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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gartenarbeit Wundererde Terra Preta erspart das Düngen
Nie mehr düngen? Der Traum eines jeden Hobbygärtners scheint wahr geworden zu sein. In Südamerika gibt es Flecken, an denen die Erde so fruchtbar ist, dass man keinen Dünger zugeben muss. Terra Preta heißt die Wundererde, die Nährstoffe über einen sehr langen Zeitraum speichern kann. In Amazonien sind diese Böden sogar jahrtausendealt. Das Besondere: Die Erde wurde von den Indios selbst hergestellt. Was Forscher davon halten und wie man Terra Preta für seinen Garten anfertigen kann.
Im Boden schlummert viel Gutes für die Pflanzen. Einer der wichtigsten Nährstofflieferanten ist Humus. Während der Hobbygärtner einem herkömmlichen europäischen Gartenboden den Humus Jahr für Jahr durch Kompost, Häcksel oder Laub zuführen muss, gibt es auf kleinen Flächen der südamerikanischen Regenwaldregion Amazonien Böden, die nachhaltig fruchtbar und humusreich sind. "Diese Erden heißen auf Portugiesisch terra preta de indio", sagt Haiko Pieplow, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Freien Universität Berlin. Übersetzt heißt das: schwarze Erde der Indios.
7000 Jahre altes Verfahren
Die teils meterhohen Schichten in den Tropen sind durch Menschenhand entstanden. Der hohe Humusgehalt ist verwunderlich: Der tägliche Regen der Tropen schwemmt eigentlich Nährstoffe aus, es entsteht so rasch nur organischer Kohlenstoff. Aber vor rund 7000 Jahren entwickelten Ureinwohner ein Verfahren zur Herstellung von Gartenboden in ihren Waldgärten. "Die Entwicklung reißt jedoch vor 500 Jahren mit der spanischen und portugiesischen Eroberung ab", erläutert der Bodenkundler Pieplow.
In Terra Preta wurden Holzkohle, Exkremente, Aschen, terrestrische und aquatische Biomasse, sogar Lebensmittelabfälle nachgewiesen. Man geht davon aus, dass die Ureinwohner Fäkalien mit Holzkohle gemischt und weitere Abfälle dazugegeben haben. In luftdichten Tongefäßen entstand die fruchtbare Erde. Daher findet man immer wieder auch Tonscherben in den Böden. "Den Prozess der Fermentierung kennen wir aus der Konservierung von Lebensmitteln wie Sauerkraut", so Pieplow.
Die Holzkohle macht's
Die Holzkohle in dem Erdgemisch verhindert die Entstehung von Fäulnis und Methangasen, zudem bindet sie entstehende Gerüche. Durch die geschlossenen Gefäße können sich auf den Fäkalien auch keine Insekten massenhaft vermehren. "Holzkohle hat eine sehr große Oberfläche, auf dieser findet nun eine Besiedlung mit Mikroorganismen statt", erklärt der Wissenschaftler. So werden Nährstoffe an- und eingelagert. Gleichzeitig ist die Holzkohle sehr strukturstabil und bleibt dem Boden lange erhalten. Auf diese Weise wird zusätzlicher Dünger überflüssig.
Auf den Kleingarten lässt sich die Herstellung von Terra Preta übertragen, aber nicht auf industrielle Anbauformen. "Terra Preta entsteht letztlich durch die Aktivität der Bodenorganismen", erklärt Pieplow. Mineraldünger, Pestizide, schweres Gerät und Monokulturen schränken Vielfalt und Aktivität der Bodenlebewesen ein.
Wichtig ist der Holzkohlestaub
Für Hobbygärtner ist der bedeutendste Bestandteil Holzkohle. "Es ist wichtig, dass man feinen Holzkohlestaub und keine -asche verwendet", betont der Bodenkundler. Der Staub hat noch stabile Strukturen, die Basis für den zuverlässig hohen Kohlenstoffgehalt und die Nährstoffspeicherung sind. Kaminasche ist vollständig verbrannt und daher nicht geeignet. Den Holzkohlestaub haben die Indios im Amazonas wahrscheinlich aus ihren Öfen, auf denen sie gekocht haben, gewonnen. Heute kann man Hozkohlestaub beziehungsweis -pulver kaufen. "Es gibt auch verschiedene Öfen wie den Aztekenofen auf dem Markt, mit denen man selber kochen und Holzkohlestaub gewinnen kann", ergänzt Pieplow.
Terra Preta selbst herstellen
In der Sendung "Unser Land" vom Bayerischen Fernsehen wird gezeigt, wie man die Wundererde selbst herstellt. Garten- und Küchenabfälle werden klein geschnitten und in einem Eimer mit etwa zehn Prozent hochwertiger Holzkohle vermischt. Etwas Steinmehl reichert das Gemisch mit Mineralien an. Für die Fermentation des Ganzen gibt man Effektive Mikroorganismen hinzu. Diese kann man in Flaschen im Fachhandel kaufen. Ein Deckel verschließt den Eimer, dann muss die Mischung zwei Wochen ruhen. Kalt darf es nicht sein. Die Temperatur muss über 15 Grad liegen. Das Ergebnis wird anschließend auf den Gartenboden ausgebreitet und mit Erde bedeckt. Eine Plane schützt den Boden vor Regen. Regenwürmer und natürliche Mikroorganismen bearbeiten das Gemisch weiter. Ein halbes Jahr später ist die Terra Preta dann fertig.
Angebot im Handel ist nicht original
Es gibt auch Erde mit dem Namen Terra Preta im Handel. "Industrielle Hersteller nennen ihre Produkte gerne so, aber Terra Preta ist die Bezeichnung für eine Bodenart", erläutert Marianne Scheu-Helgert von der Bayerischen Gartenakademie in Veitshöchheim. Der Export, Abbau und Verkauf des natürlich gewachsenen Bodens in Südamerika ist verboten.
Kräuter, Erbsen und Bohnen gedeihen in Terra-Preta-Erden nur schlecht
"Im Handel findet man vor allem fertige Blumenerden mit Kohlenanteil", erklärt die Gartenbau-Ingenieurin. Sie sind idealerweise in Nährstoffgehalt, Salzgehalt und pH-Wert auf die Pflanzenbedürfnisse abgestimmt. "In Abhängigkeit von den Ausgangsstoffen neigen aber viele pflanzenkohlenhaltige Substrate zu einem hohen Salzgehalt und zu einem sehr hohen pH-Wert." Die Folge ist eine Begrenzung des Kohleanteils. Und darin wachsen salzempfindliche Kulturen wie Kräuter, Erbsen und Bohnen schlecht.