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Relaxsessel sind mehr als Fernsehsessel: Worauf man achten muss


Wohnen
Der Relaxsessel ist kein Opa-Möbel mehr

Der Relaxsessel war lange Zeit vor allem bei der älteren Kundschaft beliebt: Füße hoch, Lehne nach hinten, und dann friedlich vor dem Fernseher einnicken. Jüngere Modelle tauschen das klobige Äußere gegen moderne Leichtigkeit ein. Farben und Materialien passen sich dem Geschmack einer jungen, designorientierten Klientel an. Mit dem altmodischen Fernsehsessel hat das wenig gemein. Das Entspannungsmöbel zählt eher zum Konzept der modernen Wohlfühloase.

18.02.2014|Lesedauer: 4 Min.
Von dpa-tmn
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"Moderne Relaxsessel kommen nicht mehr so voluminös daher wie ihre Vorgänger", sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM). "Ihre Formensprache ist deutlich reduzierter und filigraner." Den Grund für den Imagewechsel sieht die Trendexpertin im insgesamt neuen Verständnis des Wohnbereichs: "Das Wohnzimmer wird heute, auch von jungen Menschen, als privater Rückzugsraum verstanden, als Wohlfühloase. Und was will man dort mehr, als zu entspannen?" Möbelhersteller produzieren daher eher Modelle, die dem Geschmack einer größeren Zielgruppe zusagen.

Der Relaxsessel von Varier verfügt über kufenartige Füße.Vergrößern des Bildes
Der Relaxsessel von Varier verfügt über kufenartige Füße. (Quelle: Varier Furniture/dpa)

Relaxsessel sind groß in Mode

Und das komme an, sagt Dirk-Walter Frommholz, Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Polstermöbelindustrie (VdDP). Zurzeit sei der Relaxsessel so beliebt wie nie zuvor. "Nahezu jede Polstermöbelmanufaktur hat mittlerweile Relaxsessel im Sortiment – in verschiedensten Designs, von günstig bis teuer."

Relaxsessel gibt es in drei Varianten

Teurer mache das Möbel meist die Funktionsweise des Gestells. "Die einfachste Art ist die manuelle Bedienung, bei der per Hand Rückenlehne und Fußstütze verstellt werden können", erläutert Frommholz. Die zweite Variante sind Modelle mit Gasdruckfeder, bei denen ein Hebel oder eine Schlaufe gezogen wird, um die Sitzposition durch Körperdruck zu variieren.

"Am komfortabelsten sind die elektronischen Sessel", sagt Frommholz. "Das Fußteil und die Lehne verstellen sich per Knopfdruck stufenlos." Je nachdem, ob ein oder zwei Motoren eingebaut sind, bewegen sie sich in Kombination oder separat voneinander. "Auf diese zwei Funktionen – eine verstellbare Rückenlehne und ein hochklappbares Fußteil – will kaum ein Käufer verzichten, auch jüngere Leute nicht", berichtet Frommholz von seinen Erfahrungen. Ältere Menschen mögen Modelle, die etwa einen dritten Motor haben, durch den der Sessel hochfährt und leicht nach vorne kippt, um das Aufstehen zu erleichtern.

Worauf man beim Relaxsessel achten muss

Frommholz mahnt aber zur Vorsicht bei der Auswahl des Sessels: "Vor dem Kauf sollte man Probesitzen und darauf achten, dass beim Zurückfahren der Lehne keine allzu große Lücke zum Sitzteil entsteht." Der untere Rückenbereich sei dann nicht ausreichend abgestützt, auch die Nierenpartie könnte auskühlen. Das Fußteil sollten insbesondere große Menschen eingehend prüfen. "Oft ist dieses für hochgewachsene Kunden zu kurz", sagt Frommholz. "Die Füße hängen über, wodurch die Blutzirkulation in den Waden unterbrochen wird."

