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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Möbel Luxus-Möbel mit "inneren Werten"
Wenn jemand früher zeigen wollte, dass er richtig viel Geld hat, dann kaufte er sich einen vergoldeten Wohnzimmertisch, ein erkennbar teures Ledersofa von Le Corbusier oder eine Esszimmereinrichtung aus der Renaissance-Zeit. Solch offensive oder gar prahlerische Zurschaustellung des eigenen Wohlstands ist heute eher verpönt. Günstiger sind Hochklasse-Möbel dadurch nicht geworden. Preis und Qualität sind nur nicht mehr auf den ersten Blick erkennbar. Da kann ein völlig unscheinbarer Tisch, der aussieht wie grob zusammengenagelt, schnell mal 25.000 Euro kosten. Diese Möbel überzeugen durch ihre "inneren Werte".
Welche Produkteigenschaften sind es, die heute in der Luxuswelt und morgen vielleicht auch im bezahlbaren Reich von Otto Normalbürger herrschen werden? Worauf achtet man neuerdings, und was ist unwichtig geworden?
Neue Lebensrealitäten beeinflussen das Möbel-Design
Wer heute echten Luxus konsumiert, legt meist Wert auf eine außergewöhnliche Designhandschrift. Und diese umfasst dann eben nicht mehr die hundertste Neuauflage der Bauhaus- und 50er-Jahre-Möbel, die der ehemalige Berliner Galerist Clemens Tissi sogar schon als "reine Pornographie" brandmarkte.
Vielmehr fließen ganz neue Lebensrealitäten in Möbelentwürfe ein: so zum Beispiel die Kreativität von brasilianischen Slum-Bewohnern in die Möbel von Humberto und Fernando Campana, oder der Wunsch nach einem Sichtschutz in modernen Lofts, vollverglasten Räumen oder auf dem Balkon bei den Entwürfen von Tim Kerp.
Materialehrlichkeit ersetzt Perfektion
Ein wahrhaft luxuriöses Material ist heute nicht mehr schillernd, glänzend und perfekt, sondern zeichnet sich durch Natürlichkeit, Unregelmäßigkeit in der Oberfläche und eine gute Öko-Bilanz aus. Pflanzengefärbtes Leder, handgesponnene Seide und unbehandelt wirkendes, rohes Holz sind heute die Luxus-Materialien der Wahl. Materialehrlichkeit nennen das die Hersteller und Designer.
Alte Handwerkskunst für neue Luxus-Möbel
Immer beliebter im Hochpreis-Segment werden auch Möbel, die in einer alten, bewahrenswerten (kunst-)handwerklichen Tradition hergestellt werden – beispielsweise Sofas mit einem kapitonierten, also rautengehefteten, Rücken. Auch von Hand abgeschliffene Oberflächen und handwerklich gestaltete Strukturen sind beliebt.
Immer mehr designorientierte Hersteller legen außerdem – in Ergänzung zu ihrer konventionellen Kollektion – eine hochpreisige Sonderedition auf, für die sie aufwändige Einzelstücke fertigen lassen. Hersteller "e15" beispielsweise hat einen völlig unscheinbar wirkenden Tisch im Angebot, dessen Platte von Hand aus Längsschnitten des europäischen Nussbaums gefertigt wurde. Das Holz muss 20 Jahre lagern, bevor es verarbeitet werden kann. Das hat natürlich Einfluss auf den Preis: 25.000 Euro soll das gute Stück kosten.
Der größte Luxus ist ein gutes Gewissen
Hollywood-Stars wie Angelina Jolie oder auch George Clooney machen es mit ihrem Konsumverhalten vor: Der größte Luxus, den man sich als Wohlhabender leisten kann, ist ein gutes Gewissen. Gerade im Hochpreis-Segment werden deshalb immer stärker Möbel nachgefragt, die nicht nur mit einer guten Öko-Bilanz daher kommen. .
Mindestens ebenso wichtig ist es vielen gut betuchten Kunden, dass in der Möbel-Produktion Mindeststandards bei Entlohnung und Arbeitsschutz eingehalten werden. Um solche Möbel zu finden, können sich Interessierte am Fairtrade-Siegel orientieren.