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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wohnen Sieben Stiltodsünden beim Einrichten
Kariert mit geblümt, alt mit neu, romantisch mit modern, westlich mit östlich – in unserer bunten globalen Welt darf das Interieur gerne nach Herzenslust gemischt werden. Und wem es egal ist, was andere denken, der kann sich selbst als einzigen Maßstab fürs Wohlfühlheim nehmen. Möchte jemand in seinen eigenen vier Wänden allerdings Stilbewusstsein unter Beweis stellen, gilt es, beim Einrichten und Dekorieren einige (nahezu) allgemeingültige gestalterische Todsünden zu vermeiden. Über gewisse Geschmacksregeln wäre man sich wohl je nach Alter und Herkunft uneinig. Es gibt aber auch stilistische Todsünden, die alle schrecklich finden. Simona Heuberger, Kunsthistorikerin und Co-Autorin des Buchs "Wohne lieber ungewöhnlich"*, hat ihre sieben größten No-Gos für zuhause.de zusammengefasst.
1. Kein Landhausambiente im Betonblock – Räume binden!
"Als größte Stilsünde empfinde ich es, wenn dem Alter und dem Stil eines Gebäudes beim Einrichten nicht entsprochen wird", findet die 42-jährige Münchnerin. "Der Landhaus-Look funktioniert einfach nicht in einer Hightech-Wohnung aus den 1980er Jahren. Man darf Versailles zwar nach Hamburg verpflanzen, aber nicht in ein Betonhochhaus der 1970er. Die Räume binden uns!"
Das heißt, ins Positive übertragen: Beachten Sie den stilistischen Rahmen, wenn Sie eine neue Wohnung oder ein neues Haus einrichten. Bewohnen Sie eine moderne Wohnung und haben dennoch einen Sinn für Romantik, so versuchen Sie sich in "Landhaus light". Und wählen Sie unbedingt Modernes für den Betonbau!
2. Schluss mit dem TV-Altar – leichte Lösungen bevorzugt!
"Meines Erachtens gibt es aktuell kein schönes TV-Möbel", findet Simona Heuberger. "Es ist sehr schwierig, den Bildschirm in ein Wohnambiente zu integrieren, ohne diesem die Leichtigkeit zu nehmen. Wir haben uns bei mir zu Hause letztendlich für ein ganz schlichtes Regal der Firma MDF entschieden, auf dem der Bildschirm nun eher wie zufällig steht." Suchen auch Sie nach einer individuellen Lösung. Sie kann selbst mit einem simplen Ikea-Regal erzielt werden!
3. Schrankwand, nein danke – umgestalten oder raus damit!
"In manchen Wohnungen gibt es ja immer noch die rustikale Schrankwand in der Küche oder im Wohnzimmer", beklagt Simona Heuberger. "Sie kann den Gesamteindruck einer ganzen Wohnung zunichte machen. Während man sie aus dem Wohnzimmer meist problemlos entfernen darf, lässt sie sich aus der Küche in einer gemieteten Immobilie nicht immer eliminieren. Ich habe so einen Fall im Freundeskreis. Meine Freundin hat die Küche kurzerhand schwarz lackiert – mit einem beeindruckenden optischen Ergebnis." Auch Neonfarben kommen als starker, bewusst gesetzter Kontrast zum altmodischen Schrankwandmonster in Frage.
4. Todsünden Laminat und Terrakotta – Altes freilegen!
"Für mich ist es auch eine Todsünde, wenn der Boden nicht passend zu einem Gebäude gestaltet ist", gesteht Simona Heuberger. "Ein Laminatboden im Altbau passt einfach nicht – und ein Untergrund aus Terrakotta-Fliesen ebenso wenig." Viel schlauer sei es, den Boden in älteren Gebäuden freizulegen, weiß die Kunsthistorikerin aus Erfahrung. "Es kann schon einmal passieren, dass ein Parkettboden zum Vorschein kommt. Und wenn es der Estrich ist, dann schleifen Sie Ihn ab und streichen ihn einfach." Mit einer speziellen Estrichfarbe lässt sich der Boden je nach Gusto farblich auf die Einrichtung abstimmen.
5. Hässliche Holzvielfalt – auf Töne achten
"Mischt man verschiedene Holzarten in einem Raum, so gelingt das selten", weiß Simona Heuberger. "Wenn es unvermeidbar ist, so sollte man darauf achten, dass entweder die Farben oder die Stile harmonieren. Buche, Eiche und Kiefer gehen selten zusammen. Ein 50er Jahre-Sideboard aus Nussholz und einen Ahornstuhl der skandinavischen Moderne jedoch kann auch ein geschultes Auge durchaus in Kombination sehen, weil sie aus der gleichen Zeit stammen."
6. Keine wahllose Mischung vieler Stile – Brüche betonen
Geht es um das (material-unabhängige) Mixen von historischen und regionalen Stilen, befindet Simona Heuberger: "Es gibt Dinge, die sich einfach nicht zusammenbringen lassen. Landhaus und Moderne beispielsweise funktioniert in den wenigsten Fällen." Auch darüber hinaus hält die Münchnerin die wahllose Mischung für problematisch.
Man sollte generell versuchen, so Heuberger, einen Horror vacui (die Angst vor der Leere: in diesem Fall eine Räumlichkeit, die mit mehreren verschiedenen Stilen spannungslos überladen wird) zu vermeiden. Möchte man beispielsweise historische Sitze mit neuen Stühlen zusammenbringen, so kombiniert man sie am besten paarweise. Eine weitere Regel: Der Epochenmix braucht Luft. Weniger ist in diesem Falle mehr, und zwei Stile reichen vollkommen.
7. Keine Villa Kunterbunt – mit Farben ordnen
"Es gibt nur ganz wenige, die es schaffen, mehrere Stile kenntnisreich zu kombinieren", urteilt Simona Heuberger streng. Einen Trick für den Multimix gibt es dennoch: Wenn die unterschiedlichen Möbel und Accessoires zur gleichen Farbfamilie gehören, dann lassen sich hiermit Brücken über Formkonventionen und Materialien hinweg bauen. "Da geht es dann auch, wenn man Art Deco, einen Fifties-Stuhl und ein modernes Sofa kombiniert", rät Simona Heuberger – und zeigt einen Weg auf, wie man Opas und Mamas ausrangierte Möbel doch noch geschmackvoll integrieren kann. Los geht’s!
*Jana Jung / Simona Heuberger: Wohne lieber ungewöhnlich, Die Lust am individuellen Einrichten.