel sei aber jetzt schon erreicht: "Wir wollen in erster Linie zeigen, dass Konsum auch anders funktionieren kann. Ich sehe das durchaus auch als Denkanstoß, sich auch in anderen Bereichen mal Gedanken zu machen."
In den USA, Großbritannien und der Schweiz kann man Weihnachtsbäume im Topf schon länger mieten. In Deutschland macht dieses Konzept unter den etwa 23 Millionen Christbäumen bisher nur einen verschwindend geringen Anteil aus.
Wärmetraining für die "Wandertannen"
Hans-Georg Dressler vom Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger hat Zweifel, dass ein lebendiger Baum wirklich nachhaltiger ist. "Man kann den im Topf schnell zugrunde richten." Zu viel Wärme und zu wenig Wasser bekommen ihm gar nicht.
Das Fatale daran: "Man sieht nicht, wenn der Baum vertrocknet. Die Nadeln bleiben grün und verwelken nicht", sagt Rudolf Fenner von der Umweltorganisation Robin Wood. Auch der plötzliche Temperaturwechsel kann den Tannen zu schaffen machen. Wenn es kalt wird, gehen sie in Winterruhe. Doch im warmen Wohnzimmer wird der Winter sozusagen unterbrochen, und die Knospen bereiten sich darauf vor, zu treiben. Zurück in der Kälte können sie dann erfrieren.
In der Baumschule Scholz im niedersächsischen Bad Zwischenahn werden die Bäume deshalb behutsam auf den Temperaturwechsel vorbereitet: 150 Nordmanntannen warten dort als "Wandertanne", wie Kersten Scholz sie nennt, auf ihren festlichen Einsatz. Bevor es auf die Reise geht, kommen die Tannen einige Tage in eine Halle. "Damit sie sich an die Wärme gewöhnen", sagt der 25-Jährige.
Die Baumschule wiegt ihre "Wandertannen" nach den Feiertagen vorsichtig zurück in den Winterschlaf: Sie kommen in eine Halle, wo nach und nach die Temperatur gesenkt wird. Erst dann kommen sie wieder nach draußen, wo sie sich in der Erde zwei Jahre lang vom anstrengenden Weihnachtsgeschäft erholen sollen.
Ein selbstgezogener Weihnachtsbaum ist günstiger
Der Aufwand hat seinen Preis: 44 bis 79 Euro zahlen Kunden je nach Größe für eine "Wandertanne", bei Happy Tree sind es 65 bis 80 Euro.
Doch ein gutes Gewissen ist auch für kleines Geld zu haben. Stefan Adler vom Naturschutzbund Deutschland rät, sich seinen eigenen Weihnachtsbaum im Topf zu ziehen, am besten eine heimische Fichte. Die kann man im Topf in den Garten pflanzen und nur über Weihnachten ins Haus holen. Der Vorteil: Die Wurzeln werden nicht beschädigt und der Baum wird nicht ganz so groß. Allerdings braucht man dafür ein paar Jahre Geduld - zumindest, wenn der Weihnachtsbaum Zimmerhöhe haben soll.