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Zum journalistischen Leitbild von t-online.WG-Knigge Der Knigge für das WG-Leben
Ob man mit dem Studium beginnt oder einfach nur auf eigenen Beinen stehen will: Nach dem Auszug aus dem Hotel Mama steht für viele das WG-Leben. Endlich nicht mehr unter den wachsamen Augen der Eltern – das klingt nach großer Freiheit. Allerdings heißt das auch, sich an neue Regeln für das Zusammenleben zu gewöhnen. Da geht es in der WG oft strenger zu, als bei der Familie. Aus gutem Grund: Wenn das Zusammenleben mit den Mitbewohnern klappen soll, sind klare Absprachen notwendig, an die sich jeder hält. Ein WG-Streitschlichter erklärt, was sich gehört und wie sich das WG-Klima verbessern lässt – fünf Tipps für den WG-Frieden.
"Endlich keine Regeln mehr!" Das dürfte sich so mancher Erstsemester denken, wenn er aus dem Elternhaus in eine Wohngemeinschaft zieht. Ein großer Irrtum, wie der Psychologe Ludger Büter vom Kölner Studentenwerk erklärt: "Ich kann nur davor warnen, zu glauben, dass man plötzlich alles vergessen kann, was in einer Familie nützlich war für einen vernünftigen Umgang." Er ist beim Studentenwerk verantwortlich für die Mediation bei WG-Streitigkeiten. Um die zu vermeiden, geht es nicht ohne Regeln.
Lärm stört immer
Musik hören, Fernsehen, Telefonieren - all das macht Lärm. Besonders unhöflich sei es, die Musik immer voll aufzudrehen und den anderen zu sagen: "Wenn es euch zu laut wird, klopft einfach." Auch wenn das eigentlich ganz nett wirkt: "Das ist nicht so liberal, wie es klingt, weil man auf diese Weise den anderen das Problem aufbürdet, sich immer wieder neu zur Beschwerde aufraffen zu müssen", erklärte Büter. Schließlich ist niemand gern der Nörgler. Mit Rücksicht kommt man weiter. Für laute Musik oder Filme gibt es Kopfhörer und beim Telefonieren kann man sich in sein eigenes Zimmer zurückziehen.
Besucher in der WG
Gastfreundschaft wird gerade in der WG oft groß geschrieben. Beim Rudelwohnen müsse festgelegt werden: "Wer darf kommen, und wie lange darf er bleiben?" Das gelte insbesondere für feste Partner, sagte Büte. "Manche führen im Partner auch einen zusätzlichen Mitbewohner ein." Da wird aus einer Vierer- ganz schnell eine Achter-WG. "Das gibt natürlich Streit, denn so viel Platz hat man nicht im Kühlschrank, so viel Zeit will man nicht haben, auf die Dusche zu warten."
Was gehört wem?
Ob Milch, Toilettenpapier, Alufolie oder Waschpulver - alles ist immer genau dann leer, wenn man es dringend braucht. Damit daran nicht immer die anderen schuld sind, kümmere sich besonders um Lebensmittel am besten jeder selbst, rät Büter. Nur wenn sich die Mitbewohner gut verstehen, dürfe es auch ab und zu mal heißen: "Da waren drei so leckere Joghurts im Kühlschrank, ich konnte mich nicht beherrschen. Es tut mir leid, du kriegst morgen einen neuen." Der Regelfall sollte das nicht sein.
Hygiene im Badezimmer
Zu den typischen Unhöflichkeiten des Alltags zählen in einer WG oft Kleinigkeiten, die aber tierisch aufregen können. Beim Duschen alles zu überfluten, lange Haare im Waschbecken liegen zu lassen oder die Haarbürste der Mitbewohnerin zu benutzen, sind Ärgernisse, die wohl die meisten WG-Bewohner kennen. Zu den größten Provokationen zählt nach Ansicht des Psychologen: "von einer Toilette Gebrauch machen und vielleicht gerade noch dazu kommen, sie zu spülen, aber ansonsten nicht zu säubern". All das sei nicht Aufgabe des WG-Putzdienstes. "Jeder sollte Bad und Küche so verlassen, wie er sie selbst vorzufinden wünscht."
Sahnehäubchen für ein besseres WG-Klima
Nur weil sich alle an die Regeln halten, muss nicht unbedingt auch die Stimmung gut sein. Ein wirklich gutes WG-Klima machten vor allem die Sahnehäubchen aus. "Nette Dreingaben" nennt Büter das. "Dazu gehört, dass man ab und zu auch mal etwas tut, wozu man nach dem Regelwerk nicht verpflichtet wäre." Müll mitnehmen, obwohl man nicht dran ist, Töpfe spülen, die eigentlich ein anderer benutzt hat. "Für die Gruppendynamik in der WG kann das sehr nützlich sein." Dazu gehöre auch der gelegentliche Verzicht auf Rechte. Also am besten nicht wütend auf der Nachtruhe bestehen, wenn der Zimmernachbar seinen Geburtstag feiert.