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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hochgiftig, aber wertvoll Warum Seidelbast gut für den Garten ist
Köln (dpa/tmn) - Wenn der Seidelbast erblüht, kleckert er nicht mit ein paar wenigen unscheinbaren Farbflecken. Er besetzt seine aufrecht in die Höhe ragenden Zweige dicht an dicht mit magentafarbenen Blüten - und das gleich über mehrere Monate hinweg.
"Die ersten Blüten können schon im Februar erscheinen, und weitere Blüten zeigen sich bis zum April", sagt Kirsten Finkel, Gärtnermeisterin in der Flora, dem Botanischen Garten der Stadt Köln.
Ein Hingucker im Frühling
Ebenso ungewöhnlich: Die Blüten sind besonders deutlich zu sehen, da das Laub erst im Anschluss austreibt. Aber der Seidelbast fällt zum Winterende und Frühlingsbeginn nicht nur optisch auf: Die Blüten duften stark - was in erster Linie zum Anlocken der Insekten dient.
Menschen sollten sich dem zwischen 120 und 140 Zentimeter hohen Seidelbast allerdings nicht ungeschützt nähern. All seine Teile sind giftig. "Rinde und Fruchtsaft können auf der Haut Blasen und Wunden erzeugen", erklärt Finkel. "Die roten Früchte verursachen ein würgend brennendes Gefühl im Hals, das lange hält", ergänzt Ehrentraud Bayer, Leitende Sammlungsdirektorin des Botanischen Gartens München-Nymphenburg. Für Kinder kann der Verzehr auch nur weniger Beeren sogar tödlich sein.
Die Giftigkeit erklärt auch den altertümlichen Namen des Seidelbasts - "Kellerhals". Der Begriff "Kellen" stehe für Quälen oder Schmerzen, so Bayer.
Nahrung für Insekten und Vögel
Trotzdem aber gibt es gute Gründe dafür, das Gehölz in den Garten zu setzen - und das liegt nicht nur an der schönen Blüte. Für Vögel sind die Beeren nämlich nicht gefährlich. Sie picken die roten Früchte gerne auf und sorgen so dafür, dass sich die Samen verbreiten. So ist dieser Strauch sowohl dank seiner Blüten im zeitigen Frühling als Nährgehölz für Insekten als auch für Vögel dank der Beeren wertvoll.
Im Garten kann sich zu dem frühblühenden Strauch eine Vielzahl von Frühlingsblühern gesellen. "Dazu gehören die frühblühenden Zwiebelgewächse wie Schneeglöckchen, Traubenhyazinthen und Krokusse", zählt Expertin Finkel auf. Auch die staudig wachsenden Lenzrosen (Helleborus) mit ihren großen rosafarbenen Blüten passen gut zum Seidelbast. Bayer empfiehlt darüber hinaus das Leberblümchen, die Frühlings-Platterbsen und den Salomonssiegel als Partner. Ebenso gut passen Zaubernuss und Glockenhasel ins Ensemble.
Bevorzugter Standort
Der Gewöhnliche Seidelbast (Daphne mezereum) hat zwar ein recht großes Verbreitungsgebiet - von Europa bis Westsibirien; auch in Deutschland ist er zu finden und steht hier auch unter Naturschutz. Schaut man sich aber genau an, wo er in der Natur wächst, haben die Standorte vor allem eines gemein: kalkreichen Boden. Häufig sind es auch halbschattige bis schattige Standorte in Laubwäldern, wobei der Boden humos sein sollte. Daran sollten sich Hobbygärtner orientieren und im Garten ähnliche Verhältnisse schaffen.
Finkel empfiehlt, Eierschalen zu zerbröseln und in die Pflanzgrube zu geben. Alternativ taugt dafür Algenkalk. "So erhöht man den pH-Wert des Bodens, falls er zu niedrig ist", sagt die Gärtnermeisterin. Bayer rät, für den Seidelbast ein Loch auszuheben, das doppelt so groß ist wie der Ballen. "Nun mischt man Schotter und Sand, gegebenenfalls auch Kalk unter." Außerdem sollte man darauf achten, dass genügend Nährstoffe im Boden sind und die Sträucher mit verrottetem Mist im Frühling und Herbst versorgen.
Staunässe vermeiden
Grundsätzlich sollte der Boden immer etwas feucht sein. Das heißt auch, extreme Trockenheit sowie Standorte, die mal geflutet werden, müssen Hobbygärtner vermeiden, erläutert Bayer. Die Staunässe ist vor allem für die fleischig verdickten Wurzeln schädlich. "Es macht Sinn, sich den Standort gut zu überlegen, weil man die Sträucher später nicht mehr verpflanzen sollte", erläutert die Sammlungsdirektorin.
"Der Seidelbast ist absolut pflegeleicht", ergänzt Finkel. Er braucht etwa keinen Schnitt, und er mag ihn auch nicht. Allerdings müssen Hobbygärtner auch nicht damit rechnen, dass der Strauch zu groß wird. Sein jährlicher Zuwachs beläuft sich auf kaum mehr als zehn Zentimeter. Selten befallen den Seidelbast Pilzkrankheiten. In so einem Fall rät Gärtnermeisterin Finkel, vor allem die Standortfaktoren zu überprüfen und verbessern. "Bei Trockenheit wird häufig Mehltau beobachtet, und Welkepilze sind ein Anzeichen für Staunässe", erklärt Bayer.