Moderne Relaxsessel können deutlich mehr, als nur die Sitzposition zu variieren. Auch verstellbare Kopfstützen, Massagefunktionen für Rücken und Füße oder Wärmeelemente sind keine Seltenheit mehr. "Der Kunde will diese Technik aber nicht unbedingt sehen", berichtet Viktor Neufeld, Geschäftsführer der Sessel-Manufaktur in Lemgo (Nordrhein-Westfalen). Daher laufen die Motoren nun mit Akkus, deren Ladung eine Woche oder länger reicht.

Edelstahl liegt im Trend

Nicht nur die Technik, auch das Design des Möbelstücks hat sich entwickelt. "Statt des früher populären dunklen Holzes liegt heute Edelstahl im Trend", sagt Neufeld. Zum Beispiel sind beim Modell "Scoop" der Sessel-Manufaktur die Armlehne und der Fuß aus Edelstahl gefertigt. Ähnlich sieht der "Dave" von Brühl aus, bei dem lediglich die Liegefläche und ein Teil der Armlehne aus Leder bestehen.

Der Relaxsessel darf ruhig auffallen

Auch farblich hat sich einiges getan. Zwar werden laut Geismann schwarze Ledersessel nach wie vor am häufigsten gekauft. Doch: "Statt der dunklen, gemäßigten Töne von früher sind knalligere Farben von Rot bis Grün und freundliche Uni-Töne im Kommen", sagt die Möbelexpertin. FM Munzer bietet das Modell "Richmond" zum Beispiel in einem knalligen Rot an. Und Muster sind beliebt: Das Modell "Verona" von Frommholz hat etwa einen Bezug mit braunen und orangefarbenen Karos. Geismann findet das gut. Ein Relaxsessel müsse sich farblich nicht in das Konzept des Wohnzimmers eingliedern, sondern dürfe auffallen.

Dabei gibt es unzählige Möglichkeiten: "Die Käufer möchten aus einem Portfolio von Bezügen, Farben und Funktionen wählen, um sich einen Sessel nach eigenen Vorstellungen zu kreieren", erläutert Möbelproduzent Neufeld. "Wer seinen Relaxsessel auf eine schon vorhandene Sitzgruppe abstimmen will, kann sogar die Ziernähte entsprechend wählen", ergänzt Frommholz.

Manche Sessel haben Kufen

Neben dem typischen Relaxsessel kommen immer mehr Lounge- oder Clubsessel auf den Markt, die sich teils auch Relaxsessel nennen. "Der Begriff Relaxsessel ist nicht geschützt", erklärt Frommholz. Alles, was konzipiert ist, um die Entspannung und Entkrampfung der Muskulatur zu fördern, dürfe sich entsprechend nennen. Diese Modelle haben aber in der Regel keine Motoren oder Gasdruckfedern: Der "Gravity Balans" von Varier etwa verfügt über kufenartige Füße, die denen von Schaukelstühlen ähneln. Je nachdem, wie weit man sich nach hinten schwingt, können vier verschiedene Positionen eingenommen werden. Auch der "Dondolo" von Die Collection ist ein Sessel mit Kufen.

Designer haben viel Phantasie

Der "Shrimp" von COR will ohne Elektronik zur Entspannung beitragen: Inspirieren ließen sich die Designer Markus Jehs und Jürgen Laub für ihr Modell von Garnelen. Der Sessel empfindet die geschwungene Form der Krebse nach. Die Sitzfläche inklusive Lehne besteht aus drei Sitzschalen, überzogen von flachen Polstern. Eine vierte, separate Schale dient der Fußablage.

Ein weiteres Beispiel ist der "Placentero" des argentinischen Designers Diego Battista. Der Sessel tanzt ganz aus der Reihe: Das runde Möbel erinnert an eine aufgebrochene Eierschale. Je nachdem, wie man sich in sie hineinsetzt oder -legt, kann man unterschiedlichste Positionen einnehmen und sich mit dem Möbel durch Körperbewegung hin- und herschwingen lassen.

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