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Samen ernten statt kaufen: Tipps fürs eigene Saatgut


Gartenarbeit
Samen selbst ernten statt kaufen

Von dpa-tmn
05.08.2014Lesedauer: 4 Min.
Bei Akelei kann man den Samen gut ernten.Vergrößern des BildesBei Akelei kann man den Samen gut ernten. (Quelle: Niehoff/imago-images-bilder)

Wer ernten will, muss erst einmal säen: Die meisten Hobbygärtner kaufen ihre Samen jedes Jahr neu. Meist kostet so ein Samentütchen ja auch nicht viel. Doch die eigene Ernte von Samen lohnt sich: Denn in diesem Fall kann man sicher sein, dass die Pflanze am Standort gut gedeiht und angepasst ist. Außerdem kann man sicher sein, dass das Saatgut nicht gentechnisch manipuliert worden ist – gerade bei Gemüsesamen ein schlagendes Argument.

"Will man Samen selber ernten, muss man sie erwischen und darauf achten, dass sie reif sind", sagt Martin Nickol, Kustos des Botanischen Gartens der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Der Zustand der Reife ist nach Aussage des Kustos erreicht, wenn die Pflanze die Samen freiwillig hergibt. Beim Mohn und bei der Akelei reißen die reifen Kapseln auf, so dass die Körner herausgeschleudert werden. In einem solchen Fall muss man darauf achten, dass man schneller ist als die Natur.

Teebeutel sind für die Ernte von Samen ideal

"Man kann verhindern, dass die Samen direkt wieder auf den Boden fallen, indem man über die nahezu reifen Kapseln einen Teebeutel stülpt", verrät Nickol einen Trick. Dieser wird unterhalb der Frucht mit Bast zugebunden. Sind die Samen ausgefallen, kann man einfach den Stängel mit Beutel abschneiden. Teebeutel sind ideal, weil sie luftdurchlässig sind und selbst bei Regen formstabil bleiben.

Da weiß man, was man hat

Die eigene Samenernte hat viele Vorteile. "Man weiß, was man hat", sagt Ursula Reinhardt, Diplom-Biologin und Mitarbeiterin des Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) in Fulda. Bei Samentütchen ist es nicht eindeutig, ob die Pflanzen für den Standort und den Boden geeignet sind. Aber wenn sie sich bereits im Garten bewährt haben, kann man sicher sein, dass sich auch die nächste Generation unter den Bedingungen gut entwickelt. "Außerdem sind die Samen aus der eigenen Ernte mit Sicherheit ohne Gentechnik entstanden", sagt Reinhardt.

Bei Pflanzen auf die Samenfestigkeit achten

Damit sich aus den Samen tatsächlich das gewünschte Ergebnis entwickelt, sollten laut Reinhardt zwei Voraussetzungen erfüllt sein: "Die Pflanzen müssen samen- und sortenfest sein." Das bedeutet, dass sich die Eigenschaften einer Pflanze tatsächlich vererben und so auch im Laufe von mehreren Generationen erhalten bleiben. Man sieht das dem Samenkorn nicht an, sondern muss die Pflanze kennen. Hat man etwa eine Sorte, die über viele Jahre in einer Region stabil über Samen vermehrt wurde, gilt sie als samenfest.

F1-Hybride eignen sich nicht für die Samen-Ernte

Aber es gibt Variationen: "Bei Akeleien kann man sicher sein, dass die Eigenschaften der Elterngeneration nicht gleichmäßig auf die Nachkommen verteilt werden", erläutert Klaus Knospe von der Gesellschaft der Staudenfreunde (GdS). Sie spalten sich auf, was man später deutlich an der Blütenfarbe erkennt. "Wenn man Pflanzen aus gekauftem Saatgut angezogen hat, das den Vermerk F1-Hybride trägt, kann man sie nicht sinnvoll weitervermehren", erklärt Biologin Reinhardt. Die Samen sind häufig nicht fruchtbar oder die Variabilität der Eigenschaften ist sehr hoch.

Mit Selbstbefruchtern geht es am einfachsten

Auch Gemüsesamen kann man selber ernten, allerdings hat jede Kultur ihre Besonderheiten. Am leichtesten ist es mit Tomaten, Salat, Erbsen sowie Busch- und Stangenbohnen. "Das sind Selbstbefruchter", erklärt Reinhardt. Die meisten anderen sind Fremdbefruchter. "Man muss dann mindestens 100 Pflanzen gemeinsam abblühen lassen, um Inzucht zu verhindern."

Tomaten-Samen ernten

Haben Hobbygärtner zum Beispiel eine besonders leckere Tomate, die sie auch im nächsten Jahr kultivieren möchten, lösen sie einige Kerne aus dem Fruchtfleisch heraus. Schaut man sich die Kerne genau an, erkennt man eine glitschige Hülle um jedes Samenkorn. "Diese Gallerte enthält keimhemmende Substanzen, damit die Keimung nicht bereits im Fruchtfleisch beginnt", erläutert Reinhardt. Anderenfalls würde die Feuchtigkeit der Frucht bei Wärme die Keimung auslösen.

"Diese Gallerte muss abgebaut werden", sagt die Diplom-Biologin. Sie empfiehlt, die Samen mit etwas Wasser und Zucker zu vergären. Die Gallerte trennt sich, sinkt ab und die Samen können an der Wasseroberfläche abgesammelt werden. Anschließend lässt man die Samen trocknen und kann sie bis zum Frühjahr lagern.

Taube Samen einfach wegpusten

"Grundsätzlich sollten alle selbst geernteten Samen gereinigt werden", sagt Knospe. Dafür werden die Samen von der Frucht getrennt. Die groben Teile lassen sich leicht entfernen. Man sollte die Samen auf ein Papier rieseln lassen und leicht dagegen pusten, rät der Staudenexperte zudem. Dabei sortieren sich auch sogenannte taube, also nicht keimfähige Samen aus – sie sind leichter. Martin Nickol empfiehlt, auch zu kontrollieren, ob sich Schädlinge in dem Saatgut befinden. "Das muss man regelmäßig machen, denn der Bohnenkäfer kann auch erst nach ein paar Tagen oder Wochen sichtbar werden und dann alle andere Samen vernichten", erläutert der Experte.

Glas oder Papiertüte: Da streiten sich die Experten

Die gereinigten Samen trocknen dann an einem luftigen und kühlen Ort. "Man muss aber aufpassen, dass sich nicht Mäuse oder Spatzen darüber hermachen", sagt Nickol. Sicher lagern die Samen in Schraubgläsern. Neben dem Namen ist es hilfreich das Erntejahr zu vermerken. "Tomatensamen bleiben bis zu acht Jahre keimfähig, wenn man alles richtig gemacht hat", sagt Ursula Reinhardt. Möhrensamen etwa sind dagegen nur ein bis zwei Jahre haltbar.

Die Königliche Gartenakademie in Berlin rät dagegen, die Samen über den Winter nicht in verschließbaren Gläsern zu lagern, wo Restfeuchte die Samen schimmeln lässt. Besser seien Papiertütchen.

Kaltkeimer müssen vor dem Winter in die Wärme

Nicht alle Körner werden gelagert. "Die Samen von Christrosen bringt man so schnell wie möglich wieder in die Erde", erklärt Knospe. Diese sogenannten Kaltkeimer brauchen die winterliche Kälte, damit keimhemmende Substanzen abgebaut werden. Sie verhindern, dass die Keimung vor dem Winter einsetzt, weil die zarten Sämlinge die kalte Jahreszeit nicht schadlos überstehen würden.

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